MAK
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Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 5 
Begründern der niederländischen Landschaftsmalerei ge 
hört, die Passionsszene staffagehaft in die streifig gebaute, 
kunstvoll vertiefte Landschaft eingeordnet hat. Die 
späteren Holländer werden unschwer Liebhaber finden, 
der temperamentvolle Jan Steen (66), ebensowohl wie 
das sorgfältig und meisterhaft durchgebildete ' Stilleben 
von Jan D. de H e e m, die ruhige See von William van 
de Velde, das ernste und tüchtige Frauenbildnis von 
.1. G. Cuijp und das charakteristische und lebenswahre 
Männerporträt des Barth, van der Heist, Als eine schi- 
seltene Erscheinung im deutschen Kunsthandel sei schließ 
lich auf die Maskerade aus der italienischen Komödie von 
Willem Cornelisz Duyster hingewiesen, die in ihrer 
Ursprünglichkeit und Derbheit an Callot gemahnt, sich 
aber durch ein faszinierendes Kolorit auszeieftnet. Der 
Frauenkopf von Joshua Reynolds repräsentiert bei 
bescheidenem Umfang die Malkunst des englischen 
Meisters vortrefflich. Ueber die Landschaften eines van 
G o i j e n, R u i s d a e 1, W ynants u. a. weiteres zu 
sagen; erscheint uns überflüssig, ihr Vorhandensein hebt 
jede Sammlung über das Durchschnittsniveau hinaus. 
Der zweite Teil der Sammlung, der in einem sepa 
raten Katalog beschrieben ist, umfaßt das Kunst 
gewerbe. Auch hier wieder kommt, wie bei den Ge 
mälden, zur Erscheinung, daß es dem Sammler nicht um 
entwicklungsgeschichtliche Tendenzen zu tun war, son 
dern daß er als feinsinniger Aesthet lediglich nach seinem 
Geschmack gesammelt hat. Aber es befand sich nichts 
darunter, was nicht einen besonderen Reiz hätte, ob es 
sich nun um italienische Majoliken oder antike Kleinkunst 
oder italienische Bronzen oder persische Keramik 
handelte. Seine besondere Liebhaberei gehörte sicherlich 
der italienischen Majolika, und zwar der Blütezeit aus der 
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Manch besonders guter 
Griff ist ihm da geglückt, so zum Beispiel die Deruta- 
Platte mit der Stigmatisation des heiligen Franziskus, der 
sizilianisc-he Albarello aus der zweiten Hälfte des 
15. Jahrhunderts, die feine Qubbio-Platte mit dem sitzen 
den Arn.or und anderes mehr. Auch unter dem deutschen 
Silber sind gute Arbeiten von Paulus F 1 i n d von Nürn 
berg vorhanden. Gute italienische Bronzen des 16. und 
17. Jahrhunderts, Marmorskulpturen und Elfenbeinarbeiten 
geben der Sammlung eine interessante Vielseitigkeit, 
aus der wir aber besonders die noch mit Fortwäng- 
lers Hilfe gesammelten Tanagrafiguren und griechische 
Kleinkunst des 7. bis 3. Jahrhunderts v. Chr. hervorheben. 
Im Bilde zeigen wir: Fig. 10, Kokosnußpqkal mit 
Deckel, in kupfervergoldcter Fassung, die reich mit 
Maureskenornamenten graviert ist. Schwach gewölbte 
Fußplatte, vasenförmiger Schaft, aus dem die Halter für 
die mit Lippenrand und -Einfassung versehene Kuppa 
emporstreben. Die Kuppa zeigt in drei Feldern flach ge 
schnittene Reliefs mit Allegorien der Völlerei, der Sinn 
lichkeit u. s. w.; flach gewölbter Deckel mit Knabenfigur 
als Krönung. 
Fig. 11, Silbervergoldeter, getriebener Deckelpokal. 
Runde, gewölbte Fußplatte mit aufgetriebenen kleinen, 
rautenförmigen Quadern, glockenförmiger Schaft mit 
Baumstamm und Holzhauerfigürchen. Kuppa in flach 
gedrückter Herzform mit in engen, schrägen Reihen stehen 
den Rautenquadern. Deckel mit ausgeschnittenem Blätter- 
und Blütenstrauß. Süddeutsch, 16. bis 17. Jahrhundert. 
Fig. 12, Silbervergoldeter Ananaspokal mit Deckel. 
Gewölbte, kleine Fußplatte, in zwei Reihen gebuckelt, 
kurzer Schaft mit ananasförmigem Nodus, große, hoch 
gebuckelte Kuppa; Deckel mit ausgeschnittenem Blüten 
strauß in kleiner Vase als Knauf; auf der Unterseite des 
Fußes eingraviert: Catharina Navarts, 16. bis 17. Jahrh. 
Fig. 11. Fig. 10. Fig. 12.
	        
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