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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 14
goni oder anderes teures Holz. Man wird jedoch heute,
von Einzelfähen abgesehen, in denen Menschen nur in
blonden Holzarten (Kirsche, Birke, Esche) den Ausdruck
ihrer Wesensart erblicken, beim Bau der Bibliothek eher
nach dunklem, ruhigem Holz greifen und auch bei reicher
durchzubildenden Räumen vor all Om stille Sachlichkeit
wirken lassen. Daß man früher über diese Dinge anders
dachte, beweist zürn Beispiel die heitere, reizvolle, aber
im Raum etwas gezwungene Rokokobibliothek
Friedrichs des Großen in einem runden Raum
des Schlosses Sans souci in Potsdam.
Noch einige allgemeine Bemerkungen: Kostbare, alte
Bücher sollen immer wohl von Türen geschützt, even
tuell auch vom Tageslicht entfernt werden. Immer wird
die zu nahe Nachbarschaft von Beheizungskörpern als
den Büchern gefährlich zu vermeiden sein. Der Sitz-
rnöbel seien wenige, doch diese sehr bequem und vom
kleinen Stuhl bis zum Klub- und Streckfauteuil in ver
schiedenen Formen, damit beim langen Sitzen verschie
denartige bequeme Positionen eingenommen werden
können. Die künstliche (natürlich am besten elektrische)
Beleuchtung sei nicht zu grell, neben von unten be
schirmten, von der Decke hängenden Lampen seien
kleine, auf das Buch einstellbare beschirmte Leselampen,
sowie womöglich den einzelnen Bücherregalen ent
sprechende, separat ein- und auszuschaltende Lampen
vorhanden.
In freien Wandflächen, soweit solche vorhanden sind,
nicht höher als mit dem Oberrand, etwa 180 Zentimeter,
wird man vielleicht am besten gute Radierungen, even
tuell in ihren Rahmen auswechselbare, hängen, um nach
Tag und Laune geeignete, immer wechselnde Samm
lungsstücke auf sich wirken zu lassen. Für viele Bilder
wäre die Nähe der dunklen, oft vielfarbig gebundenen
Bücher nicht vorteilhaft. Am dafür bestimmten Platz, ins
Holzpaneel eingelassen, zum Raum gestimmt, wird nur
e i n bedeutsames Bild als einziger Wandschmuck am
besten passen.
Dies wären einige flüchtige Andeutungen über
Bibliothekseinrichtungen. Bei aller Ruhe der Ausgestal
tung bleibt dann erst dem Architekten die höchst reiz
volle Aufgabe, nicht nur dem bestimmten Menschen,
sondern auch der bestimmten Sammlung ein der Gesamt
note entsprechendes Milieu zu schaffen.
Kunstschätze auf einem ungarischen Edelhofe.
In den moosbedeokten alten ungarischen Edelhöfen, so
lesen wir im »N. Pester Journal«, finden sich gar manche
Dinge, die von den wechselnden Besitzern ganz unbeachtet,
in beschaulicher Ruhe Jahrhunderte überdauern. Oft sind es
wahre Schätze, wenn auch nicht ihrem inneren Werte nach,
so doch vermöge ihres Ursprunges, stumme Zeugen alter
ungarischer Kultur, die oft nur durch Zufall Fachleuten unter
die Augen kommen, die die hier kaum beachteten Dinge ihrem
wahren Werte nach erkennen und zu schätzen wissen. Syste
matische Sammlungen antiker Kunstgegenstände aber finden
sich nur wenige im Privatbesitz. Von einer solchen besonders
wertvollen Sammlung erhielten wir durch einen Gewährsmann
Kenntnis, dessen Schilderung wir die nachfolgenden inter
essanten Einzelheiten entnehmen.
Derjenige, der diese Sammlung, ein Werk emsigen
Fleißes und Ausdauer, sein Eigen nennt, ist der Besitzer des
uralten Tinnyeer Dominiums, der nunmehr sicbenundsiebzig-
jährige Geza Väsärhelyi, der im Juli 1854, also vor sechzig
Jahren, diese Sammlung angelegt hat, deren Stock eine Reihe
Jahrhunderte alter Ahnenporträts bildeten. Geza Väsärhelyi
erweiterte diese kleine Sammlung zwölf Lustren hindurch zu
einem überaus reichhaltigen und wertvollen Museum, gefüllt
mit Unika, welche anzustaunen ausländische Gelehrte von weit
und breit herbeiströmen. Vor allem die Porträts, die Bildnisse
Samuel Väsärhelyis, Vilrna Läßlowskys und des Obersten Anton
Zsitvay, der bei der Belagerung von Paris die ungarischen
Truppen geführt hatte, die Silhouetten der Mednyänßkys,
Andreänßkys und einige prächtige Pastelle aus dem XIII. Jahr
hundert, ein auf ein Stück Brett gemaltes Oelporträt des
Fürsten Siegmund Bäthory aus dem Jahre 1527 und ein Bildnis
Siegimund Räkoczis. Ein interessantes Sprachdenkmal aus dem
XVI. Jahrhundert bildet ein kleines, in Schweinsleder ge
bundenes Gebetbuch, dessen Einband das Bild des Erlösers
schmückt. Die Schrift ist ein Meisterwerk der Kalligraphie, die
sorgfältig ausgeführten, mit Gold und Zinnober gemalten
Initialen zeugen von einer bewundernswerten Miniaturkoinst.
Den größten Stolz des Mussums aber bildet eine voll
kommen erhaltene, mit künstlerischen Ornamenten ge
schmückte Streitaxt, welche in Gesellschaft alter ungarischer
Waffen, Pfeile, Streitkolben etc., die Wand ziert. Die in Räcz-
keve gelegentlich eines Dammbaues gefundene Streitaxt wurde
von dem berühmten Archäologen Florian Römer seinerzeit
als aus der Arpädenzeit stammend erkannt, der sie auch an
läßlich eines in Paris abgehaltenen archäologischen Kongresses
den dort versammelten Gelehrten demonstrierte, wenn auch
dieser Ursprung von Franz Pulßky und dem sächsischen
Forscher Deutsch angezweifelt wurde, welche die Her
stellung als persische Arbeit deklarierten und in das
IX. Jahrhundert verlegten.
Einen weiteren Schatz der Sammlung bildet eine
aus dem Jahre 1604 stammende Uhr. die dem Obersten
Zsitvay bei der Einnahme von Paris als Beute in. die
Hände fiel. Die Uhr soll eigentlich aus dem Bourbonen
schloß stammen. Der Mechanismus der Uhr ist überaus kom
pliziert und widerstand bisher den Versuchen auch der ge
schicktesten Uhrmacher, das Werk wieder in Gang zu bringen.
Auch die numismatische Sammlung enthält so manche Unika.
So finden sich da aus Lydien stammende Münzen aus den
Jahren 238 bis 235 v. Chr. Die Sammlung enthält ferner
prächtige Exemplare versteinerter Schnecken aus der Tertiär
periode, Originaldokumente iri der Glagolit-Sprache, Diplome
aus dem XIII. Jahrhundert.
Die Vitrinen bergen urzeitiiehe Tongefäße. Werkzeuge,
Waffen und Hausgeräte.
In dem Museum sind auch sonst sehr interessante und
bemerkenswerte Dinge zu sehen, und unser Gewährsmann rät
jedermann, der Sinn und Verständnis für solche Antiquitäten
hat, den alten gastfreundlichen Herrn in seinem Tinnyeer
Tuskuhim aufzusuchen, der erst vor kurzem in aller Stille das
sechzigjährige Jubiläum des Bestandes des eigenartigen
Museums gefeiert hat. Der Besuch des uralten ungarischen
Dominiums muß jedenfalls ein interessanter und lohnender sein.