MAK
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Internationale Sammler -Zeitung. 
Nr. 5 
Die französische Republik gab Marken heraus, 
auf denen der Kopf der Göttin Ceres abgebildet war. Die 
Zeichnung stammte von Darre dem Aelteren. Die 
Marke selbst wurde im Jahre 1849 in Umlauf gesetzt. Im 
selben Jahre erschienen auch die ersten belgischen 
Fig. 7. Kaiserin Maria Theresia. 
Marken, die das wohlgetroffene Porträt König Leo 
pold I. zeigten; im gleichen Jahre auch die ersten 
bayerischen und im Jahre 1850 die ersten Öster 
reich i s c 1: - u n g a r i sch e n Marken, die bekanntlich 
mit dem habsburgischen Wappen geschmückt waren. 
Nach Schluß der ersten Dekade seit Einführung der 
ersten Marken in England hatten ungefähr zwanzig 
Staaten diese Neuheit adoptiert. Armstrong kommt nach 
dieser allgemeinen Einleitung auf das eigentliche Thema 
zu sprechen und beschreibt jene dürftige und primitiv 
ausgeführte Marke, die trotz ihres traurigen Aussehens 
die wertvollste Marke der Welt ist: Die Marke der 
Kolonie Britisch-Gu'yana aus dem Jahre 1856. 
Diese Marke weist in roher Zeichnung ein Segelschiff 
ein junger Markensammler in den Kolonien, der sie 
zwischen alten Familienpapieren, in denen er 'herum 
stöberte, fand. Ohne zu wissen, welch ungeheueren Wert 
sie repräsentierte, verkaufte er sie um ein Spottgeld 
einem anderen Sammler, der ebenfalls nicht wußte, was 
für einen Schatz er um einen billigen Preis erstanden 
hatte. Schließlich wurde aber ihr großer Wert doch kon 
statiert und nunmehr befindet sie sich im Besitze von 
M. Philipp de la Renotiere, dem bekannten Besitzer 
einer der reichhaltigsten Markensammlungen der Welt, 
der sic vor einigen Jahren für einen Betrag kaufte, dessen 
Höhe geheim gehalten wurde, der aber jedenfalls außer 
ordentlich war. Die Kopie ist, wie von fachmännischer 
Seite festgestellt wurde, sehr dürftig, weist die Initialen 
»E. D. W.« auf und zeigt das Datum des ersten April, 
während die Jahreszahl auf dem Stempel unleserlich ist. 
Ueber die berühmteste Marke der Welt, die bla u e 
M a u r i t i u s, ist schon sehr viel gesagt und geschrieben 
worden, während die traurige Geschichte, die sich mit 
der »Zwölf Pence-Canada« verknüpft, sicher 
lich nicht allgemein bekannt sein dürfte. Vor ungefähr 
sechzig Jahren spielte eine Kopie dieser Marke eine sehr 
Fig. 8. Kaiser Franz I. 
auf und ist aus ganz gewöhnlichem Papier hergestellt. 
Nichtsdestoweniger ist ihr Wert gegenwärtig nicht 
weniger als achtundvierzigtausend Kronen. 
Die einzige bekannte Kopie dieser enormen 
Rarität wurde durch Zufall entdeckt, und zwar war es 
Fig. 9. Fürst Klemens Metternich. 
wichtige Rolle in einer furchtbaren Tragödie in 
Montreal. Kurz, nachdem diese Marke erschienen 
war, im November des Jahres 1851, war ein alter 
Kanadier, der in einem Hause, das an dem Ufer des St. 
Lawrencestromes stand, wohnte, damit beschäftigt, 
einen Brief abzusenden, in dem sich zahlreiche Wert 
papiere befanden, die ihm anvertraut worden waren. 
Während dieser Beschäftigung trat sein Sohn herein, der 
in rüdem Tone Geld verlangte. Der Alte bedeutete ihm, 
daß das Geld, das er abzusenden im Begriffe sei, und auf 
das der Sohn sein Augenmerk gerichtet hatte, nicht ihm 
gehöre, und klebte die bewußte Marke auf den Brief, den 
er in ein Kästchen versperrte, dessen Schlüssel er ab 
zog. Der ungeratene Sohn versuchte dem Vater das 
Kästchen zu entreißen. Während des erbitterten Kampfes, 
der entstand, fiel die Lampe, die auf dem Tische stand, 
um, und in kurzer Zeit stand das Blockhaus in Flammen. 
Der Sohn floh, nachdem er seinen Vater durch einen 
Pistolenschuß tötlich verwundet hatte. Mit dem letzten 
Aufgebot seiner Kräfte schleppte sich der Alte zum 
Fenster und warf das Kästchen mitsamt seinem Inhalt in 
den Fluß, damit der Sohn sich nicht des Geldes be 
mächtigen könne. 
Einundvierzig Jahre nach dieser Familientragödie 
war man damit beschäftigt, einen Kanal zu reinigen, der
	        
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