Nr. 15
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 237
die Bekehrung des hl. Norbert zum Sujet haben. Ihre Restau
rierung ist nun beendet und die sieben Wandgemälde im unteren
Klostergang des Konventgebäudes auf dem Berge Sion reprä
sentieren sich in überaus würdiger Weise als Werke des
heimischen Priester-Malers P. Siard Franz N o s s e c z k y. Die
Gemälde stammen aus dem Jahre 1721. Mit der Zeit litten diese
Gemälde aber derart, daß sie als einer Auffrischung nicht mehr
würdig befunden und in den Siebzigerjahren des vorigen Jahr
hunderts teils mit Kalk übertüncht, teils der ganzen
Fläche nach mit Firnis ii b e r s t r i c h e n wurden, so daß
sie völlig in Vergessenheit gerieten. Dank dem künstlerischen
Opfersinn des Abtes von Strahov Methud Zavoral, welcher
die Mittel zur Restaurierung der Wandgemälde bewilligt hat,
ist das durch seine Bibliothek und Bildergalerie rühmlich be
kannte Prager Kloster um einen weiteren Schatz bereichert
worden. Der rührige Bibliothekar von Strahov P. Cyrill Ad.
S t r a k a hat in einem vorläufigen kurzen Bericht, dem eine
ausführliche Studie folgen soll, dem kostbaren Fund und seinem
Schöpfer die entsprechende Würdigung zuteil werden lassen.
(Bilderdiebstähle in F ii r t h.) Aus der Fürther
städtischen Bildergalerie würden vor kurzem 40 Bilder gestohlen,
ohne daß es der Verwaltung bisher gelungen ist, den Täter zu
entdecken. Erst dadurch, daß ein Frankfurter Händler dieser
Tage in Fürth zw^ei Bilder zum Verkauf anbot, kam man auf
den Diebstahl, der nun die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Das
Interesse an der Galerie scheint nicht allzu groß zu sein, sonst
hätte man den Abgang der Bilder doch schon früher entdecken
müssen.
(SüdwestafrikanischeKunst.) Aus Windhuk
wird den »Münch. N. N.« geschrieben: Auf der diesjährigen
Landesausstellung für Südwest in Windhuk erregten mehrere
Oclgemälde des Malers Axel Erikson (Ornaruru) berech
tigtes Aufsehen. Der Künstler, ein Sohn des bekannten Löwen-
und Elefantenjägers Erikson, der vor einem halben Jahrhundert
das Schutzgebiet jagend durchzog, ist geborener Südwest
afrikaner und hat uns von seiner Heimat eine Reihe prachtvoller
Gemälde geliefert, die die Bewunderung aller Kenner des Landes
hervorrufen. Da der Maler im kommenden Jahre eine Kollektiv
ausstellung seiner Arbeiten in B e r 1 i n, München und Ham
burg zu veranstalten gedenkt, sind wohl einige Hinweise auf
seine Kunst heute angebracht. Künstler und Kritiker, die die
Farbenwirkung afrikanischer Landschaften nicht mit eigenen
Augen kennen gelernt haben, werden möglicherweise die Werke
Eriksons seltsam finden. Die Töne seiner Gemälde sind — der
Natur entsprechend — zumeist grau in gelb. Auch das Grün
der Landschaft ist ein anderes als in der Heimat. Auffallend ist
ferner die kolossale Weite und Ferne des Gesichtsfeldes. Berge
und Höhenzüge erscheinen noch bis zu 100 Kilometer klar und
deutlich und heben sich konturenscharf vom ewig blauen Himmel
Südwests ab. Auf mehreren der Bilder hat der Künstler die
farbenprächtigen afrikanischen Sonnenuntergänge festgehalten.
Mehrfach hat er die charakteristischen Erongoberge in Abend
beleuchtung gemalt, \\ r enn die Höhen von den letzten Strahlen
c'er untergehenden Sonne vergoldet werden und die Tiefen im
wunderbarsten Dunkelblau untergehen. Bei des Künstlers
Namiblandschaften kommt ganz hervorragend die großzügige
Unendlichkeit und die grausame Schönheit der Wüste zur
Geltung. Ein Werk »Sonnenuntergang nach Gewitter«, das
Erikson in Ornaruru malte, weist die in Südwest häufig be
obachtete grüne Färbung der Wolken auf und das durchsichtige
Violett der Landschaft. Der Beschauer darf aber durchaus nicht
glauben, es mit Bildern der sezessionistischen Richtung zu tun
zu haben. Erikson ist in der Malerei »Naturkind« und hat, um
das Flimmern der afrikanischen Landschaft herauszubringen,
höchstens von den Pointilisten gelernt.
(1 7 0.0 0 0 Mark Strafe f ii r Bilderschmuggel.)
Aus Genua wird uns berichtet: Tiepolos berühmte vier
Meisterwerke, die einst den Palazzo Negrotto in Genua
schmückten und vor zwei Jahren aus Italien geschmuggelt
wurden, haben nun den Gegenstand einer Gerichtsverhandlung
in Genua gebildet. Die Familie Carter hatte die Werke seiner
zeit unter der . Hand für 240.000 Mark erworben und bei der
Ausfuhr mit nur 16.000 Mark für das Werk deklariert. Der
italienische Staat hatte für die Bilder, die Liebcsszenen
zwischen Rinaldo und Arrnida nach Tassos »Befreitem Jeru
salem« darstellen, 120.000 Mark geboten. In der Kunstwelt er
regte es nicht wenig Aufsehen, als die berühmten Stücke eines
schönen Tages in Paris bei dem Kunsthändler Sedlmayer
auftauchten und für 800.000 Mark angeboten wurden. Nun hatte
sich Mrs, Carter vor dem italienischen Gericht zu verantworten.
Der Prozeß endete damit, daß die Angeklagte zu insgesamt
170.000 Mark Geldstrafe und zur Tragung sämtlicher Kosten
verurteilt wurde: wegen Verstoßes gegen das Gesetz, das die
Ausfuhr von alten Kunstwerken aus Italien verbietet.
Numismatik.
(Alte holländische . Gildemünzen.) Man
schreibt uns aus dem Haag: Im königlichen Münzenkabinett
sind alte holländische Gildemünzen ausgestellt. Die Dar
stellungen gewähren einen Einblick in die Beschäftigung der
Gildemitglieder und sind daher von großem Wert für die Kennt
nis des alten Handwerkes; sie zeigen Abbildungen der von der
Gilde angefertigten Gegenstände, Abbildungen aus dem Beruf
und der notwendigen Werkzeuge, einige auch den Schutzpatron
der Gilde.
Philatelie.
(Eine Rarität.) Die Mozartgemeinde in Salzburg hat
für die feierliche Eröffnung des M o z a r t h a u s e s, die am
12. d. M. erfolgt, eine reizende Ansichtskarte vorbereitet. Die
Karte, in Dreifarbendruck ausgeführt, ist ein Werk des be
kannten Münchener Malers Professors Julius Diez, von dem
auch die von der bayerischen Postvcrwaltung ausgegebenen
Karten zum 90. Geburtstage des verewigten Prinz-Regenten
Luitpold herrührten. Professor Diez bringt auf der Karte
Gestalten aus Mozartschen Opern zur Anschauung: voran
marschiert .Papageno, hinter ihm Figaro und Marcellina, die
Königin der Nacht, Don Juan etc. Den Zug beschließt eine
Amorette, deren Gürtel mit einem Violinschlüssel geschürzt ist.
Unterhalb der Figuren liest man die Worte »Erinnerung an die
Weihe des Mozarthauses am 12. August 1914.« Für den Er
öffnungstag wird im Mozarthause ein eigenes Postamt errichtet,
das einen nur für diesen einen Tag in Benützung kom
menden Stempel führt. Die Karte mit dem fiintagstempel wird
bei Philatelisten und Ansichtskartensammlern zweifellos großen
Anklang finden.
(1 4.000 Franken für eine Briefmarke.) Man
schreibt uns aus Antwerpen: Eine sehr teure Briefmarke
erwarb dieser Tage der Antwerpener Senator Graf de Ra-
ma i x, der eine der schönsten und vollständigsten Briefmarken
sammlungen der Welt besitzt. Es handelt sich in diesem Falle
um eine der äußerst seltenen Mauritius mit der Inschrift »Post
Office«, und zwar um die Marke, die die Bezeichnung »2 d.
blain« führt. Der Preis, den Graf de Ramaix für die Marke an
gelegt hat, ist vom philatelistischen Standpunkt entsprechend.
Noch seltener ist die Mauritius »rotorange 1 d.« derselben
Emission. Beide Marken sind die ersten zwei in Mauritius aus-
gegebenen Postwertzeichen und stammen aus dem Jahre 1841.
Von ersterer Briefmarke soll es nur 24 Stück geben, von
letzterer dürften überhaupt nur 11, nach einer anderen Version
13 Stück vorhanden sein. Beide Marken zusammen werden auf
50.000 Franken geschätzt.
(Fälschung der 5 Pfennigmarken.) Die Tages
presse durchläuft die Nachricht, daß die Oberpostdirektion in
Berlin einer Fälschung der kursierenden deutschen 5 Pfennig-
niartken zum Schaden der Post auf die Spur gekommen sei. Mau
hat durch ein chemisches Verfahren, welches übrigens schon
früher einmal zur Fälschung seltener Probedrucke Anwendung
gefunden hat, die Farbe der 5 Pfennigmarke in blau verwan
delt und die Wertzeichen so als 20 Pfennigmarken verwendet.
Da der Fälscher hauptsächlich Warenproben, deren Frankatur