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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 2
ein Meisterwerk der Kleinplastik ist. Die Plakette, die in Recht
eckform gehalten ist, zeigt einen schönen Frauenkopf, der sich
gedankenvoll auf die Arme stützt. Der Schleier, der von der
Stirne herabwallt, deutet wohl das verschleierte Schicksal an,
die »dunkeln und die heitern Lose«, die 1914 in seinem Schoße
birgt. An den beiden oberen Enden funkeln Sterne, die nach
allen Richtungen ihre Strahlen senden. Hoch oben an den
Sternen prangt die Jahreszahl 1914. Die Inschrift der Plakette
Fig. 5. Neujahrsplakette.
lautet: »Herzl. Glückwünsche zum Neuen Jahr B. H. Mayers
Hof-Kunstpräge-Anst. Pforzheim.« — In dem Atelier B. H. Mayer
ist auch die neueste, vorzüglich gelungene Arbeit des Wiener
Medailleurs Rudolf Weinberger geprägt worden. Sie
ist ein Gegenstück zu seiner Europa und stellt eine modern
stilisierte Diana dar. Die Göttin der Jagd sitzt hier hoch zu
Roß; ihr Antlitz ist nach rückwärts gewandt und drückt die
Spannung aus, mit der sie dem gerade abgesandten Pfeil nach
blickt. In großen, lateinischen Lettern liest man die Inschrift
»Diana«. Links unten ist der Zuname des Künstlers erhöht an
gebracht. Unsere Abbildung (Fig. 5) zeigt die Neujahrsplakette
der Firma B. H. Mayer, Fig. 6 die Dianapiakette Weinbergers.
Philatelie.
(Die neuen bayerischen Marke n.) Bayern,
das während der ersten 62 Jahre nach Einführung der Post
wertzeichen nur einmal das Markenbild wechselte und insofern
bis vor kurzem als das konservativste Land der Welt galt, er
lebt nun schon zum zweitenmal innerhalb dreier Jahre einen
völligen Wechsel seines Markenbestandes. Amtlich wird jetzt
bekanntgegeben, daß die neuen Marken, die ersten, welche das
Bildnis eines bayerischen Königs tragen, noch im Laufe dieses
Frühjahrs erscheinen sollen. Dies schon zum Geburtstag des
Königs (7. Jänner) zu bewerkstelligen, war wegen der techni
schen Schwierigkeiten, die das zum erstenmal zur Anwendung ge
langende Kupfertiefdruck-Verfahren darbot, nicht möglich. Bayern
war der erste deutsche Staat, der (am 1. November 1849) mit
der Ausgabe von Frankomarken vorging. Erst 1850 sind Preußen
und Sachsen, 1851 Württemberg und Baden, und Mecklenburg-
Strelitz gar erst 1864 nachgefolgt. Von den in einfachem Buch
druck hcrgestellten ersten bayerischen Marken, die auf künst
lerische Schönheit keinen Anspruch machen, hat die ungezähnte
schwarze 1 Kreuzer-Marke viele Jahrzehnte lang das beliebteste
Tauschobjekt der markensammelnden Jugend dargestellt. Noch
vor 20 Jahren konnte man sie leicht für 6 bis 8 Mark kaufen,
während der Preis heute auf 80 bis 90 Mark gestiegen ist. Nur
von Berufssammlern wurden dagegen von alters her jene
selteneren unter den bayerischen Nachportomarken gewürdigt,
die zu den höchstbezahlten Stücken Europas gehören. Erst 1867
wurde das bisherige einfache Markenbild durch die bekannte
Wappenzeichnung in Prägedruck ersetzt, die dann bis zum
März 1911 (beziehungsweise bis zum 30. Juni 1912), also
45 Jahre lang, im Gebrauche blieb. Schon 1854 hatte der Hof
medailleur Ries als »Königs-Essai« bekannte Probemarken mit
dem Bildnis des Königs Ludwig II. hergestellt, die zwar dem
König gefielen, aber aus unbekanntem Grunde nicht zur Ein
führung gelangten. Auch als 1908 ein Wettbewerb für neue
bayerische Postwertzeichen ausgeschrieben wurde, blieb das
Bildnis des Herrschers verpönt. Mit diesem Wettbewerb war
kein guter Erfolg erzielt worden, ja, das Ergebnis galt für die
Kunststadt München fast als beschämend. Dadurch war den
Marken mit dem Wappenbilde eine weitere Lebensdauer von
einigen Jahren beschicden, was sie insofern gewiß verdienten,
als sie an Schönheit den reichsdeutschen Markenbildern zweifel
los überlegen waren. Erst der neunzigste Geburtstag des Prinz
regenten Luitpold brachte einen durchgreifenden Um
schwung. Da die deutsche Miinzgesetzgebung bloß innerhalb
enger Grenzen die Prägung von Jubiläunisrnünzen zuließ, welche
das Bildnis des Regenten trugen, so wollte man wenigstens in
der innerbayerischen Frage der Postwertzeichen klar zum Aus
druck bringen, wer seit 25 Jahren der wirkliche Herrscher des
Landes gewesen war. Auch an den Pi inzregenten-Marken ist
unter Hinweis auf die Tatsache, daß manche der unsolidesten
überseeischen Raubstaaten die künstlerisch schönsten Marken
bilder besitzen, Kritik geübt worden, aber sicherlich keine so
berechtigte, wie sie den einige Monate vorher ausgegebenen
Jubiläumspostkarten und Jubiläumsmarken (zu 5 und 10 Pfennig)
zuteil wurde. Auch nach Ausgabe der neuen Königsmarken
sollen diese Prinzregenten-Marken noch einige Jahre lang, bis
nämlich die Bestände aufgebraucht sind, benutzbar sein. Die
Entwürfe zu den neuen Markenbildern sind von Prof. Walter
E i r 1 e, die zu den Postkarten u. s. w. vom Heraldiker Prof.
Otto H u p p hcrgestellt. Die niederen Markenwerte werden den
König, wie er in jüngeren Jahren ausgesehen hat, die höheren
dagegen nach allerneuesten Aufnahmen zeigen. Hinsichtlich des
Formats und der Farbe werden sich, abgesehen von den 5-,
10- und 20-Pfennig-Marken, wesentliche Aenderungen ergeben.
Da das bayerische Hauptmünzamt, dem im übrigen die Marken
fabrikation obliegt, auf das bisher vorwiegend von illustrierten
Zeitungen benutzte Mezzotinto-Verfahren noch nicht eingerichtet
ist, so wurde die Herstellung der neuen Ausgabe einer Privat
firma übertragen. Die bayerische Postverwaltung, die es früher
verschmähte, sich durch Ausnutzung des Sammersports eilte be
sondere Einnahmequelle zu erschließen, hat erst, als die
Prinzregenten-Marken mehr Leben in den bayerischen Postwert-
zeichenmarkt brachten, eine regere kaufmännische Tätigkeit ent
faltet. Sie wird wohl auch jetzt wieder dem Sammlerbedürfnis
durch serienweise Abgabe älterer Marken entgegenkommen.
Fig. 6. Weinberger, Diana.
(Die B r i e f m a r k e n a u k t i o n bei H e 1 b i n g in
München.) Bei der Briefmarkenauktion in der Galerie Hel
bing in München (s. Nr. 1) erzielten weiters: Franz.
Postämter auf Madagaskar: Nr. 394 1896, 15 C.
auf 2 C. 74 M. Nr. 396 25 C. auf 4 C. 52 M. Nr. 397 25 C. auf
40 C. 66 M. — Aushilfsausgabe für Majanga:
Nr. 389 1895 Majunga, 15 C. auf 1 Er. oliv 300 M. — Franz.
Postämter in der Türkei: Nr. 403 1905 Fehldruck,