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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 5
Nachtcafes und der Bars. Kein Wunder, daß Rauths
Arbeiten von den Gourmets begehrt sind; kein Wunder,
daß andere an seinem ,übertrieben prcziöscn Aestheten-
tum’ Anstoß nehmen.«
Fasching und Aschermittwoch! Diese Worte kenn
zeichnen am treffendsten das Dasein Leo Rauths in der
Kunst. Pierrot und Kolombine sind seine Lieblingsge
stalten, den Tanzbewegungen weiß er allerlei neue
Formen abzugewinnen. In farbig höchst aparten Figuren
sind alle nur erdenklichen Tänze dargestellt, von den.
mystisch-feierlichen der Aegypter bis zum Cancan und
Cake Walk und Twostep. Zu Mignons Eiertanz und
Salomes Schleiertanz gesellen sich die berühmten
Tänzerinnen in ihren Evolutionen: Gleo de Merode,
Saharet in der Katinkapolka, Rut'h St. Denis mit ihrem
Schlangentanz, andere mit Phantasie- und Kabarettänzen.
Mit bewundernswerter Beobachtungsgabe hat Rauth die
verschiedenen Tanzarten erfaßt, ihren Rhythmus, ihr
J emperament, in Bewegung und Linien der Körper, der
Arme, der Finger, in der Art, wie die Tanzenden auf-
trcien, die Füße bewegen. Ganz erstaunlich sind die immer
neuen Darstellungen exzentrischer Stellungen, die
graziösen verführerischen Körperverrenkungen, dieses
geschmeidige Wiegen und leidenschaftliche Locken ver
langender, sich preisgebender Tanzgebärden. In diesen
köstlichen Tanzbildern weiß Rauth auch das Kostümliche,
die kleinen intimen Einzelheiten verführerischer Dessous,
das Flimmern und Gleißen der Stoffe, der Spitzen und
Perlen mit Raffinement zu behandeln. In seinen
Phantasiefiguren, dem »Perlentanz«, dem »Faun«, dem
»Danse lumineuse«, dem russischen Tänzer Nijinski, ist er
darin geradezu ein großer Erfinder und Farbenpoet. Für
die Ballettkunst unserer Theater sind seine Tänze eine
wahre Fundgrube von Anregungen. Bat sich doch Raut'h
selbst als Anordner von Bajaderen- und Bauchtänzen auf
den Münchener Künstler-Faschingsfesten hervorgetan.
Was wir heute im Tangorausch als neueste Errungen
schaft der Choreographie sehen, hat Rauth schon vor zwei
Jahren mit großem Wagemut und doch so sicherer Ge
staltung in seinen Tanzbildern gezeigt. Einige derselben
können direkt als Tangoposen angesprochen werden.
Die Bilder Rauths sind in den letzten Jahren vielfach
ausgestellt gewesen. Aber gerade, weil man sie nicht ohne
Widerspruch aufgenommen hat, sind sie mehr beachtet
worden, als dies bei Kollektivausstellungen sonst der
Fall ist. Rauths stark ausgeprägter Farbensinn geht in
fast allen seinen Gemälden auf dekorative Wirkungen
aus, und wenn er auch nicht immer sehr wählerisch ist,
so muß man ihm doch nachsagen, daß er höchst er
finderisch war, um die Flächen durch Farben geistreich
zu beleben.
In Fig. 2 (Der Lautenspieler«)' und Fig. 3 (»Sommer
spuk«) bieten wir zwei Proben seiner Kunst. In der
schwarzen Wiedergabe wirken die Bilder etwas be
fremdend, während sie im Original auch das Entzücken
jener hervorrufen, die Rauth sonst wenig hold sind.
Ueber den Menschen Rauth ist nicht viel zu berichten.
Er wurde am 18. Juli 1884 in Leipzig geboren, hat da das
König Albert-Gymnasium . besucht und seinen ersten
Kunstunterricht in Karlsruhe genossen, wo er unter Ernst
Schurths Leitung Porträts und Akte zeichnete. Unter
Woklemar Friedrich in Berlin hat er sein Aktstudium
fortgesetzt und 1008- 09 bei Stuck in München in
dessen Malklasse wiederum Porträts, Akt, Figur und Ge
wand gemalt. Stuck hat auf ihn eine Zeitlang bestimmten
Einfluß ausgeübt, von dem er sich indessen später wieder
befreite. In Paris, wo Rauth nur kurze Zeit verweilte,
sind starke künstlerische Eindrücke auf ihn nicht wahr
nehmbar. Nach seiner Rückkehr nach Leipzig hat er in
den Jahren 1909- 1912 eine überaus reiche Tätigkeit als
Maler und Zeichner entfaltet. Kaum 29jährig, ist Rauth
im Jänner 1913 in Tirol gestorben.
Berliner Graphikauktion.
Die nächste Graphik-Auktion der Firma Hollstein &
Puppel in B e r 1 i n vereint mit der Sammlung eines ehe
maligen Professors an der Berliner Akademie reichen Wiener
Adelsbesitz.
Fig. 4. Rembrandt, Auferstehung des Lazarus.
Die Blätter verteilen sich auf vier Jahrhunderte, das 16.
bis 19., deren bedeutendste Repräsentanten mit reizenden
Stücken vertreten sind. Wir finden im Katalog Namen wie
Aldcgrever, Bariolozzi, Beham, Boucher, Diirer, Falck, Frago-
nard, Oainsborough, Knight, Krüger. Laueret, Menzel, Morland,
Nanteuil, Ostade, Rembrandt, Reynolds, Schadow, Schmidt,
Watteau, Wheatley und Wille; von Daniel Chodowiecki ist
ein fast vollständiges Werk vorhanden.
Besonders bemerkenswert ist die außerordentliche Er
haltung der Blätter, von denen wir hier drei in Reproduktionen
zeigen.
Fig. 4. Rembrandts »Auferstehung des Lazarus« ist
ein prachtvoller Abdruck des ersten Zustandes vor Ver
schwinden der Striche aut der Stirn und hinter dem Kopfe des
Lazarus.
Fig. 5 führt ein kostbares englisches Schabkunstblatt nach
George Morland vor, »Pferde vor dem Stall«. Fig. 6 zeigt
ein Blatt von James Watson: »Ein Vater versucht das von
den Knaben aufgebaute Kartenhaus einzuwerfen«. Es ist der
erste Abdruck vor aller Schrift.
An die Auktion der Graphica schließt sich die Ver
steigerung von wertvollen und seltenen Austriacis aus der be
rühmten Dasch - Sammlung in Teplitz.
Von den Ansichten seien hervorgehoben: Eine An
sicht von Graz um 1720, Wolff exc., Innsbruck um 1800,
Ronck p. Frick sc., Klosterneuburg, Stadt und Stift, 1780,
Schallhas sc., Mariazell um 1700, Mariembad um 1850, Salzburg