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Internationale Sammler-Zeitung;.
Nr. 2
In eine spätere Periode der persischen Kunsttätigkeit fallen
die Lackarbeiteil. während die Elfenbein- und Bein-Mosaik älteren
Datums ist. Beide Techniken sind hier durch schöne Erzeugnisse
repräsentiert. Besonders zu erwähnen ist ein Spiegelkästchen in
Lackmalerei aus dem 18. Jahrhundert, das außer minutiös aus
geführten Jagd- und Reiseszenen eine Reihe von Figuren euro
päischer Frauen in merkwürdig unorientalischer Auffassung zeigt.
Daneben das Schmuckkästchen des indischen Königs Moham-
m e d, das später in den Besitz Nadir-Schahs gelangte.
Den Schluß der Sammlung bildet eine Serie alter persischer
Waffen, mit Inkrustationen und Tauschierarbeit, unter ihnen be
sonders bemerkenswert ein damaszierter Helm mit ornamentalen
Goldeinlagen, von konischer Form und hoher, lanzenförmiger
Spitze, zu dem ein ebenso behandelter Schild und eine Arm
schiene gehören.
So bietet die Kollektion Mirza Ardechir Khan das gedrängte
Bild einer fremdartigen Kultur. Durch ihre Auflösung können
Sammlungen an anderen Orten wirkungsvoll ergänzt werden.
Chronik.
Autographen.
(W a 11 e n s t e i n und seine Zeit.) Wir haben bereits
in der letzten Nummer auf die großartige Autographen-Auktion
hingewiesen, die Karl Ernst H e n r i c i in Berlin am 31. d. M.
veranstaltet. Die Perlen der Sammlung sind die aus dem Nach
lasse des bekannten Wallenstein-Forschers, Hofrat Dr. Hall
wich in Wien stammenden Autographen und Flugschriften zur
Geschichte Wallensteins. Lebendiger als auf der Bühne ersteht
uns hier das Bild des gewaltigen Friedländers, der Heere aus
der Erde stampfte. Wallenstein, von dem Schiller, sagt, daß er
nichts Schriftliches von sich zu geben pflegte, ist in der Samm
lung Hall>vjch mit zahlreichen Briefen vertreten, die die be
kannte abgekürzte und verschnörkelte Unterschrift »A. H. z. F.«
tragen. Drei Briefe sind von der ersten bis zur letzten
Zeile von Wallenstein eigenhändig geschrieben, darunter ein
Brief an den Kaiser Ferdinand II., der sich auf die be
absichtigte Erwerbung der Herrschaft Friedland bezieht. Der
Brief, den wir hier im Faksimile zu bringen in der Lage sind
(Fig. 4), ist aus »Gitschin (Jicin) 7. April! 1630« datiert und be
trifft vorwiegend Kontributionsangelegenheiten und speziell die
des Grafen Solms. Die Adresse lautet: »Herrn Herrn Obristen
Sant Julian zuzustellen. Cito, cito, citissime, cito«, eine Formel,
der wir auch auf anderen Briefen Wallensteins begegnen.
Bibliophilie.
(Bücherversteigerungen in Londo n.) Am
10. Dezember kam bei Sothebv in London die Bibliothek
eines amerikanischen Ungenannten, der mit dem bekannten Biblio
philen Robert Collier identisch sein dürfte, unter den Hammer.
Im ganzen waren es 190 Nummern, die 5186 Pf. St. 16 sh. 6 d.
einbrachten. Es erzielten: »Les Qeuvres de Maistre Francoys
Villon«. Paris 1532, reich gebunden von Trautz-Bauzonnet,
700 Pf. St.: eine Ausgabe desselben Werkes aus dem Jahre 1533
180; Izaak Waltons »Compleat Angler«, 1653. in prachtvollem
Einbande, 560; Burns »Poems ehiefly in the Scottish dialect«,
1786, 255; Bentleys Zeichnungen für Grays »Poems« und
Ms von »The Progress of Koesy«, 1754, 420; Stevenson,
Edinburgh-Ausgabe, 28 Bde.. 72: Scarron. »Le Roman Co-
mique«, große Pergamentpapier-Ausgabe, 53; Shakespeares
»Comedies, Histories and Tragedies«, 3. Ausg., 1664, 122;
Sterne, »Sentimental .Tourney«, 1. Ausg., 60; Burton,
»Auatomy of Melancholy«, 1. Ausg., 41: Beaumont and
Fl et eher, »Works«, 1. ges. Ausg., 1652, 40; Dante. »La
Comedia«, 1544, 54, und »Robinson Crusoe«, erste Ausgaben
aller Teile 46 Pf. St. — Die Firma Hodgson versteigerte in
den Tagen vom 16. bis 18. Dezember den zweiten Teil der
Bibliothek des verstorbenen Professors Edw. Dowden. Es
gingen 2456 Pf. St. ein, wodurch der Gesamterlös auf 4250 Pf. St.
erhöht wird. Für 128 auf Shakespeare bezughabende Werke
mit kurzen Randbemerkungen des Besitzers wurden 141 Pf. St.
gezahlt.
Bilder.
(Vierzig Originale von Raffael entdeckt?)
In J a u v r y, einem kleinen französischen Dorfe im Tale von
Chevreuse, lebt ein Pfarrer namens Teil and, der sein Leben
dem Studium der Werke des großen Urbiners gewidmet hat
und heute glaubt, vierzig Originalgemälde desselben
zu besitzen. Diese sind in seinem Arbeitszimmer aufgehängt und
er zeigt sie jedem, der in seinen entlegenen Ort kommt. Der
Pfarrer ist kein vielgereister Mann, er hat sich bei seinen
Studien mit Reproduktionen zufrieden geben müssen, aber er ist
sehr gründlich zu Werke gegangen. Alle Bilder, die er Raffaei
zuschreibt, weisen dessen Stil auf, alle sind aus der Zeit Raffaels.
Dem Pfarrer sind aber hauptsächlich die Signierungen seiner
Bilder Beweise ihrer Echtheit. Nur ein Bild trägt die Chiffre:
R. V. (Raphael Urbinas), alle anderen sind mit kleinem r,
manchmal mit r. s. (Raphael Sanzio) signiert. Die Bilder sind zum
Teil ganz genau ausgeführt, zum Teil nur skizziert, aber immer
weisen sie alle Merkmale von Raffaels Malweise auf. Der
Pfarrer schweigt über die Art, wie er in den Besitz der Bilder
gekommen ist. Er hofft, daß man seiner Entdeckung so viel Wert
beimessen wird, daß Kunstkenner die Reise zu ihm nicht scheuen
werden. Der »Matin«, dessen Vertreter die Bilder gesehen hat,
schließt seinen Bericht mit den Worten: Vierzig Raffael! Wie
schön wäre das! Aber vierzig Raffael sind entschieden zu viele
auf einmal.
(Verschandelung von Fresken Correggios.)
Aus Bologna wird uns geschrieben: In der hiesigen Tages
zeitung »II Resto del Carlino« erhebt der Kunstgelebrte Ascanio
E o r t i einen energischen Warnungsruf gegen die Verschande
lung jener herrlichen Fresken, mit denen Correggio das
Innere der Kuppel des Domes von Parma geschmückt hatte. Er
erinnert daran, in weich unverantwortlicher Weise vor einem
Dutzend Jahren ein — Gärtner beauftragt worden war, dem
drohenden Verderben des monumentalen Gemäldes vorzubeugen.
Dieser spannte über das ganze Bild ein dichtes Netz aus Eisen-
maschen und schlug zu diesem Zwecke unbarmherzig Nägel ein,
mochten sie auch die zarten Körper der Engelknaben oder die
wallenden Gewänder der Heiligen durchbohren. Jetzt restauriert
aber ein Stiimpcr das großartige Werk Correggios in so haar
sträubender Weise, daß die göttlichen Linien des alten Meisters
verwischt werden und ganz unmögliche Farben die zarten Töne
des ursprünglichen Gemäldes verdecken. Der Alarmruf Fortis
wird wohl die italienischen Kunstbehörden zu einer Aeußerung
veranlassen, aber auch bei allen Kunstfreunden außerhalb
Italiens ernste Besorgnis erwecken.
Numismatik.
(Barbarenmünzen.) Aus Berlin wird uns be
richtet: In der letzten Sitzung der Numismatischen Gesellschaft
sprach Dr. Ph. Lederer über die sogenannten Barbaren-