MAK
Nr. 16 und 17 
Internationale Sammler- Zeitung 
Seite 245 
Türkensieger in Tunis einzieht. Die flämischen Maler 
entwickelten damals in Kriegsbildern eine besondere 
Spezialität, der Röchling von damals hieß Snayers. 
Die deutsche Kunst hat ihre erste größere Kriegs 
malerei im Auftrag eines Bayernherzogs geleistet, der 
sich die berühmtesten Schlachten des Altertums von 
den Malern seines Landes darstellen ließ. Die Krone 
ist Altdorfers Alexanderschlacht, ein buntes Ge 
wimmel phantastischer Trachten Lind Fahnen, über dem 
hinten als Schaustück von feiner Lichtmalerei die 
Sonne blutig mit hellen Garben einen dicken Wolken 
ballen durchbricht und das ganze Feld mit rotem Licht 
übergießt. Die prächtigen Landsknechtgestalten der 
Schweiz stellte Holbein in Federzeichnungen kämpfend 
auf. Dann aber hat die versiegende deutsche Kunst 
jahrhundertelang sich nicht an das große Thema des 
Krieges gewagt, das bezeichnenderweise auch bei dem 
bürgerlichsten unserer alten Maler, bei Dürer, fehlt. 
Die Franzosen hatten zur Zeit Ludwigs XIV. 
einen Schlachtenbilderspezialisten von nicht eben hohem 
Ruf, Bourguignon. Das Jahrhundert des Rokoko 
liebte den Krieg wenigstens im Bilde nicht. Friedrichs 
des Großen Taten fanden keinen zeitgenössischen 
Schildeier von Würde. In der Napoleonischen Zeit 
aber hat Goya, der Spanier, in seiner Radierfolge die 
Schauder und Untaten der Spanien heimsuchenden 
Franzosen mit unerbittlicher Grausamkeit gestaltet, 
ein erschütterndes Dokument. 
©SM® 
Die Sammlungen des Freiherrn v. Oppenheim 
II. Kunstgewerbe.* 
Von Geheimrat O. 
So seltene und kostbare Stücke die Sammlung des 
vor zwei Jahren verstorbenen Freiherrn Albert von 
Oppenheim unter ihren Glasgemälden und Skulp 
turen enthält, so liegt doch ihr alter Ruf und ihre 
besondere Bedeutung vor allem in der keramischen 
Abteilung, namentlich in der glänzenden Folge erlesener 
Meisterwerke des rheinischen Steinzeugs begründet.Es ist 
nun schon ungefähr ein halbes Jahrhundert verflossen, 
seit Baron Albert v. Oppenheim die ersten Grundlagen 
für diese berühmte Krugsammlung legte, der er neben 
seiner Gemäldegalerie das nachhaltigste Interesse und 
den lebhaftesten Sammeleifer zeitlebens gewidmet hat. 
Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts waren die 
Steinzeugkrüge der Renaissance nach einer Zeit der 
Vergessenheit wieder zu Ehren gekommen, zuerst bei 
einigen Kunstfreunden der Niederlande, die in ihrer 
Heimat, dem nächsten Absatzgebiete der alten Krug 
bäckergilden von Siegburg, Raeren und vom Wester 
wald, noch reiche Bestände dieser stattlichen Schenk 
kannen und vielgestaltigen Krüge vorfanden. Damals 
entstand als eine der ersten die Sammlung Joan 
d’Huyvetter, die, schon 1829 in einem Tafelwerk 
unter dem Titel „Zeldzaamheden“ veröffentlicht, nach 
ihrer Versteigerung den Grundstock für die höchst 
ansehnlichen Steinzeugsammlungen der Museen von 
Brüssel und South Kensington bildete. Es folgten die 
Sammlungen von Weckherlin im Haag, Rcnesse, 
Ch. Minard van Hoorebeke in Gent, aus deren 
späterer Auktion manche hervorragende Hauptstücke, 
wie die seltenen Doppelringkrüge, in die Sammlung 
Albert v. Oppenheim übergegangen sind. 
Von der wirklichen Herkunft und den Meistern der 
Renaissancekrüge war in jener Zeit fast nichts mehr 
bekannt; in Siegburg, Köln, Frechen, Raeren waren die 
Krugöfen längst erloschen, und der dem hauptsächlich 
sten Fundgebiet der ersten Krugsammler entnommene 
Name „Gr es flamand“ mußte unterschiedslos alle 
Erzeugnisse der verschollenen Betriebsorte decken. 
Hierin schufen erst am Anfang der siebziger Jahre die 
Forschungen des Kölner Kaplans Dornbusch gründ 
lichen Wandel, der die alten Töpferplätze Siegburg, 
Frechen und Raeren sozusagen von neuem entdeckte. 
Nach seinem Beispiel oder auf seine Anregung begannen 
v. Falke (Berlin). 
die beutereichen Ausgrabungen in den Brüchlingslagern 
und Scherbengruben dieser Orte, die nicht nur der 
historischen Erkenntnis eine sichere Grundlage schufen, 
sondern auch dem Sammeleifer einen mächtigen Anstoß 
gaben. 
Überall, wo Museen und Kunstfreunde die Schätze 
des alten Kunstgewerbes wieder zu heben und zu ver 
einigen strebten, wurden nun auch die Steinzeugkrüge 
begehrt und heiß umworben, umso mehr, als sie dem der 
deutschen und niederländischen Renaissance zugeneigten 
Zeitgeschmack, von 1870 bis 1890 ungefähr, am voll 
kommensten entsprachen. In ihren kraftvoll geschwun 
genen Umrissen, den klar gegliederten Formen und dem 
bilderreichen Reliefschmuck hat sich die Renaissance 
des Nordens eindrucksvoll verkörpert. Seit die rheini 
sche Heimat des Steinzeugs der Renaissance festgestellt 
war, wurde Köln wieder ein Mittelpunkt des Krug 
handels, der es schon im 16. und 17. Jahrhundert 
gewesen war. Wie damals die Erzeugnisse von Raeren, 
Frechen, Siegburg, Höhr und Grenzhausen von Köln aus 
auf den Rheinschiffen nach den Niederlanden und 
England, nach Hamburg und Skandinavien verfrachtet 
wurden, so haben die meisten in der zweiten Hälfte 
des 19. Jahrhunderts entstandenen Steinzeugsammlun 
gen aus dem Kölner Kunsthandel geschöpft und viele 
von ihnen, wie die Sammlungen Garthe und v. Minu- 
toli, Disch, v. Parpart, Paul, Meurer, Hartei, 
Gedon, Eugen Felix, Thew’alt und andere, sind auch 
in Köln wieder durch Versteigerungen aufgelöst worden. 
Es ist kaum ein ansehnliches Stück Steinzeug durch 
die Kunsthandlung der Gebrüder Burgeois in Köln, 
die den Krughandel als ihre Spezialität pflegten, 
gegangen, das nicht zuerst dem Baron A. v. Oppenheim, 
als dem stärksten Kunstsammler Westdeutschlands, vor 
gelegt worden wäre. Diese günstige Lage hat A. v. Oppen 
heim vollauf auszunützen verstanden, immer darauf 
bedacht, als vorsichtiger und kluger Kenner nur durch 
die gewählteste Qualität, nicht durch die Menge, seine 
Sammlung zu vervollständigen und zu verbessern. 
So ist diese keramische Sammlung im Laufe eines 
Menschenalters zustande gekommen als eine Auslese 
des Besten, was damals an Werken des rheinischen und 
fränkischen Steinzeuges auf den Kunstmarkt gebracht 
wurde. 
* Siehe Nr. 13 der „Internationalen Sammler-Zeitung“.
	        
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