Ni. 14
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 217
Bibliothekseinrichtungen.
Von Ella Briggs-Baumield (Wien),
Der Architekt macht es sich zur Aufgabe, den Raum,
den er schafft, immer einer bestimmten Persönlichkeit
und ihren individuellen Bedürfnissen anzupassen. So ist
es schwer, für die Einrichtung einer Bibliothek, die ja
meist besonders stark der Ausdruck des Lebens und
Denkens einer Person ist, allgemein gütige Regeln auf
zustellen. Und ich denke, es wirkt anschaulicher, wenn
muß sie liegen, vielleicht im obersten Stockwerk. Das
Fenster muß sich hoch über dem Zimmerboden be
finden, damit nur der Himmel und vielleicht ein
paar Bäume hineinsehen. Die Konzentrierungsmög
lichkeit wird durch die ruhige gleichmäßige Behandlung
der Wände erhöht: Regale überall — bei den kostbaren
Büchern mit Türen verschlossene, bei den nicht durch
Fis:. 18. Juan de Flandes, Annagelung Christi
ich etwa an zwei recht verschiedenen Einzelfällen die
Einrichtung von Bibliotheken bespreche.
Da ist einmal der »Bibliothek« genannte Sammel-
rautn der Familie, die »library« des englischen Hauses.
Stiller Versunkenheit der Lektüre dient sie nur höchst
selten, die Bücher werden denn auch in mit Glastüren
verschlossenen, nicht zu hohen Kasten, halb auch als
Dekor an den Wänden stehen; die Fächer der Bücher
vielleicht, um die Eintönigkeit aufzuheben, unterbrochen
von schmalen Fächern zur Aufnahme von kleinen Kunst-
gegenständen, Keramiken und anderen Vitrinenstücken.
Eine ganz andere Art Bibliothek ist die des Gelehrten,
der im kleinen Eigenhaus wohnt. Möglichst weit von
allem Lärm der Kinderstube, der Küche und der Treppe
die Ausgabe, sondern durch den Inhalt kostbaren offene
einfache Holzregale, daß man leicht die Bücher mit einem
Griff erreicht. Ist der Raum knapp, so müssen die Regale
vom Boden bis zur Decke gehen, ist Raum, und das heißt
hier gewöhnlich auch Geld reichlich verfügbar, so wer
den die Bücher erst etwa in 55 bis 65 Zentimeter Höhe
vom Boden aufgestellt und reichen nicht weiter als höch
stens bis zu zwei Meter empor. Immer aber muß man
darauf bedacht sein, daß die Bibliothek Möglichkeit zum
organischen Wachsen hat, denn der richtige Bücher
freund wird immer weiterbauen an seiner Sammlung.
Von den verfügbaren Mitteln hängt auch die zu
wählende Holzart ab. Gebeizte Kiefer wird, richtig ver
wendet, sich sicher ebensogut präsentieren wie Maha-