MAK
Nr. 13 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 199 
und Talent wirkte. Als Landau sie kennen lernte, war 
sie auch noch eine schöne junge Frau, die mehr Romane 
lebte als schrieb, prachtvoll eingerichtet wohnte. »Ihr 
Boudoir näherte sich jenen,« meint Landau, »die wir 
in .Tausend und eine Nacht' so einladend geschildert 
finden.« Es scheint, daß dieses Boudoir auch von vielen 
für einladend gefunden wurde, denn sie mußte, wie man 
sich erzählte, infolge gewisser Vorfälle Leipzig ver 
lassen. Von Sehnsucht und Liebe spricht sic auch in den 
Zeilen, die sie Landau widmete: 
»So flüchtig das Leben — so dauernd die Liebe; 
So flüchtig die Freude — so dauernd der Schmerz. 
Und wenn Freud’ und Liebe nun länger auch bliebe, 
Befriedigt’s das Sehnen? — Erfüllt es das Herz? — 
Nein! Nirnrncr und nimmer befriedigt’s die Erde. 
Das Dasein wird endlich zur bängsten Beschwerde. 
Leipzig, 24. Oktober 1849. 
Luise A s t o n.« 
Mit Herloßsohn, dem begabten Dichter und 
gütigen, edlen Menschen, verkehrte Landau auf freund 
schaftlichem Fuße. Der Dichter hatte ihm ins Stamm 
buch ein Poem, »Das letzte Gedicht«, geschrieben, das 
wir schon darum hier mitteilen, weil es in den Werken 
des Dichters nicht enthalten ist und — Landaus Buch 
ist, wie wir schon erwähnten, als Manuskript ge 
druckt daher kaum jemals recht bekannt geworden. 
Es lautet: 
Das letzte Lied. 
Also glaubt ihr wirklich, daß ich 
Schon mein letztes Lied gesungen. 
Daß der Quell der Harmoniert, 
Daß das Saitenspiel verklungen? 
Nein, doch nein! So lang’ noch Blumen 
Auf dem Feld, im Walde sprossen, 
Und solang' beim Becherklange 
Lustig singen die Genossen. 
Und solang’ noch Herzen lieben, 
Herzen noch in Gram vergehen 
Und solange Sonn’ und Sterne 
Immer leuchtend auferstehen, 
Und solang’ sie noch erklingen. 
All die Nachtigallenzungen, 
Ist die Leier nicht zerbrochen, 
Nicht mein letztes Lied verklungen! 
Leipzig, 22. September 1849. 
C. Herloßsoh n.« 
Vielleicht war es doch das letzte Lied! Am 10. De 
zember desselben Jahres starb Herloßsohn arm, ver 
lassen, im Spital. 
Aus Leipzig ausgewiesen — in jener Zeit konnte 
selbst der politisch so harmlose Landau zu einer solchen 
Ehre gelangen — ging unser Albummann nach Hamburg. 
L. Feldman n, der ihm freundschaftlich zugetan war, 
stand damals auf der Höhe seiner Erfolge als Lustspiel- 
dichter. Wie sehr er Landau schätzte, zeigt die folgende 
witzige Improvisation, die er ihm ins Stammbuch 
schrieb: 
»Weit mehr als der Städtebau 
Liebt ich stets Land und A u. 
Bei dieser Liebe wurde ich grau, 
Sterb’ auch ich in Liebe zu Landau. 
Hamburg, 6. Oktober 1850. 
L. Feldman ti.« 
Zehn Jahre später schrieb Feldmann auf die 
Frage, ob er noch derselbe sei, Landau folgendes: 
»Zehn Jahre sind dahin, 
Land und Au ward zehnmal grün, 
Seit ich jene Zeilen schrieb, 
Während grau ich immer blieb, 
Doch auch treu in meiner Lieb’, 
Die ich damals dir verschrieb. 
Hamburg, 22. Juli 1860. 
L. Feldman n.« 
In Weimar wurde das Stammbuch Landaus durch 
Josef J o ä c fi i m und J. P. Ecker m a n n bereichert. 
Eckermann, der durch die Gespräche, die Goethe mit 
ihm führte, so berühmt wurde, wie er es niemals durch 
seine eigenen Werke geworden wäre, schrieb ihm: 
»Wer klare Begriffe hat. kann befehlen. 
Weimar, 18. August 1852. 
J. P. Eckerman n.« 
Liszt, der mit ihm freundlich verkehrte, wies 
seine Bitte um ein Stammbuchblatt mit Bedauern ab. 
Der Grund jedoch, den er für seine Ablehnung angab, 
war vielleicht nicht weniger interessant als die Zeilen, 
die er ihm vielleicht hätte schreiben können. »Ein 
Stammblatt,« sagt Liszt, »nein! Das bedauere ich 
Ihnen verweigern zu müssen. Ich hatte einst wegen 
eines Stammblattes eine große Unannehmlichkeit mit 
einer Gräfin gehabt (Es war wohl die Gräfin D’A g o u 11 
gemeint, welche die Mutter der drei Töchter Liszts war.) 
und zu jener Zeit habe ich mir .geschworen’, nie mehr 
eines zu schreiben.« Er entschädigte dafür Landau mit 
seinem von Kriehuber gezeichneten Porträt. 
Ein seltsamer Zufall wollte es, daß Hans v. B ii 1 o w, 
der auch bereitwillig seinen Beitrag für das Album 
Landaus lieferte, einen Ausspruch — Liszts hinein 
schrieb. Wir lesen nämlich folgende liebenswürdige 
Zeilen des bekanntlich nicht immer höflichen Musikers: 
»,Der Künstler steht dem Publikum gegenüber nicht als ein 
Angeklagter vor seinem Richter, sondern als Zeuge der ewigen 
Wahrheit und Schönheit.’ Dieser Ausspruch Franz Liszts 
existiert zwar nicht gedruckt, aber dafür eingegraben in den 
Herzen derjenigen, deren größter Stolz es ist, sich die Jünger 
dieses Mannes zu nennen, als deren einer sich hier mit freund 
lichem Andenken empfiehlt. 
Hamburg, 20. Februar 1854. 
Hans v. B ii 1 o w.« 
Hermann Schiff, der hochbegabte Dichter, der 
zeitlebens mit widrigen Schicksalen zu kämpfen hatte 
und der jetzt erst eine posthume Berühmtheit zu er 
langen beginnt, schrieb Landau folgendes: 
»Sie kennen mich in einer Zeit, die nicht zu den glänzend 
sten Perioden meines, Lebens gehört. Doch gebe der Himmel, 
daß wir beide noch glücklichere Zeiten erleben und alsdann 
werden Sie sehen, daß auch ich ein anderer sein kann. 
Hamburg, 29. März 1859. 
Zur Erinnerung an Ihren Freund 
Dr. Hermann Schiff.« 
Schiff erlebte die besseren Zeiten nicht! 
Der witzige E. M. 0 e 11 i n g e r schrieb ihm au 
einem sehr heißen Sommertage auf der Rückseite seiner 
Photographie, die ihn, in einen dicken Mantel gehüllt, 
verewigte, folgende Worte: 
»Denken Sie zuweilen an diesen Mann, der seinen Mantel 
bei dieser Hitze gerne bei irgend einer schönen Potiphar zu 
rückließe. 
Dresden, am 18. Mai 1868, 
E. M. 0 e 11 i n g e r.«
	        
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