61«
Die Schokatzen sind, wie die Bunyeväczen, ein katholischer Slavenstamm. Sie
haben ihren Namen wahrscheinlich vom Berge soll (Schot), dessen Gegend sie in ihrer
Urheimat auf dem Balkan bewohnten; doch wird er auch von dem Worte ,8g.llo/ (Hand
fläche) abgeleitet, weil sie mit der flachen Hand das Kreuz schlagen. Männer und Weiber
tragen Sommer und Winter nur ein einziges Leinengewand, über dem die älteren Männer
noch eine mit Lammfell gefütterte Weste (pr8rsiak), die Weiber aber eine gewebte Schürze
(pi'öAnea) anziehen; als Oberkleid tragen im Winter alle ein Wamms aus Lammfell.
Eine Mütze aus gleichem Stoffe ist die Kopfbedeckung der Männer, und ihre Fuß
bekleidung ein Bundschuh, den sie bis an die Knie zuschnüren. Das Haar der Mädchen ist
vorne handbreit emporgekränselt und hinten in einen zwei Hand breiten, dichten Zopf
geflochten; dieser wird bei den Frauen unter einer Reifenhaube (ubrackaö) geborgen,
welche sie nie ablegen. Am Festtage legt das Mädchen einen weißen, die Frau einen
rothen, blauen, oder grünen Rock an; Schürze und Puffärmel sind mit goldenen Tupfen
und buntem Saume geschmückt, auf dem Kopfe tragen sie einen ansehnlichen Blumen
oder Federputz, an der Taille und in der Hand ein farbiges Spitzentuch, an den Füßen
rothe oder grüne Stiefel.
Auch hier gehen die Weiber weder in auswärtige Arbeit, noch in Dienst. In jedem
Hause gibt es fünf bis sechs Webstühle und auch ans Weg und Steg sieht man die Spindel
drehen. Es gibt viel zu weben, denn sie leben noch fast alle in Hausgemeinschaft, und zwar
ziemlich dürftig. So lange das Schweinefleisch vorhält, fehlt es nicht an einem guten Bissen,
weiterhin aber, vom Frühjahr bis zum Herbst, bekommen sie selten Fleisch zu sehen. Darum
gibt es bei ihnen auch weniger Lustbarkeiten, obgleich sie gastfrei und gntmüthig sind.
Kommt Jemand zur Essenszeit ins Haus, so muß er selbst beim Ärmsten durchaus mit an
den Tisch; wenn man Einem von ihnen eine Gefälligkeit erweist, so antwortet er: „ckobitjoto
jabullu« (ich werde dir einen Apfel bringen), das heißt, ich werde es dir vergelten. Bei
ihrer Armut kann dabei freilich wenig mehr als ein Apfel herauskommen, und sie
versäumen es im Herbst auch gewiß nicht, denselben zu überreichen, nachdem sie ihn zuvor
geküßt und an die Stirne gehoben; auch das Osterei wird so behandelt. In die Kirche aber
nimmt jede Frau einen kleinen Teppich mit, auf dem sie kniet oder sitzt. All dies sind
Überbleibsel orientalischer Gebräuche.
Tauf- und Leichenschmaus sind auch bei ihnen gebräuchlich und zum Kolo oder
Prelo gehen sie recht gern; bei der Hochzeit aber wird schon gehörig gespart und es heiraten
dreißig bis vierzig Paare gleichzeitig, weil sich dadurch die Schar der Gäste mehr vertheilt
und die Unterhaltung weniger kostet. Auch der Brautzug ist einfacher; sie gehen zu Fuße
und schwenken Tücher, während zwei oder drei Bursche, damit es auch an Musik nicht
fehle, vor dem Zuge her mit Kuhglocken läuten.