Nr. 8
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Internationale Sammler-Zeitung.
fessor Dr. Alfons Dop sch an der Wiener Universität ein
numismatisches Kollegium abhalten, und zwar wird er dreimal
wöchentlich über das »Münz- und Geldwesen des Mittelalters«
lesen.
(Neue Medaille n.) Im Wiener Hauptmünzamt sind
zwei Erinnerungsmedaillen an den jüngsten Balkankrieg fertig
gestellt. Im Aufträge der serbischen Regierung wurde eine
Invalidenfondsmedaille ausgeführt, die vom Wiener Medailleur
Hans Schäfer geschaffen worden ist. Die Aversseite zeigt
auf erhabener Randleiste im oberen Halbkreis in serbischer
Sprache und Schrift die Worte: »Ein Hoch den Rächern von
Kossowo«; im unteren Halbkreis: »Helfen wir den entkräfteten
Kriegern.« Im vertieften Eeld ist das Schlachtfeld von Kossowo
veranschaulicht. Eine zweite Medaille wurde vom Medailleur
Gustav Gursdiner im Auftrag der rumänischen Regierung
entworfen und bezieht sich auf den Frieden Rumäniens mit
den Balkanvölkern.
(Münzauktion in Wien.) Am 11. Mai findet bei
Brüder Egger in Wien eine für Sammler und Freunde des
griechischen Altertumes interessante Auktion statt. Es handelt
sich um die Münzensammlung des bekannten Amateurs, Herrn
Theodor P r o w e in Moskau, die hauptsächlich Dacien,
Moesien, Thracien und Kleinasien umfaßt. Die Sammlung ist,
wie der Katalog zeigt, mit großem Verständnis angelegt. Ihren
großen Reichtum an Ineditas hat sie allerdings hauptsächlich
der günstigen Kaufgelegenheit im Wohnorte des Besitzers zu
danken. Italien und Sizilien sind in einer kleinen, aber ge
wählten Auswahl vertreten. Ferner ist unter Nr. 150 die seltene
Oktadrachme von Abdera vorhanden, der sich eine weitere
Serie von Tetradrachmen anschließt. Aenos mit dem Kopfe des
Hermes liegt in vier sehr schönen Tetradrachmen vor (Nr. 171,
172, 173, 180). Von Byzantium ist die ebenso seltene wie
schöne Tetradrachme mit dem Kopfe der Demeter (Nr. 213)
zu erwähnen. Nr. 225 ist ein trefflich patiniertes Medaillon des
Caracalla derselben Stadt. Perinthus ist in herrlichen Bronze-
Medaillons aus der römischen Kaiserzeit vorhanden (Nr. 286.
290, 294, 297, 298 etc.). Nr. 261 ist ein Unikum, eine Tetra
drachme von Mesembria. In der reichen Serie thrakischer
Könige und Dynasten fällt besonders der Goldstater des
Lysirnachus mit der stehenden Nitre (Nr. 394) und die Okta-
drachmen des Cerrones auf. Nr. 603 ist ein interessantes Bronze-
Medaillon von Abydos, Hero und Leander darstellend. Nr. 699
und 700 zw r ei schön erhaltene Tetradrachmen von Teile-
dos, Nr. 733 ein Prachtmedaillon des K. Septimius Severus
von Elaea. Von Lesbos findet sich eine reiche Serie sehr
schöner Electron Hakten (Nr. 759 bis 808); von Mytilene eine
hervorragend schöne Bronze (Nr. 801). Ephesus liegt in langer
Serie vor (Nr. 837 bis 896). V on Erythrae sind die schöne
Drachme (Nr. 812) und Triobolen (Nr. 813 und 814) in sehr
schöner Erhaltung vorhanden. Ferner ist da (Nr. 949) ein atti
scher Octobol Magnesia ad Maeandrum, Nr. 953 die Tetra
drachme derselben Stadt, von sehr schönem Stil; Nr. 977 bis
983 frühe Electron-Prägungen von Milctus, sehr schöne Tetra
drachmen von Smyrna. Zwei herrliche Medaillons künstleri
scher Arbeit mit tadelloser Patina, von Antinous, dem Lieb
ling Hadrians. Auch Caria ist eine große Menge vorhanden, so
zum Beispiel Nr. 1128 Alabanda Tetradrachme, Nr. 1150 ein
Bronze-Medaillon von Antiochia ad Maeandrum, Nr. 1204 die
sehr seltene Tetradrachme von Cuidus, Nr. 1332 die Di-
drachme von Calymna, Nr. 1336 Tetradrachme von Cos.
Nr. 1337 eine sehr schöne Didrachme derselben Stadt, Nr. 1339
Tetradrachme von Cos, Nr. 1349 bis 1356 Münzen von Rhodus.
Bronze-Medaillons von größter Seltenheit und schönster Er
haltung sind Nr. 1646 und 1647 von Apamaea. Von Lycia sind
früheste seltene Prägungen vorhanden, so zum Beispiel
Nr. 1893 Thap oder Path, Nr. 1898 Zemous und Trebenimis.
Nr. 1925 die höchst seltene Didrachme von Phaselis. Nr. 2000
ein Bronze-Medaillon von Sillyum, sehr schön und ebenso
selten, Nr. 2055 ein Bronze-Medaillon von Etenna, unediert
lind von wunderbarer Erhaltung, Nr. 2198 ein Stater von
Mallus. mit dieser Darstellung des Reverses anscheinend noch
nicht auf den Markt gekommen; Nr. 2231 bis 2235 seltene
Statere von Soli; Nr. 2437 bis 2476 bringt eine Serie syrischer
Tetradrachmen, durchwegs von schönster Erhaltung; Nr. 2562
und 2567 zwei interessante Oktodrachrfien von Sidon, Nr. 2640
j die äußerst rare große Bronzemiinze von Judaea, Simon Nasi.
| Nr. 2641 die Tetradrachme von Simon. Bar Cochba, Nr. 2667
| und 2668 Tetradrachme von Mithridates I. König der Parther,
! liactria und Judia sind gleichfalls reich vertreten, darunter eine
| Tetradrachme von Enthydemus II., ein sehr seltenes Exemplar.
Nr. 2744 ist eine stempelfrische Gold-Oktodrachrne des Königs
Ptolemäus III. von Aegypten.
. .
(Braunschwei g f s c h e E r i n n e r u n g s m ii n z e n.)
Aus Gmunden wird uns geschrieben; Zur Erinnerung rin
den Regierungsantritt des Herzogs Ernst August von
Braun schweig werden für eine Million 3 Mark- und
5 Mark-Stücke geprägt werden, die auf der Vorderseite die
Brustbilder des jungen Herzogspaares zeigen. Die braun
schweigische Regierung hat dem Bildhauer Kramer den Auf
trag zur Ausführung des Modells gegeben.
(Jakob Schul man.) In Amsterdam starb am
3. März d. J. der in weitesten Kreisen bekannte Münzhändler
Jakob Schulman im Alter von 63 Jahren. Seine Kataloge,
von denen besonders der der berühmten Stephanikschen Samm
lung von niederländischen Münzen hervorgehoben sei, haben
viel zur Förderung der Münzwissenschaft, beigetragen.
Philatelie.
(Ein Mahn w ort an Al b anIen-Sa m m 1 e r.)
j Der jüngste Staat Europas ist nicht nur politisch, sondern
— wie M. M ii 11 e r in diesen Blättern schon ausgeführt hat (siehe
Nr. 2 der »Internationalen Sammlerzeitung«) — auch phila-
I telistisch ein interessanter Staat. Wer in seiner Marken
sammlung die Entwicklungsgeschichte Albaniens mitsamt
der Vorgeschichte belegen will, muß vor allem trachten, sich
die montenegrinischen Marken mit dem Stempel San
Giovanni di Medua, die serbischen rnit dem Stempel
Durazzo und ähnliche Stempelspezialitäten zu verschaffen.
Die erste philatelistische Spur der albanischen Selbständigkeit
stellen die türkischen Marken mit dem Aufdruck des
albanischen Doppeladlers dar. Da der Postverkehr in
Albanien nicht sehr groß ist, zudem an ihm die österreichischen
und italienischen Levante-Postämter den Löwenanteil haben,
sind von den erwähnten Aufdruckmarken relativ wenige in
Umlauf gekommen. Immerhin sind genügend große Quariti-
| täten in Händen von Spekulanten geraten, die jetzt die Preise
| in phantastische Höhen emportreiben. Der primitive Aufdruck
ist sehr leicht zu fälschen und man muß daher bei dem Kaut
dieser Serie vorsichtig sein. Man soll jedenfalls abwarten, bis
die Preise halbwegs stabilisiert sind; Einheimische, die sich
im Besitze der Äufdruckmarken befinden, verkaufen sie in
der Regel nicht, weil sie von Summen von drei- und vier
stelligen Zahlen fabeln, auf die natürlich niemand eingeht;
vor einigen Wochen wurden hier für das Stück der Aufdruck
marken nur zwanzig bis fünfzig Franken bezahlt. Weniger
selten sind die in primitivem Druck hergestellten stempel-
artigen r ii n d e n Marken. Von beiden Serien sind relativ
viele in Händen von Händlern und privaten Spekulanten und
wer also keine Lust hat, einem Hausse-Manöver aufzusitzen,
tut gut, seine Kauflust vorläufig zu zügeln. Die
gegenwärtig kursierenden albanischen Marken weisen das Bild
Skanderbegs auf (infolge eines Druckfehlers heißt es — auf
allen Werfen Skander b e r g). Die Serie besteht aus folgenden
sechs Werten: 2, 5. 10, 25, 50 Qint und 1 Franken. Alle diese
Werte können durch den Aufdruck eines großen »T« und des
Wortes »Takse« auch zu S t r a f p o r t o marken umgewandelt
werden. Am Tage des Einzuges des Fürsten sind die
sechs Marken mit dem Aufdruck »7 Mars • 1467 Rrofte
Mlbreti 1914« verkauft worden. 5000 Serien sind mit diesem