Nr. 13
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 205
essante Ausnahme bildet. Maria ist in Tusche auf Gold darge-
stcllt. Der Glasmaler Josef Mildner war Leiter der Glasfabrik
in Gutenbrunn, der »Fabrik auf der k. k. Familienherrschaft
Gutenbrunn im Fiirnbergischen großen Weinspergerwald in
Niederösterreich.« Kaiser Franz kaufte die Fabrik an. Mildner
hat sich auch durch die Herstellung der heute von Sammlern
außerordentlich geschätzten kunstvollen Doppelwandgläser mit
Goldgravierung einen Ruf gemacht.
(Vorgeschichtliche und römische Funde
in Steiermark.) Aus Graz wird uns geschrieben: Doktor
Hans Winkler, Notar in Windischgraz, hat dieser Tage der
Altertumssammlung des steiermärkischen Landesmuseums in
Graz die Funde seiner erfolgreichen Ausgrabungen gewidmet,
die er in der Umgebung von Windischgraz durchgeführt hat.
Die Funde umfassen ein schönes Lappenbeil aus der Bronze
zeit, zahlreiche Gefäße, Ton- und Bronzegegenstände aus dem
hallstättischen Gräberfelde im Lechenwalde, Funde aus der
römischen Poststation Colatio, einen wertvollen Inhalt römi
scher Gräber (Gefäße and Beinschnitzereien) und besonders
ausgezeichnete Funde aus dem karantanischen Gräberfelde
vom Schloßberge bei Altenrnarkt. Unter den Funden befinden
sich auch mehrere Architekturstücke vom römischen Tempel
in Colatio und ein Inschriftstein, der einer Magistratsperson
von Celvia gewidmet ist, wie aus der Figur eines neben der
Inschrift angebrachten Liktors ersichtlich ist. Die Funde
zeigen, wie stark Steiermark in vor- und frühgeschichtlichen
Zeiten besiedelt war.
(Altertümerschutz in Aegypten.) Ver
lockende Angebote von Antiquitätenhändlern verleiteten oft
die Fellahs im Niltal, trotz aller Verbote der Regierung immer
wieder heimliche Ausgrabungen zu unternehmen, durch welche
wertvolle Denkmäler des Altertums empfindlich geschädigt
wurden. Nunmehr hat aber die ägyptische Regierung ein neues
Gesetz zum Schutze der Denkmäler erlassen, dessen strenge
Bestimmungen vielleicht geignet sind, diesem Treiben Einhalt
zu gebieten. Jede Person, die ohne eine besondere Erlaubnis
Ausgrabungen in den Ruinen veranstaltet oder Tiere zwischen
den Ruinen weiden läßt, soll ein Jahr Gefängnis und
eine Geldstrafe von 100 Pfund erhalten. Jeder, der einen Namen
auf ein altes Denkmal kritzelt, erhält acht Tage Gefängnis und
ein Pfund Geldstrafe. Die Antiquitätenhändler müssen sich von
der Regierung eine Lizenz ausstellen lassen und sind ver
pflichtet, ihre Ankäufe und Verkäufe genau zu registrieren, und
Regierungsbeamte sind jederzeit ermächtigt, eine Revision ihrer
Bücher vorzunehmen. Nur die Archäologen, die von ihren Re
gierungen, von Universitäten, Akademien oder gelehrten Ge
sellschaften beglaubigt sind, erhalten die Erlaubnis, Aus
grabungen vorzunehmen. Ausnahmen können für Privatpersonen
nur gemacht werden, wenn sie genügende Empfehlungen auf
weisen können, und man darf von ihnen fordern, daß sie als
Autoritäten anerkannte Archäologen in ihren Dienst nehmen.
Jede Expedition wird die Ausgrabungserlaubnis nur für höch
stens zwei Stätten erhalten, und sie muß durch Situations
pläne genau die Ausgrabungen, die sie unternehmen will,
kennzeichnen. Am Schluß jeder Ausgrabungskampagne müssen
die Gräben ausgefüllt werden. Dieses Gesetz, das den plan
losen Ausgrabungen in Aegypten ein Ende bereiten soll, wird
zweifellos den Beifall aller Archäologen finden.
Museen.
(Stadtmnsenm in Bade n.) Aus Baden bei Wien
wird uns geschrieben: Infolge der Vereinigung von Weikersdori
mit Baden hat das städtische Museum, das sogenannte. »Rollett-
Museum«, in dem architektonisch schönen ehemaligen Rathause
von Weikersdorf ein neues prächtiges Heim erhalten, das am
28. v. M. dem öffentlichen Besuch in feierlicher Weise übergeben
wurde. Den Grundstock dieses Museums bildet das vom Arzte
Anton Franz Rollet t im Anfang des 19. Jahrhunderts ge
gründete und nach ihm benannte Museum, das von dessen
Witwe Josefa und deren Söhnen Dr. Karl und Dr. Hermann
Rollett im Jahre 1867 der Stadt Baden gespendet wurde. Eine
Bereicherung .erhielt das Museum durch die Schenkung des Herrn
Eduard P e r g e r, eine Sammlung von höchst originellen Aqua
rellen, »Der Mensch und sein Beruf« darstellend, die in einem
eigenen Saale, »Perger-Saal«, ausgestellt ist. Im Stiegenhause
befinden sich römische und andere stadtgeschichtliche Objekte.
Der Hauptsaal enthält alle auf die Geschichte Badens sich be
ziehenden Pläne, Ansichten, Bilder und Urkunden. Im »Weil-
turg-Zimmer« sind Erinnerungen an Erzherzog Karl und seine
Familie. Stilvoll ausgestattet ist das »Biedermeier-Zimmer« mit
einem Beethoven-Klavier. Im »Kabinett« ist eine seltene Samm
lung von weiblichen Handarbeiten aus dem Anfänge des vorigen
Jahrhunderts ausgestellt. In der geologischen Sammlung erhält
man einen Einblick in die Schöpfungsgeschichte der Badener
Thermen. Die berühmte Schädelsammlung des Phrenologen
Gail, die »Kapelle« und das Archiv sind im Parterre unter
gebracht. Das neue Museum, dessen Herstellung ein Verdienst
des Stadtarchivars Dr. Rainer von R e i n ö h 1 und seiner
Mitarbeiter, Biirgerschnldirektors Emmerich Eben führ er
und Oskar Lasser, Freiherrn von Zoll heim ist, wird eine
weitere Anziehungskraft auf die Bewohner und die Kurgäste des
Kurortes ausüben.
(Dresdener städtische Sammlungen.) Aus
Dresden wird uns geschrieben: Der Direktor der städtischen
Sammlungen Professor Dr. Minde-Pouet hat den gesamten
handschriftlichen Nachlaß der namentlich durch ihre mimo-
dramatischen Darstellungen berühmten Schauspielerin Henriette
Händel-Schütz (1772 bis 1849) für die städtischen Samm
lungen erworben. Der Nachlaß ist reich an Briefen der Roman
tiker und anderer Zeitgenossen, und wird geschlossen als
Schrift der Gesellschaft für Theatergeschichte erscheinen.
Außerdem hat Professor Minde-Pouet für die Sammlungen ein
Gemälde Friedrich August Tischbeins, das Porträt der
Herzogin Dorothea von Kurland, der Patin Theodor
Körners, auf der Darmtsädter Jahrhundertausstellung er
worben.
(Ein Porträt von Max Liebermann.) Max
Lieber man ns im Jahre 1905 gemaltes Bildnis des da
maligen Direktors des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg
(späteren Burgtheaterdirektors in Wien) Freiherrn Alfred von
Berger ist für 1 die königl. Gemäldegalerie in Dresden ange
kauft worden.
(Das Rodin-Museum.) Aus Paris wird uns ge
schrieben: Im Hotel B i r o n, dem köstlichen, von Jacques
Gabriel im Jahre 1775 für den Marschall G. v. Biron erbauten
Palais hat R o d i n nunmehr seine Werke aufgestellt, und bis
zum 20. Jahre nach seinem Tode werden sie in dieser Aus
stellung zu sehen sein. Dann kommen sie in den Louvre. Tritt
man in das viereckige, mit Säulen geschmückte Vestibül, so
fällt der Blick zuerst auf die großen Bronzen: »L'homme qui
marche«, »Eva« und »Johannes der Täufer«. »Das eherne Zeit
alter« hat auf dem Absatz der breiten Steintreppe, die zum
ersten Stockwerk führt, Aufstellung gefunden. Der Gesamt
eindruck der Säle im ersten Stock ist von größter Wirkung.
Die Sorgfalt, die Rodin bei Aufstellung jedes einzelnen seiner
Werke hat walten lassen, ist augenfällig. Seit langem arbeitete
er ja selbst daran, diese Werke in das Licht und an den Platz
zu stellen, in welchem sie am vorzüglichsten zur Geltung
kommen. Blöcke, die von oben gesehen sein sollen, sind auf
Sockel gestellt, deren Höhe diesen Anforderungen in genauester
Weise angemessen ist. An anderer Stelle finden wir Skizzen zu
den Statuen und Denkmälern, einige davon in verschiedenen
Exemplaren. Eine zweite Abteilung zeigt die Gipsmodelle und
Bronzereproduktionen aller Werke des Meisters. Weiterhin