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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1868 / 39)

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Das Hol: als Bohstoß tTxr das Knnstgewerbe. 
Zwei Vortrige, 9mm. im k. k. am". llusenlu m: Kunst und Industrie n Wien. 
von Prvfcsswr m. w. v. Einer. 
I. 
Das Holz ist durch seine Beschsüenheit von Natur aus entweder Brenn- oder Bau- 
lmlz, entweder Werk- oder Kunstholz. Dieses Letztere ist durch seine Bestimmung 
das vornehmste, des edelste unter allen. Bei keinem tritt durch die Verarbeitung 
eine soldie Wertherhöhung ein, wie heim Kunstholz. Keines verträgt daher so grosse 
Transportkosten und einen so hohen AnschnEungspreis als ebcn das der Kunsxindnstrie 
geweihte Holz. Dasselbe ist also nicht blos das vornehmste und edelste vermöge seiner 
Bestimmung, es ist und! das kostbarste. 
Weldre Eigenechnttm sind es aber, die des Holz zum Knnstholz machen und es 
so hoch über seine Stamrnesgenossen, das Brenn- und Bauholz stellen? 
Die mechanischen Eigenschaften und zwar die Strnctur, die Dichtigkeit, die 
specihsche Schwere, die Härte, die Festigkeit und die Elastizität haben als die wichti- 
geren den Vortritt vor den physikalischen und den chemischen Eigenschnßen. 
Die grössere oder geringem Lebhaftigkeit des Waehsthnnis azengt eine grössere 
oder geringere Breite des Jnlrrringes irn Stamme des Baumes. Der Jnhrring, welcher 
eine Breite von VI," bis über 1" haben kann, zerfällt in einen lichteren und einen dunk- 
leren Theil. Mit Bezug darauf theilt man die Hölzer in drei Kategorien: 
l. Lauhhölzer mit ungleichen Gefiissen, die gross und reichlich in der 
porösen Friihjehrsschicht, klein und weniger zahlreich in der festeren Herbstschicht gee 
bildet werden. Hieher gehört die Eiche. Je lebhafter diese wächst, desto mehr nimmt 
verhiiltnissmässig bei der Verbrveitemng des Jahrringes die Herbst-schiebt zu. 
2. Laubhölzer mit gleichförmig vertheilten Gefiissen, so dass zwischen 
Frühjahrs- und Herbstschicht wenig Unterschied besteht. Repräsentant ist die Buche. 
3. Nadelhiilzer mit ausgeprägtem Jnhresringe, welche an der Innenseite 
aus weichen, locker geiiigten, aussen jedoch aus harten, dichtgefiigten Zellen bestehen. 
Das Verbiiltniss zwischen der Friihjnhrs- und Herbstbildnng des Jnhrringes variirt 
aber bei derselben Baurnnrt. ja sn demselben Individuum. Klima, Bodenbeschntienheit, 
Seehöhe, Alter, Stand etc. iniiuenziren. 
Ohne uns auf die höchst interessanten Untersuchungen der kaiserl. tranzösischen 
Forstschnle in Nnney, des Directurs Wessely, des Forstrathas Nördlinger u. A. des 
Niheren einzulassen, wollen wir nur durch ein Beispiel erhärten, dass der Jahrring des 
Holzes auf die Verwendbarkeit desselben einen eminenten Einfluss hat. 
Das Holz, das man zu Resonßnzböden verwendet, muss gleich starke Jnhrringc 
mit gleichem Verlauf und constantern Verhälmiss zwischen Friihjnhrs- und Herbstschicht 
haben. In dieser Richtung zeichnen sich die Fichten in einigen Gegenden des Böbmer- 
walzlcs aus, die in einer Höhe von 3-4001) Fnss über dem Meere auf surnpiigem, nicht 
sehr kräftigem Boden gewachsen sind. Die Harbstschicbt ist bei ihnen sehr schmal; 50 
Jshrringe gehen auf den Zoll. Das beste Holz zu gedachtem Zwecke liefern die seit 
Jahrhunderten auf dem Boden liegenden, mit Moos iiberwucherten Baumstämme des Ur- 
wnldes. Die Zurichtung des Holzes zu Riesonuuzböden wird im Böhmerwalde fabriks- 
missig betrieben. Die bedeutendste Firma ist Bienert in lllndersdorf. Hunderte von 
Menschen finden jetzt im Biihmerwalde Erwerb, Dank der glücklichen Gestaltung der 
Jahrringe der dort heimischen Fichte; die ganze mnsikliebende Welt entrichtet dahin 
ihren Tribut. 
Die Dichtigkeit des Holzes ist eine Eigenschaft von dem griisstsu Einilnss auf 
die dereinstige Bestimmung des Statfes. 
Grössere Jnhreswiirme producirt dichteres Holz. In den nordischen Lsndstrichcn 
und in den oberen Gebirgsregionen. wo die Kraft der Sonne gebrochen ist, gedeihen 
minder dichte Hölzer, zunächst die Nadelhölzer. 
Die speciiische Schwere, welche die Dichtigkeit des Holme zidermiissig ausdrückt, 
beträgt aber bei dem Holze der Cnniferen nur 04-0- Die blos im Summer grünen 
Laubbäume der genilissigten Zone liefern Holz von 06-11). Das Holz der wintcrgriinen 
Laubhölzer, jenes herrliche Vegetationsprodnct der Tropenliiuder, hat eine specilische 
Schwere von UÄS-lüä. 
Sehr dichtes Holz, wie es zu manchen Arbeiten unerlässlich ist, beziehen wir aus 
den üppigen Wäldern der Tropen, wxi sich unter der Glut der mittäggen Sonne Faser an 
Fnser drängt und zu einer dichten fast metsllähnlichen Masse fügt. 
Aber selbst bei ein und derselben llolzart zeigt sich der Einduss der Jnhreswiirme 
nur" die Dichte, z. B. bei einem linume, der in verschiedener geographischer Breite vor- 
kommt. Dns Holz der europäischen Kcrkeiche hat eine speciiische Schwere von 0'250,
	        
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