Nr. 16 und 17
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 253
Reformators hervor, dem sein Wahlspruch aus dem
LXXV. Psalm mit der Jahreszahl (A. D. 1545} folgt.
Gleich darunter steht der eigenhändig geschriebene Wahl
spruch und Namenszug Philipp Melanchthons nebst
Datum, geschrieben mit der Feder und Tinte Luthers.
Wahrscheinlich ist diese Seite auf Ansuchens Luthers als
Andenken von Melanchthon in das Buch geschrieben
worden. Das Exemplar kam später in den Besitz des
evangelischen Pfarrers Daniel Wirga aus Mähren. Er
kaufte das Buch in Brünn im Jahre 1565. Dann haben
das Buch noch besessen Samuel Virg a (1603), Stephan
Okrutzky, Stephan B o g ä t i (1680), reformierter Geistlicher,
der das Buch mit 74 anderen Büchern im Jahre 1765 der
Hochschule schenkte.
Heraldik.
(Das Wappen des Papstes Benedikt XV.) Das
Wappen jedes Papstes setzt sich aus Bestandteilen, die sich
seit Jahrhunderten gleich bleiben, und aus dem eigenen
Familienwappen zusammen. Die unveränderlichen Bestand
teile sind die Tiara und die beiden gekreuzten Schlüssel,
ein goldener und ein silberner, die dem Schlüssel Petri
nachgebildet sind. Papst Benedikt XV. ist, wie man
weiß, ein Sproß des altadeligen lombardischen Hauses der
Marchese della Cliiesa. „Chiesa“ heißt auf deutsch „Kirche“,
und die Familie della Chiesa hat ein redendes Wappen,
nämlich eine silberne Kirche mit Turm in blauem
Schilde. Diese silberne Kirche in Blau bildet den Mittel
punkt des neuen päpstlichen Wappens.
Numismatik.
(Belagerungsmünzen.) Diesen kriegerischen Namen
führt eine besondere Art von Notgeld, das in belagerten Plätzen
bei Geldmangel bald aus edlem Metall, bald auch aus wert
losem Stoff wie Leder, Pappkarton, Papier hergestellt und
namentlich zur Löhnung der Truppen verwandt wurde. Sil
bernes Tafelgeschirr mußte mehr als einmal dazu herhalten, in
Belageiungsmünzen umgewandelt zu Werden. Aus Bruch
stücken von Silbergeschirr ließ z. B. bei der Belagerung von
Jülich im Jahre 1610 der Kommandant Joh. v. Rauschen
berg durch Wertstempel Guldenstücke machen, die je nach
dem 1 bis 10 Gulden galten. Auch Herzog Karl Alexander
von Württemberg ließ während der Belagerung von Lan
dau im Jahre 1713 aus silbernem Tafelgeschirr Münzen schla-•
gen, die in ihrem Äußeren ihre Herkunft noch verraten. Es
sind achteckige Platten, die in der Mitte und auch an den
Ecken mit Stempelchen versehen sind. Die Belagerungs
münzen, die begreiflicherweise meist eilig und ohne große
Sorgfalt hergestellt wurden, sind überhaupt in vielen Fällen
sogenannte „Klippen“, d. li. eckige Geldstücke. Über einen
Mangel an Belageiungsmünzen läßt sich nicht klagen, denn die
vergangenen Jahrhunderte haben eine nicht geringe Zahl
hervorgebracht. Die ältesten sind wohl die sehr seltenen von
Tournay aus dem Jahre 1521. Zu den jüngsten zählen die
von Mantua aus dem Jahre 1848. Bekannt geworden ist aus
neuerer Zeit namentlich auch das Belagerungsgcld von Kol-
berg, wo man Anno 1807 Kartonstückchen, die mit den ent
sprechenden Kommandanturstempeln und handschriftlichen
Bemerkungen versehen waren, als Zwei-, Vier- oder Acht
groschenstücke ausgab. Für uns aber ist es heute von beson
derem Interesse, daß as auch Antwcrpener Belagerungs-
münzen aus dem Jahre 1814 gibt. Nicht zu verwechseln mit
den „Belagerungsmünzen“ sind übrigens die sogenannten
„Feldmünzen“. Mit dem letzteren Namen bezeichnet man
Geld, das außerhalb des Lahdes oder der Hauptstadt stehende
Heerführer für die Truppen anfertigen ließen.
(Eine Kautsch-Plakette.) Der rühmlichst bekannte
Bildhauer Heinrich Kautsch, der durch zwei Jahrzehnte in
Paris lebte und bei Kriegsausbruch in seine österreichische
Heimat zurückkehrte, hat zum Besten der Hilfsaktion „Kälte
schutz" eine Plakette geschaffen, die ein kleines Meisterwerk
ist. Die Vorderseite (Fig. 5) zeigt die Züge des Kaisers mit der
Umschrift „Franciscus I. Jos.Imp. et Rex“'; ein Lorbeerzweig
ist huldigend an dem Relief niedergelegt; darunter befindet
sich das Datum 19 2/XII., 14.
Die Rückseite der Plakette (Fig. 6) stellt eine ergreifende
Gruppe dar. Ein verwundeter Krieger mit dem Arm in der
Schlinge, eine Witwe, an die sich ein kleines Kind schmiegt,
ein Invalide, auf dem Stock gestützt; ihnen allen naht die Mild
tätigkeit. Aus ihren Zügen spricht die ganze Seligkeit des
Gebens; ein Waisenkind hat sic bereits unter ihre Obhut ge
nommen, sie wird sich auch der anderen annehmen. „Necessi-
tatibus militantium“ lautet die Umschrift: der „Not der
Krieger" soll gesteuert werden.
Die Plakette, die als Nadel und Anhänger getragen werden
kann, ist nicht nur ein schönes, künstlerisches Andenken an
die große Zeit; ihr Wert wird noch dadurch erhöht, daß sie aus