MAK
Nr. 6 
Seite 85 
Originalradierungen von Rembrandt. 
Der edle Wetteifer in der Herstellung künstlerisch wert 
voller Kataloge, den insbesondere die deutschen Kunstauktions 
institute entwickeln, erstreckt sich neuestens erfreulicherweise 
auch auf die Antiquariate: nach den reizenden Publikationen 
Martin Breslauers in Berlin, Rosenthals in Mün 
chen, O i 1 h o f e r & Ranschhurgs in Wie n und einiger 
anderer tritt jetzt das bekannte Antiquariat (i. Heß in Mün 
chen mit einem Katalog auf den Plan, der sich den schönsten 
Erzeugnissen dieser Gattung würdig anreiht. Freilich, zu dem 
Inhalte würde eine weniger prächtige Ausstattung kaum gepaßt 
haben, denn es ist ein Katalog von Originalradierungen 
R e m b r a n d t 
weit seltener als im ersten oder dritten Zustand, und nur in 
wenigen, in öffentlichen Sammlungen befindlichen Exemplaren 
bekannt.« 
Von außerordentlicher Seltenheit sind ferner die Blätter: 
»Die Landschaft mit Kanal« (Preis 15.000 Mark), »Die Dar 
stellung im Tempel« (10.000 Mark), »Die Landschaft mit dem 
viereckigen Turm« (8500 Mark) und die aus den Sammlungen 
Brentano und Schloesser stammende »Nackte sitzende 
Frau mit dem Pfeil« (7000 Mark). 
Von den biblischen Darstellungen möchten wir das unter 
Nr. 22 verzeichnete Blatt »Der Triumph des Mardochäus« mit 
seiner wundervollen, echt Rembrandtschen Lichtführurfg hervor- 
Fig. 1. Rembrandt, Triumph des Mardochaeus. 
Mit scheuer Bewunderung blättert man in dem stattlichen 
Bande, der so ziemlich das ganze graphische Oeuvre dieses 
Großen umfaßt. Hält man sich an die Angaben S i n g e r s, der die 
Zahl der Radierungen Rembrandts mit höchstens 236 angibt, so 
fehlen nicht viele Blätter in dieser Sammlung. Allen aber, und 
das ist das hervorstechende Merkmal der Kollektion Heß. ist 
die prachtvolle Qualität und Erhaltung gemeinsam. Einem 
schöneren Abdruck der »Drei Hütten« zum Beispiel ist man in 
den letzten Jahren auf dem Kunstmarkte gewiß nicht begegnet: 
man wird denn auch den Preis von 20.000 Mark, den der Katalog 
registriert, nicht zu hoch finden. 
In einem unübertrefflich schönen Abdruck von größter 
Tonfülle und vollkommener Klarheit findet sicli auch das Blatt 
»Clement de Jongh«. Der Katalog bemerkt zu dieser Radierung 
deren Preis mit 16000 Mark fixiert ist: »Zweiter Zustand von der 
vollendeten Platte, aber von der oberen Einfassungslinie. In 
diesem Plattenzustand ist das Blatt von eminenter Seltenheit, 
heben, die hier durch die ungewöhnliche Heiligkeil, eine in ihrer 
Reichhaltigkeit geradezu übersprudelnde Komposition in allen 
ihren Einzelheiten erkennen läßt. Das Blatt ist in Fig. 1 abge 
bildet. 
Dem Neuen Testament gehört Fig. 2 an. Es ist der heilige 
Hieronymus mit dem Löwen und überaus reizvollem Helldunkel 
in den Details. Beachtenswert ist auch der architektonisch reich 
ausgestattete landschaftliche Hintergrund. 
Eine Stimmungslandschaft mit ungemein lieblichem Motiv 
und zartester Durchführung gibt Fig. 3 wieder, die Rembrandt 
»Die Landschaft mit der saufenden Kuh« betitelt. 
Wie schön auch noch die wenigen späteren Abdrucke der 
Sammlung sind, dafür spricht Fig. 4. das Blatt »Nachdenkender 
Mann bei Kerzenlicht«. Ein düsterer Raum durch ein schwaches 
Flämmchen erhellt, ein für Rembrandt geradezu prädestiniertes 
Motiv.
	        
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