Nr. 2
Internationale Sammler-Zeitung.
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Gründe hat und es bleibt noch abzuwarten, was nach
all den Uebertreibungen, die uns das vergangene Jahr
so reichlich gebracht hat, als neuer und bleibender Ge
winn bestehen kann.
So steht auch die Internationale Sc h w a r z-
Weiß-A us Stellung im Zeichen der Gärung. Die
aquarellierten Zeichnungen Paris von Güterslohs, die
Pastellzeichnungen Löfflers und die Batikarbeiten von
Gabi Möschl, die gar nicht in den Rahmen einer Zwei
farbenschau passen, verraten einen Fanatismus, der
durch Uebertreibungen für das Prinzip Bahn brechen
will; bei ihnen wie bei Harta und vielen anderen ist nur
nicht klar, worin das Neue bestehen soll und der deut
lichste Eindruck, den man aus dieser Ausstellung nach
Hause trägt, ist der, daß viele der lautesten Rufer im
Im Volksheim, weit draußen am Koflerpark, hat
Dr. G 1 a ß heuer Gemälde aus Wiener Privatbesitz unter
dem Titel »D a s Sittenbild« vereinigt. Der I^ciz
dieser Veranstaltung lag in der Durchführung des Ge
dankens, die Entwicklung des Genrebildes seit dem
16. Jahrhundert vorzuführen, eine Idee, die um so glück
licher war, als durch sie zugleich ein nicht direkt beab
sichtigter Erfolg erzielt wurde: die Veranschaulichung
des Lebens der vergangenen Zeit, welche ein lücken
loses Kulturbild darbot und die beste Ergänzung zu allen
kulturgeschichtlichen Vorträgen geben konnte. Das
Volksleben auf der Rirmeß, im Wirtshause, am Werktag
und an Festtagen, die kleinen Ereignisse des Alltags und
hauptsächlich das Milieu von Haus und Straße all das
gab eine interessante Sammlung, die nur länger hätte
Fig. 3. Morlaud-Ward, Besuch beim Kinde.
Streite — zu diesen gehört natürlich besonders Ko
koschka ein eminentes zeichnerisches Können und
eine intensive Kraft der Farben absichtlich durch eine
angenommene Pose überdecken. Die Namen Corinth,
Liebermann, Orlik und Slevogt ragen hervor, und Klimt
hat an hundert Zeichnungen ausgestellt, welche in der
mühelosen und sicheren Linienführung zumal seiner
fabelhaften Akte beweisen, wie gut die Jungen daran
taten, ihn zu ihrem Führer erkoren zu haben; allerdings
folgen sie seiner geraden Spur meist nur in Zickzack
linien. Erwin Lang zeigt in zahlreichen Holzschnitten
weit mehr Talent für architektonische Schilderungen als
für figurale Vorwürfe. Ein glänzendes Niveau wird der
Ausstellung durch die Graphik gesichert; nebst der Don
Juan-Mappe Hans Meids und der radierten Tierbilder
August Gauls ist hier noch der Kollektion ungarischer
Künstler (Conrad) und der englischen Gäste (Bentley,
Bust, Brangwyn und Lee) Erwähnung zu tun. Der aka
demische Verband für Literatur und Musik hat mit dieser
Veranstaltung einen glücklichen Schritt auf neues Gebiet
getan.
geeint bleiben sollen. Eine Reihe von Plakaten aus der
rühmlich bekannten Sammlung des Dr. Ottokar Mascha
zeigte überraschend, wie die Kunst der Straße zum
Dokument der Kultur werden kann.
Die Galerie M i e t h k e, die sich in der letzten Zeit
für die französischen Impressionisten spezialisiert hat,
bringt eine Anzahl guter Sisleys, während Renoir mit
ungleichwertigen Bildern vertreten ist; die »Schreibende
Frau«* die »Frau, ein Huhn rupfend« und »Die beiden
Schwestern«, bei welch letzteren die Gesichter auf
einige Distanz von verblüffender Plastik sind, weisen
die besten Qualitäten des Meisters auf (nebenbei be
merkt, sind diese drei Bilder Belege dafür, daß Renoir
für seine Modelle mit Vorliebe rote Kleider wählte). Die
»Badende« dagegen wirkt in ihrer mehr als Rubcnsschen
Formenfülle und ihren verschwommenen Konturen un
vorteilhaft. Von großem Interesse ist diese Ausstellung
deshalb, weil sie gewissermaßen Unika von Millet und
Pissarro enthält. Von ersterem dürfte kein zweites Bild
bekannt sein, das, wie das Gemälde »Frühling« (Daphnis
und Chloe, Nr. 20) ein mythologisches Thema behandelt;