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Nr. 13
Internationale
folgen Gruppen in Marmor, Bronze, Terrakotten. Seine Antiken
sammlung hat Rodin verstanden, außerordentlich reich und viel
seitig auszugestalten. Sie stammt aus Ankäufen, die er, sie oft
dem Zufall überlassend, auf seinen Promenaden in Paris gemacht
hat. Aufgestellt ist diese Sammlung im Hotel Biron jetzt noch
nicht, man kann sie aber in Meudon in der Besitzung des
Meisters sehen. Sie zeigt er seinen Besuchern stets in erster
Linie. Im Hotel Biron werden die wichtigsten Stücke dieser
Sammlung in ähnlicher Weise wie in Meudon, im Freien, also
in dem Licht, für das sie geschaffen wurden, Aufstellung finden.
Die Sammlungen Rodins umfassen Fragmente von Praxiteles,
I'hidias, römische Torsi und Büsten, mittelalterliche Dar
stellungen der Jungfrau und Christi, Werke der Renaissance,
japanische und chinesische Antiken, persische Stoffe, einige
ägyptische Statuen.
(Eine Fälschung im Thermenmuseum.) Aus
Rom wird der »Frkf. Ztg.« berichtet: In der letzten Nummer
des Jahrbuchs des österreichischen archäologischen Instituts
macht Prof. Fr. Hauser darauf aufmerksam, daß er und
andere Archäologen, so Prof. A rn e 1 u n g, der bedeutendste
lebende Antikenkenner, einen bekannten Marmorkopf des
Antikenmuseums in den Thermen des Diocletian, der unter der
Bezeichnung »Supplice« (Die Flehende) im Katalog aufgeführt
ist und als griechisches Originalwerk aus dem 5. Jahrhundert
v. dir. galt, für eine Fälschung halten; als ein Beweis
wird angeführt, daß in letzter Zeit drei gleiche Köpfe auf dem
Äntiquiitätenmiarkte erschienen seien. Der Kopf weist im Typus
große Aehnlicibkeit mit den Epheiben des Parthenonf dieses auf und
steht auch in direkter künstlerischer Verwandtschaft mit der be
kannten Statue aus der Zeit des Phidias im Palazzo Barberini
In Rom. Die Deutung des Kopfes war verschieden: Visconti
hielt ihn für eine um Aeueas trauernde Dido, Braun für eine
Penelope; keiner der zahlreichen Kunsthistoriker aber, die sich
in Spezialarbeiten mit dem Werke beschäftigten, hielt es bisher
für falsch. Angekauft wurde es 1911 auf Grund eines Gutachtens
der bedeutendsten italienischen Archäologen. Der von einem
römischen Blatt befragte Direktor der schönen Künste Corrado
Ricci bestätigte zwar das Vorhandensein einiger Pendants, die
aber alle gegen das Stück des Thermenmuseums minderwertig
seien; er hält auch jetzt noch das Gutachten, das zu dem staat
lichen Ankauf führte, für begründet.
(Ein Ibsen-Museum in Christiania.) Wie aus
C h r i s t i a n i a gemeldet wird, hat Ibsens Sohn, der frühere
Staatsminister Dr. Sigurd Ibsen, der Stadt Christiania das
Arbeits- und Schlafzimmer seines Vaters, das will sagen, ihre
volle Ausstattung an Hausrat, Bildern u. s. w., als Geschenk
angeboten. Voraussetzung der Gabe ist, daß die Gemächer mit
den ursprünglichen Tapeten und allem Zubehör aus der Woh
nung am Drammensvej, die Ibsen in seinen letzten Lebensjahren
bewohnte, entfernt und in dem Norwegischen Volksmuseum
ganz getreu wieder aufgebaut werden. Doch findet dieser Plan
nicht ungeteilte Zustimmung. So tritt zum Beispiel ein großes
Blatt dafür ein, daß man das Arbeitszimmer Ibsens als ge
heiligte Stätte nicht aus dem Hause entferne, wo der Dichter
selbst gelebt und geschaffen hat, sondern daß es an Ort und
Stelle als eine Art lebendigen Ibsen-Museums unberührt er
halten bleibe. Ibsens Arbeitszimmer enthält eine Reihe von
wertvollen Gemälden, darunter auch das Bildnis Strind-
b e r g s von der Hand des norwegischen Malers Christian
K r o h g. In welcher Form nun aber auch der Plan zur Aus
führung gelange, gewiß scheint unter allen Umständen, daß
Christiania seinen großen Dichter durch die Einrichtung eines
eigenen Ibsen-Museums ehren wird.
(Das Museum von Rhodus.) Die Restaurierung des
altehrwürdigen Bauwerkes, das auf Betreiben der italienischen
Regierung dazu bestimmt ist, als »Museum von Rhodus« der
Nachwelt die Erinnerung an die Geschichte der Insel zu erhalten,
geht ihrem Ende entgegen und wird in den ersten Julitagen voll
endet sein. Es handelt sich um den stattlichen alten Bau, der in
den Jahren 1421 bis 1437 unter der Herrschaft des Antonius
F1 u v i an und La R i v i e r e s, des zehnten Großmeisters des
Ordens der Ritter von Rhodus, erbaut wurde. Ursprünglich
diente er dem Orden als Kloster, später wurde er von den
Türken als Kaserne verwendet. Um einen geräumigen Hof ziehen
sich prächtige Säu'lengänge mit gotischen Wölbungen. Den
Mittelpunkt des Hauses bildet ein riesiger Saal von sieben Meter
Höhe; in ihm wurden in alten Zeiten die neuen Ritter des
Ordens zum Schwure zugelassen, indes die übrigen Räume den
Novizen dienten. Nach der gründlichen Wiederherstellung wird
das Bauwerk die schönen Sammlungen aufnehmen, die aus den
im Auftrag der italienischen Regierung an verschiedenen Stellen
der Insel vorgenommenen Ausgrabungen hervorgegangen sind
und die bereits eine Fülle kulturhistorisch und künstlerisch wert
vollen Materials umfassen.
Vom Kunstmarkt.
(Preistreibereien.) Man schreibt uns aus London:
Die Kunstauktionen bei C h r i s t i e gestalten sich immer mehr
zu wahren Orgien der Sammelwut. In früheren Jahren trafen
sich bei den Christie-Auktionen Sammler von Erfahrung und
Ansehen, die ihre Kollektionen komplettieren wollten, genau
wußten, was jedes Stück, ob es sich nun um ein Bild oder um
einen kunstgewerblichen Gegenstand handelte, wert sei und sich
untereinander in taktvoller Weise verständigten, um aufgeregte
Preistreibereien zu verhindern. Jetzt strömen dort an den großen
Auktionstagen die Multimillionäre aller Erdteile zusammen, die,
vom Beispiel Pierpont Morgans verführt, im Handumdrehen
von heute auf morgen in ihren Palästen, in denen es noch nach
Firnis riecht, »Sammlungen« aufstellen wollen, gleichgiltig, ob
sie etwas davon verstehen oder nicht, ob es Bilder oder Statuen,
Altertümer oder Kuriositäten sind. Die vornehme, gediegene
Sammelwelt kann da natürlich nicht mittun und begnügt sich
mit der Rolle des stummen Zuschauers. So wurden auch bei
der letzten großen Versteigerung bei Christie wieder ganz fabel
hafte Preise für Porzellan, Tapisserien ynd Möbel erzielt, die
oft in gar keinem Einklang zum effektiven Sammelwert der
Sachen stehen. Ein wilder aufgeregter Streit entstand um einen
schönen chinesischen Becher aus der Kang-He-Periode, der auf
schwarzem Gründe bunte Vögel und Blumen zeigt. Schließlich
erstand ihn ein Mr. Gor er um 125.000 K, nachdem er einen
anderen Becher aus derselben Periode mit etwas mehr als
100.000 K bezahlt hatte. Im Laufe des Tages kaufte er noch ein
Paar Blumentöpfe und zwei Vasen, die alle aus Kang-He-Zeit
herrühren, für zusammen 65.000 K. Ein Mr. Thorp trieb den
Preis von einem Paar alten Dresdener Vasen auf 24.000, von
zwei Dresdener Bechern auf 15.000 K. Diese vier Stücke, dis
also zusammen 39.000 K brachten, waren von ihrem bisherigen
Besitzer ebenfalls bei Christie vor sechs Jahren mit 6000 K
bezahlt worden. 20.000 K brachte ein Ludwigsburger Speise
service, das Mr. Rosenbaum aus Newyork erwarb. Eine
Kuriosität, die allerdings sondergleichen ist, erwarb Mr. L i p p-
mann, indem er ein großes Marmorrelief aus dem vierten
Jahrhundert vor Christi Geburt, das in Tripolis gefunden worden
war, erstand. Er mußte dafür 36.000 K bezahlen. Dann kamen
Tapisseriestücke an die Reihe. Von ihnen erzielte den höchsten
Preis von 90.00C K eine Garnitur von fünf Brüsseler Panels aus
dem 17. Jahrhundert. Unter den antiken Möbeln befand sich ein
Louis XV.-Marketerieschreibtiscb mit eingelegter Arbeit, den
Mr. Bartelett für 15.000 K erwerben konnte. Eine Stand
uhr aus der Zeit Louis XVI. in weißem Marmor mit entzücken
den Figuren wurde mit 5000 K bezahlt.
(Die Versteigerung der Handzeichnungs
sammlung Arnold Otto Meyer.) Fortsetzung aus Nr. 12
der »Internationalen Sammler-Zeitung«: Overbeck: Nr. 553
Sitzende Madonna, Kreide Mk. 360, Nr. 554 Mann in weitem
Mantel, Blei Mk. 170, Nr. 556 Modellakt, Kreide Mk. 20, Nr. 557
Männlicher Kopf, Kreide Mk. 115, Nr. 558 2 Bl. Amor von
Thetis, getränkt Mk. 100. Karl Gottlieb P e s c h e 1: Nr. 560