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fullscreen: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 4)

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jetzt deren sechs mit modernen Capitllen. Die eingezogene lache Decke hat die innere 
Form glnzlich verwischt. Echt und ursprünglich sind dagegen die schonen Schnitzereien 
der Pnrule, die deutlich die Zeit nach tzoo aufweisen. 
Mit dem Auftreten der Gothik wird der Holzbau zurückgedrängt; die größeren, 
dreischifügen Anlagen werden in Stein ausgeführt, wahrend der Holzbau nur noch bei 
kleineren, einschiffigen Kirchen Anwendung Endet. 
Nach der Beschreibung der geographischen Vertheilung der einzelnen Typen geht 
der Verfasser auf die Schilderung ihrer reichen Ornarnentation über, welche sich auf 
Wandbohlen, Säulen, Chorplanken, Triforienkreuze u. s. w. bis auf die Dachkümme und 
die Drachenküpfe der Giebelspitzen erstreckt. Den reichsten Schmuck erhalten die Por- 
tale, unter denen wahre Prachtstücke der Holzschnitzkunst sich befinden. 
lnt Gegensatz zum Stabbau der Holzkirche ist das profane Holzhaus ein Block- 
bau. Das Bauernhaus ist der Grundtypus des Wohnhauses, es ist auch das Vorbild des 
nKbnigshofesc. Der Hauptraum des ältesten Hauses ist die nArestubex mit dem in der 
Mitte des Raumes gelegenen oEenen Feuerherd ohne Rauchfang (Are), der Rauch ent-, 
weicht in primitivster Weise durch eine Oeßnung im Dache, welche zugleich die einzige 
Lichtquelle ist. Die Bauten dieser Periode besitzen nur ein Stockwerk. Erst mit Auf- 
nahme des aPeisu (poele), des oEenen Herdfeuers mit Rauchfang, treten mehrere 
Stockwerke auf. 
Auch am Wohnhaus, mehr noch am decorativ wirkenden sStabur: und aLOfIl 
(auf Holzblocken ruhende Vorrathshsuser rnit vorgekrngtem Stockwerke) spielt die dem 
Kirchenbau entlehnte Ornamentik eine hervorragende Rolle, welche im Werke eine ein- 
gehende bildliche Darstellung gefunden hat. 
lm letzten Theile des Werkes sind die im Auftrage des deutschen Kaisers in' 
Rominten in Ostpreußen errichteten Bauten, eine Kirche und ein Jagdhaus, dann das 
norwegische Touristenhötel Holtnenkollen etc. von Architekt Munthe, sowie Arbeiten 
anderer Architekten wiedergegeben. ln allen diesen Bauten zeigt sich ein mehr oder, 
weniger glückliches Zurückgreifen auf alte, nationale Motive. 
Dietrichsods lußerst eingehende Arbeit ist ein werthvoller Beitrag zur Geschichte 
nationaler Bauweisen, für welche sich jetzt allerorts das regste Interesse kundgibt. 
Das deutsche Bauernhaus ist in jüngster Zeit vorn Verbande deutscher Architekten- 
und lngeniuxr-Vereine zum Gegenstand einer groß angelegten Studie bestimmt worden, 
das Salzburger Gebirgshaua hat durch Architekt Eigl in Salzburg (Verlag von Lehmann 
ü Weutzel in Wien) eine eingehende Bearbeitung erfahren. H-e. 
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Vorlagen für gewerbliche Unterrichtsanstalten. l. Chorgestühl in der- 
Certosa bei Pavia. Mit Unterstützung des hohen k. k. Ministeriums 
für Cultus und Unterricht aufgenommen und herausgeg. von Johann 
Beer. I2 Bl. Großfolio. Wien, Anton Schroll 81 Co., 1894. H. 7'5o. 
ln vorliegendem Werke tritt uns das Ergebnis: einer durch die Unterstützung der 
hohen Unterrichtaverwaltung ermöglichten Studienreise vor, das jeden Kunatfreund mit- 
Befriedigung erfullen muss. 
Das in den letzten beiden Decennien des tg. Jahrhunderts von dem Modenesen 
Bartolommeo dei Polli ausgeführte, umfangreiche Stuhlwerk der Certosa bei Pavia mit 
seinem achbnen architektonischen Aufbau und seinen reichen lntarsien, deren Glanzpunkt 
die Brustbilder von Propheten und Heiligen in den Füllungen der Rücklehnen bilden, 
ist eine Arbeit von höchstem Werthe. Nach Burckhardt gehören seine lntaraien uzu den 
allerbesten ganz Italiens, die Ornamente von wahrhaft clasaischer Schönheit der Zeich- 
nungc. Einzelne dieser ornamentalen Füllungen hat Teirich in seinem Werke: aOrna- 
mute aua der Blnthezeit italienischer Renaissance (lntaraien): veroEentlicht. Einer 
Aufnahme des ganzen Aufbaues iat bis jetzt nicht publicirt worden. Dieser Aufgabe 
haben sich die Herren Johann Beer und dessen Reisegefahrte Prof. R. Bakalovita in 
Graz in gewissenhttftester Weise unterzogen. ln einem Maßstabe, der die, Dccutation 
auch der feinsten Glieder zur Geltung bringt (Uebersichtsblatt 'lu Detailblatter V, na- 
türlicher Große) ist ein Intervall der, doppelten Stuhlreihe wiedergegeben; in natnr-i 
licher Grüße und in farbiger Darstellung enthllt endlich das letzte Doppalblatt Proben 
der verschiedenen Einlagen in lntarsia, woraus zugleich ersichtlich ist, in welcher Weise. 
größeren Flachen des Ornamente durch Verwendung schmaler, verschieden abgetontier 
Holzstreifen die Eintönigkeit benommen ist. Es erinnert damit die pnze Arbeit an das 
Geatühl des Pantaleone dei Marchis, welches ietzt in der kgl. Gemlldegalerie zu Berlin 
aufgestellt in und das von Dr. Wilh. Bode rerdlfentlieht wurde. Bei den liguralan Pub: 
langen du Rüeklehnen wird durch Verwendung verschiedenfarhiger Holger mit Auf. 
hohungen in Gold die hochste Wirkung erzielt.
	            		
11] Unseren gewerblichen Lehranstalten wie nicht minder Kunstgewerbetreibenden und Kunatfreunden wird diese treGliche Publication, deren Ausstattung der Verlagafirma zur Ehre gereicht, gewiss in hohem Grade erwünscht sein. H-e. O Ein Bildwerlt über das Musee d'Artillerie in Paris. Vor einiger Zeit kam uns ein Folioband zu, der den einfachen Titel führt: nMusee d'Artillerie-. Als Herausgeber erscheint das französische Kriegsministerium und als Ver- leger das photographische Atelier der technischen Artillerie-Section. Das Buch enthllt in 5a Lichtdrucken etwa tun hervorragende Gegenstände des genannten Museums. Außer einem Verzeichniss der Tafeln ist kein Text beigegeben; vorne Endet sich die gedruckte Bemerkung, dass von dem Werke nur 30 numerirte Exemplare abgezogen wurden; das- selbe bildet somit eine litterarische Seltenheit. Das Musee d'Artillerie, bekanntlich eine der ersten Sammlungen der Welt, beündet sich seit seinem Bestehen in militärischer Verwaltung und die Direction führte immer ein llterer, im Kriege verdienter Stahsofficier der Artillerie. Aus diesem Verhlltnisse ist schon zu entnehmen, dass die Thatigkeit der Directoren immer eine mehr cnnservirende gewesen ist und dass nur ein glücklicher Zufall es fügen konnte, wenn ein Ofücier von Talent und von über sein Fach hinausreichendem Wissen zur Leitung dieses großartigen lu- stitutea gelangte. Es wird daher die Thatsache begreiflich, dass über selbes nie ein Bildwerk erschienen ist und nur ab und zu einige an Ort und Stelle gefertigte Abbildungen von Gegenständen aus selben in französischen Werken zur Ansicht gelangten. Ein ein- ziges Mal verlautete die Absicht der Herausgabe eines Bildwerkes über das Museum. Die Anzeige darüber stand im Mnniteur von 1806. Aber die Schwierigkeiten scheinen so groß gewesen zu sein, dass die Ausführung unterblieb. Und nun diese überraschende Wendung, die man geradezu als einen Bruch mit den alten Traditionen, als einen Umschlag zum Besseren erklaren und verrnuthen kann, dass mit dieser beschrankten Ausgabe nur ein Vorläufer für ein entschiedeneres Auftreten in der Litteratur zu ersehen ist. Den ersten Anstoß zu dieser Wendung hat ein kenntniss- reicher, ungemein thatkrlftiger Ofiicier gegeben, der zur Leitung gelangt war, der Artillerieoberst Leon Robert, der unmittelbar nach Vollendung eines neuen, aus- gezeichneten Cataloges des Museums und dieser Ausgabe die Augen für immer geschlossen hat. Die unter den Verhältnissen kühne ldee Ware aber nie verwirklicht worden, wenn nicht an der Spitze des Ministeriums ein Mann gestanden ware, der im Stande war, auch einem über das rein Militärische hinausreichenden Streben Raum zu lassen: Freycinet. ich nehme in diesen Blättern von dieser Ausgabe Notiz, weil Watfensammlungen im Allgemeinen eine Fundgrube der Belehrung über den Geschmack in der decorativen Ausstattung und über die Decorationstechnik bieten und ich selbe nie lebhaft genug unseren Kunstindustriellen zum eingehendsten Studium anempfehlen kann. Wird man aus diesen von keiner Erklärung begleiteten und doch den Anblick der Originale weitaus nicht ersetzenden Blättern auch wenig kunsttechnische Details entnehmen können, so erfüllen sie doch den Zweck, im Allgemeinen anzuregen und, wie schon Semper in seinem Werke: sDer Stil in den technischen und tectnnischen Künsten- mit so lebhaften Worten es gethan, auf die ungemeine Wichtigkeit der eingehendsten Betrachtung von WaGensamrn- lungen im Allgemeinen hinzuweisen. Die ersten drei Tafeln bieten die Gesammtansichten des großen Saales der Harnische. Derselbe bildet einen langgestreckten, corridorartigen Raum, die Wande sind mit pracht- vollen Tapeten geschmückt; er ist aber leider überfüllt und die an den Wänden auf- gestellten Obiecte stehen in wenig günstigem Lichte. Nun folgen, meist zu zweien an- angeordnet auf tS Tafeln die ganzen Harnische. Wir machen da die Bekanntschaft mit einem meisterhaft ornamentirten Venetianer Harnische auf Tafel 7 (G. 77). Die Decoraüon ist von einer genialen Eründung, die Zierclemente klingen an orientalische Vorbilder an. Auf Talel in erblicken wir die unvergleichliche Halbrüstung, die in der Welt als cArrnure au: Lionst bekannt ist. Ich irre wohl kaum, wenn ich selbe dem Mailander Waffenschmied Giovanni Serabaglio zuschreibe. Die nächste Tafel n zeigt einen Halbharnisch von circa tggo, der an allen Flachen mit entzückend schün componirten getriebenen Ornamenten ganz überdeckt ist. Er wird in Paris für italienisch gehalten und die Zeichnung dem Giulio Romano zugeschrieben. Er ist aber gut deutsch und reiht sich an die Münchner Ornamentiatenschule des Hans Mielich. Aut Tafel 14 sehen wir jenen Haruisch, der t53g von Jörg Seusenhnfer in Innsbruck tür König Franz l. von Frankreich gefertigt wurde. Nie an den König abgeliefert, stand er bis 1806 im Schlosse Arnbras, in welchem Jahre ihn Napoleon l. von dort wegnehmen und nach Paris schaEen ließ. Von unnachahmliclier Schönheit ist der Harnisch Heinrich's ll. auf Tafel I5. Er ist zweifellos das Erzengniss
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