Gebiete heute in vorderster Reihe steht. Schmucksachen, Füllungen für
Kästchen und Schränke, Geräthe, Bilder (auch Miniaturen) sind hier in
einer Fülle, technischen Vollendung und Farbenpracht (vornehmlieh mit
trefHicher Beherrschung des so schwierigen Roth) vorgeführt, dass man
sich kaum von diesem Anblicke trennen kann. Soyer betreibt auch die
Restaurirung alter Emailarbeiten mit unerreichter Virtuosität; für das
Louvre und Muse: Cluny hat er zahlreiche Arbeiten ausgeführt.
[n Silber und Schmuck glänzen Boucheron, Despres und Guerchetfs.
Witwe (sämmtlich in Paris), von denen die letztgenannte Firma vornehm-
lich das trelflichste Tafelsilber geliefert hat.
Cristoße ist, wie immer, durch formvollendete Arbeiten vertreten,
die alles Gleichartige weit hinter sich lassen. Auch hier herrscht fast
ausschließlich der Stil Louis' XV. Auch in echtem Silber hat die Firma
gediegene Arbeiten vorgeführt, so einen Toilettetisch mit reicher Garnitur
in meisterhafter Vollendung und Theile eines riesigen Tafelaufsatzes im
Werthe von 1'], Millionen Francs, nach Entwurf des Bildhauers Mathurin,
für das Pariser Hötel de Ville ausgeführt.
In der deutschen Abtheilung ist das Kunstgewerbe quantitativ und
qualitativ so schwach vertreten, dass diese Ausstellung nur ein falsches
Bild der Production Deutschlands bieten kann. Erwähnenswerth sind
nur die Silberarbeiten nach alten Mustern von Rosenau (Kissingen), die
Collectivausstellung der Pforzheimer Gold- und Silberschmiede (mit auf-
fallend viel Granatwaaren), die Elfenheinschnitzereien von Häbler (Baden-
Baden) und Keller (Berlin), welch' Letzterer übrigensEmails von unzweifel-
haft österreichischer Herkunft (Politzeri, Grünwald?) ausgestellt hat, die
sächsische Porzellanfabrik von Thieme (Potschappel-Dresden), die mit
großem Erfolge die Meißener Waare nachahmt, und die Hofglasmalerei
von Zettler (München). Das ist aber auch Alles von Belang. Die Reichs-
deutschen wissen sehr gut, was sie thun, wenn sie in Antwerpen haupt-
sächlich mit den Leistungen ihrer hochentwickelten Maschinen- und
chemischen Industrie hervortreten, das Kunstgewerbe aber zu Hause
lassen. Sie suchen und erzwingen praktische Erfolge, ehrenhalber stellen
sie nicht mehr aus; wo sie nicht concurriren können, halten sie sich
zurück, um mit verdoppeltem Eifer das zu zeigen, worin sie Meister sind
oder doch um die Palme der Meisterschaft ringen.
Weit mehr Interesse als die deutsche bietet die italienische Abthei-
lung, welche in vieler Hinsicht tüchtige Leistungen und Fortschritte in
technischer und ästhetischer Beziehung aufweist. Vor Allem gilt dies von
der Keramik und von der Bijouterie; mehr noch als früher werden hier
mit Liebe und Verständniss alte Techniken erneuert, alte Vorbilder in
Form und Farbe nachgeahmt. S0 sieht man bei Mollica (Neapel) neben
jenen bizarren Formen und nicht immer gut gestimmten Farben, in
welchen sich die moderne italienische Keramik seit Langem gefällt, gute