MAK
Nr. 3 
Internationale Sammler -‘Zeitung. 
Seite 41 
Volke. Als die Hauptstadt Polens, Warschau, im Jahre 1791 
von den Russen unter der Führung des berühmten Feldherrn 
S u w a r o w erobert wurde, erklärte dieser die Warschauer 
Bibliothek, die als polnisches nationales Eigentum galt, als 
Eigentum Rußlands und brachte diese wertvolle Bücher 
sammlung nach Petersburg. Hier bildete diese Bücherei den 
Kern der künftigen Kaiserlichen Oeffentlichen Bibliothek, die 
jedoch erst am 2. Jänner (alten Stils) 1814 dem Publikum zu 
gänglich gemacht worden ist. Die r j etersburger Bibliothek 
gilt gegenwärtig, was den Reichtum der Sammlungen betrifft, 
als die drittgrößte der Welt; wertvoller sind nur noch 
die Nationalbibliotheken in London und Paris. Gegenwärtig 
beträgt die Zahl der gedruckten Werke mehr als 1,500.000 
Bände. Jin Jahre 1912 besuchten etwa 28.000 Leser die Lese 
säle und die Arbeitsräume der Bibliothek. Die Kaiserliche 
Bibliothek ist der Stolz Rußlands und der russischen Haupt 
stadt, und nicht selten begegnet man in den Arbeitsräumen 
der Bibliothek ausländischen Gelehrten, die die wertvollen 
Manuskriptsammlungen zu archivalischen Studien benützen. 
Bilder. 
(G i o c o n d a II.) Mr. Ey r e, ein Schriftsteller in Isleworth, 
behauptet, der Besitzer der zweiten »Gioconda« zu sein, die 
Leonardo gemalt haben soll. Das Porträt unterscheidet sich 
von dem Louvregemälde in beträchtlicher Weise, Das Bemer 
kenswerteste ist, daß es auf beiden Seiten Säulen aufweist, 
wie diese von Vasari als Teile des Bildes der Gioconda er 
wähnt wurden. Die Säulen treten auch auf der Raffaelschen 
Zeichnung der Mona Lisa hervor, die im Louvre aufbewahrt 
wird und die anscheinend Raffael nach dem Gedächtnis ge 
zeichnet hat. Mü nt z in seiner autoritativen Biographie Da 
Fig. 2. Millet, Bauernpaar. 
Vincis hebt hervor, daß diese Säulen an der Mona Lisa des 
Louvre vorhanden sind, aber nur durch den Rahmen verdeckt 
werden. Das wird .jedoch von den Kunstkennern, die das Isle- 
worth-Gemälde gesehen haben, in Abrede gestellt. Als Beweis 
führen sie an, daß die im Besitze von Richardson, dem 
Künstler des 18. Jahrhunderts, gewesene alte Kopie, die 1750 
mit dem Louvregemälde verglichen und als übereinstimmend 
mit diesem bezeichnet wurde, keine Säulen enthält. Eine 
weitere Aehnlichkeit zwischen- der Raffaelschen Zeichnung und 
dem Isleworth-Gemälde liegt in einigen Bäumen, die auf der 
Fig. 3. Beaumont, Alt und Jung. 
linken Seite im Hintergrund erscheinen. Das Isleworth-Gemälde 
stammt aus derselben Zeit wie das Louvregemälde, ist aber 
viel größer, und Leonardo da Vinci selbst spricht in einem 
Brief an den Marschail de Chaumont von zwei Gemälden. 
(Ein Rnben.sfun d.) Ein Rubens, der auf der Feste 
Kronac h entdeckt wurde, ist, wie uns aus München ge 
meldet wird, von fünf Sachverständigen einer Untersuchung 
unterzogen und als ein echter Rubens anerkannt worden. Das 
Werk stellt eine Landschaft dar. 
Graphik. 
(W erke moderner Meister.) Wir haben schon in 
unserer vorigen Nummer auf die am 9. und 10. März bei 
F. A. C. P r e s t e 1 in Frankfurt a. M. stattfindenden 
Auktionen hingewiesen. Der erste Tag ist dem Nachlaß der 
Frau Dr. Peter B u r n i t z gewidmet, der zweite bringt haupt 
sächlich graphische Werke moderner Meister. Zwei der inter 
essantesten sind M i 11 e t s Radierung »Das Bauernpaar«, das 
unsere Abbildung (Fig. 2) vorfiihrt, und Beaumonts Litho 
graphie »Alt und Jung«, die wir in Fig. 3. reproduzieren. 
Numismatik. 
(M ü nzauktione n.) Von bevorstehenden Versteige 
rungen seien erwähnt die am 10. Februar bei Gebert in 
Nürnberg stattfindende, schon die 49. dieser rührigen 
Firma, deren Ausgebote namentlich für bescheidenere Sammler 
stets viel Lockendes bieten. Im März folgen dann bei H e ß 
in Frankfurt a. M. die Sammlungen des jüngst ver 
storbenen Hofrates Friede rieh in Dresden: Münzen mit 
Gegenstenipeln (geldgeschiehtlich sehr interessant), Sachsen 
und namentlich Stolber.ger-, von denen der Besitzer etwa 
2000 Stück zusammengebracht hatte. Dieselbe Firma wird 
danach die große Sammlung Rudolph aus Königsberg: 
Polen und Provinz Preußen, später eine umfangreiche Folge
	        
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