MAK
Seite 68 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 5 
Nachtcafes und der Bars. Kein Wunder, daß Rauths 
Arbeiten von den Gourmets begehrt sind; kein Wunder, 
daß andere an seinem ,übertrieben prcziöscn Aestheten- 
tum’ Anstoß nehmen.« 
Fasching und Aschermittwoch! Diese Worte kenn 
zeichnen am treffendsten das Dasein Leo Rauths in der 
Kunst. Pierrot und Kolombine sind seine Lieblingsge 
stalten, den Tanzbewegungen weiß er allerlei neue 
Formen abzugewinnen. In farbig höchst aparten Figuren 
sind alle nur erdenklichen Tänze dargestellt, von den. 
mystisch-feierlichen der Aegypter bis zum Cancan und 
Cake Walk und Twostep. Zu Mignons Eiertanz und 
Salomes Schleiertanz gesellen sich die berühmten 
Tänzerinnen in ihren Evolutionen: Gleo de Merode, 
Saharet in der Katinkapolka, Rut'h St. Denis mit ihrem 
Schlangentanz, andere mit Phantasie- und Kabarettänzen. 
Mit bewundernswerter Beobachtungsgabe hat Rauth die 
verschiedenen Tanzarten erfaßt, ihren Rhythmus, ihr 
J emperament, in Bewegung und Linien der Körper, der 
Arme, der Finger, in der Art, wie die Tanzenden auf- 
trcien, die Füße bewegen. Ganz erstaunlich sind die immer 
neuen Darstellungen exzentrischer Stellungen, die 
graziösen verführerischen Körperverrenkungen, dieses 
geschmeidige Wiegen und leidenschaftliche Locken ver 
langender, sich preisgebender Tanzgebärden. In diesen 
köstlichen Tanzbildern weiß Rauth auch das Kostümliche, 
die kleinen intimen Einzelheiten verführerischer Dessous, 
das Flimmern und Gleißen der Stoffe, der Spitzen und 
Perlen mit Raffinement zu behandeln. In seinen 
Phantasiefiguren, dem »Perlentanz«, dem »Faun«, dem 
»Danse lumineuse«, dem russischen Tänzer Nijinski, ist er 
darin geradezu ein großer Erfinder und Farbenpoet. Für 
die Ballettkunst unserer Theater sind seine Tänze eine 
wahre Fundgrube von Anregungen. Bat sich doch Raut'h 
selbst als Anordner von Bajaderen- und Bauchtänzen auf 
den Münchener Künstler-Faschingsfesten hervorgetan. 
Was wir heute im Tangorausch als neueste Errungen 
schaft der Choreographie sehen, hat Rauth schon vor zwei 
Jahren mit großem Wagemut und doch so sicherer Ge 
staltung in seinen Tanzbildern gezeigt. Einige derselben 
können direkt als Tangoposen angesprochen werden. 
Die Bilder Rauths sind in den letzten Jahren vielfach 
ausgestellt gewesen. Aber gerade, weil man sie nicht ohne 
Widerspruch aufgenommen hat, sind sie mehr beachtet 
worden, als dies bei Kollektivausstellungen sonst der 
Fall ist. Rauths stark ausgeprägter Farbensinn geht in 
fast allen seinen Gemälden auf dekorative Wirkungen 
aus, und wenn er auch nicht immer sehr wählerisch ist, 
so muß man ihm doch nachsagen, daß er höchst er 
finderisch war, um die Flächen durch Farben geistreich 
zu beleben. 
In Fig. 2 (Der Lautenspieler«)' und Fig. 3 (»Sommer 
spuk«) bieten wir zwei Proben seiner Kunst. In der 
schwarzen Wiedergabe wirken die Bilder etwas be 
fremdend, während sie im Original auch das Entzücken 
jener hervorrufen, die Rauth sonst wenig hold sind. 
Ueber den Menschen Rauth ist nicht viel zu berichten. 
Er wurde am 18. Juli 1884 in Leipzig geboren, hat da das 
König Albert-Gymnasium . besucht und seinen ersten 
Kunstunterricht in Karlsruhe genossen, wo er unter Ernst 
Schurths Leitung Porträts und Akte zeichnete. Unter 
Woklemar Friedrich in Berlin hat er sein Aktstudium 
fortgesetzt und 1008- 09 bei Stuck in München in 
dessen Malklasse wiederum Porträts, Akt, Figur und Ge 
wand gemalt. Stuck hat auf ihn eine Zeitlang bestimmten 
Einfluß ausgeübt, von dem er sich indessen später wieder 
befreite. In Paris, wo Rauth nur kurze Zeit verweilte, 
sind starke künstlerische Eindrücke auf ihn nicht wahr 
nehmbar. Nach seiner Rückkehr nach Leipzig hat er in 
den Jahren 1909- 1912 eine überaus reiche Tätigkeit als 
Maler und Zeichner entfaltet. Kaum 29jährig, ist Rauth 
im Jänner 1913 in Tirol gestorben. 
Berliner Graphikauktion. 
Die nächste Graphik-Auktion der Firma Hollstein & 
Puppel in B e r 1 i n vereint mit der Sammlung eines ehe 
maligen Professors an der Berliner Akademie reichen Wiener 
Adelsbesitz. 
Fig. 4. Rembrandt, Auferstehung des Lazarus. 
Die Blätter verteilen sich auf vier Jahrhunderte, das 16. 
bis 19., deren bedeutendste Repräsentanten mit reizenden 
Stücken vertreten sind. Wir finden im Katalog Namen wie 
Aldcgrever, Bariolozzi, Beham, Boucher, Diirer, Falck, Frago- 
nard, Oainsborough, Knight, Krüger. Laueret, Menzel, Morland, 
Nanteuil, Ostade, Rembrandt, Reynolds, Schadow, Schmidt, 
Watteau, Wheatley und Wille; von Daniel Chodowiecki ist 
ein fast vollständiges Werk vorhanden. 
Besonders bemerkenswert ist die außerordentliche Er 
haltung der Blätter, von denen wir hier drei in Reproduktionen 
zeigen. 
Fig. 4. Rembrandts »Auferstehung des Lazarus« ist 
ein prachtvoller Abdruck des ersten Zustandes vor Ver 
schwinden der Striche aut der Stirn und hinter dem Kopfe des 
Lazarus. 
Fig. 5 führt ein kostbares englisches Schabkunstblatt nach 
George Morland vor, »Pferde vor dem Stall«. Fig. 6 zeigt 
ein Blatt von James Watson: »Ein Vater versucht das von 
den Knaben aufgebaute Kartenhaus einzuwerfen«. Es ist der 
erste Abdruck vor aller Schrift. 
An die Auktion der Graphica schließt sich die Ver 
steigerung von wertvollen und seltenen Austriacis aus der be 
rühmten Dasch - Sammlung in Teplitz. 
Von den Ansichten seien hervorgehoben: Eine An 
sicht von Graz um 1720, Wolff exc., Innsbruck um 1800, 
Ronck p. Frick sc., Klosterneuburg, Stadt und Stift, 1780, 
Schallhas sc., Mariazell um 1700, Mariembad um 1850, Salzburg
	        
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