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Internationale Sammler-Zeitung.
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sonst ausgestellt sind; durch schöne Modellierung zeich
nen sich die Brunnenfigur von Pohl (11), die Gruppe
»Mutter und Kind« von S tun dl und der fast zu ge
fällige Brunnen Walter Schotts aus, durch Originali
tät B a u e r s »Faunmutter mit Kind«; kraftvoll und monu
mental die großen Plastiken, wie das Grabmal (der
kniende Ritter), Seiferts »Siegfried« und Müllers
»Arbeiter«. Von den Bildern in diesem Saale fallen der
charakteristische »Reiche Fischfang« H. Vogels und
besonders Sc hatten steins »Versuchung« mit ihren
schön modellierten, lebensvollen Akten vorteilhaft auf.
L e i t n e r hat in Nr. 88 den Schnee famos auf die Lein
wand gebracht, Grill in Nr. 294 die Sonnenreflexe aui
dem Wasser mit grandioser Virtuosität wiedergegeben.
An Delitz’ Genreporträt (296) ist die Treffsicherheit
des Ausdruckes und die Leichtigkeit der Darstellung sehr
zu loben. K a s p a r i d e s ist mit mehreren seiner wunder
vollen Landschaften in ihren Märchenstimmungen ver
treten. Bocks »Diana« ist eine harmonisch durchkorn-
poniefte Plastik; im Anschluß hieran seien Königs feine
Kleinplastiken lobend erwähnt. Von Gästen fallen der
Landschafter Dauchez, die Porträtisten R e u s i n g
(Düsseldorf), C o 11 e t, ferner der Graphiker Philipp
(Dresden) und die Berliner Schlubeck und Schlich-
t i n g — diese als Darsteller diverser Lichtprdbleme —
angenehm auf. Pentclei-Molnar, der für Stilleben
förmlich vorbildlich geworden ist, hat sich in Wien schon
das Bürgerrecht erworben.
In mehreren Räumen ist. das »M ü v e z h a z«, eine
Vereinigung bildender Künstler in Budapest, zu Gaste.
Ihr künstlerisches Niveau entspricht nicht dem des
Künstlerhauses; es ist überhaupt kein einheitliches.
Während die einen sichtlich von den französischen Im
pressionisten beeinflußt sind, neigen die anderen der
modernen Neutönerei zu, wie sie in letzter Zeit speziell
vom Hagenbund geübt wurde. Die markantesten unter
den Ungarn sind Ronai, K a t o n a, Z c m p 1 e n y i i
und J a v o r, welch letzterer einen in Farbe und Zeichnung
hervorragenden Akt (134) ausstcllt. Die Plastiken sind
ziemlich bedeutungslos. Zusammenfassend läßt sich über
den Besuch der Ungarn sagen, daß er weniger nach dem
Durchschnitt, als vermöge der Qualitäten einzelner Künst
ler einen sympathisch zu begrüßenden Anfang künst
lerischer Wechselbeziehungen zwischen beiden Reichs
hälften bedeutet.
Die Frühjahrsausstellung der Sezession bringt
viel des Guten und Schönen. Beim Eingang fällt gleich
Franz v. Stucks prachtvoll straff modellierte »Ama
zone« auf, deren Bewegung sehr glücklich erfaßt ist. Von
Werken der Plastik sind sonst nur Alfred Hof man ns
Porträtbronzen hervorzuheben; die Plakettenkunst ist
durch J. Unterhölzer vorteilhaft repräsentiert. Mit
der »Dame in Weiß« hat Claudio Castelucho ein
Freilichtporträt geschaffen, das mit seiner frischen Natür
lichkeit den Erfolg der Pariser Studien des Künstlers be
weist, während das Bild »Angst« mehr Virtuosität als
Geschmack bekundet. Viktor H a m mer hat mehrere
Porträts in seiner angenehm bekannten, an die Altwiener
Schule erinnernden Art zur Schau gestellt. Von den vor
trefflichen Stillcben Hänischs zeigt Nr. 26 den Einfluß
Pentelei-Molnars. Josef Danilowatz überrascht durch
die feinen Veduten, die er von einer nordischen Reise mit
gebracht und denen so gar nichts von der gröberen
Art der Karikaturisten anhaftet. Im Saal III sind Karl
Müllers Aquarelle, meist Wiener Sujets mit liebevoller
Detaillierung behandelnd, zu sehen, ferner Alois Kolbs
charakteristische und schwungvolle Radierungen; im an
stoßenden Raum ziehen Nowaks »Holländisches
Fischerdorf«, »Fischablage in Volendam« und »Volendam«
durch die vorzügliche Behandlung des Wassers die Auf
merksamkeit des Besuchers auf sich. Stoitzner
brilliert wieder in Landschaften (Der Gewitterhimmel in
der Tauernalm), in Interieurs und Stilleben, Grom-
Rottmayer gefällt sich in einem nachgerade zu herben
Stil, der in Zeichnung, Farbenzusammenstellung und
Gruppierung die Vorzüge des Künstlers verdeckt. H a ri
fin g e r s Landschaften sind etwas ungleich in der
Qualität; seine Stärke liegt in der Stimmung von Licht
und Luft, während er das Gegenständliche zu breit be
handelt. Staegers Bilder sind voll Weichheit, Alfred
P ö 11 wirkt durch die Kraft seiner Farben (»Bergsee«).
Vlastimil Hof mann läßt sich noch immer Verzeichnun
gen des Wangenprofils zuschulden kommen (Madonna,
114), versöhnt aber durch die Qualität des »Glühendes
Herz« betitelten Gemäldes. Röschs samtene Farben
Fig. 15. Falck, Der große Kurfürst.
verleihen seinen Bildern (140, 141) den gewohnten
Reiz. Jettmar und L i e b e n w ; e i n sind ihrer ver
dienstvollen Eigenart treu geblieben; Krämer, Isepp
und König bringen sehr stimmungsvolle Landschaften.
Die Graphik ist durch Armin H o r o v i t z (von dem
auch ein famoses Oelporträt zu sehen ist), S t a e g e r
und Diveky, der sich an die deutsche Holzschnitt
manier anlehnt, gut vertreten. Norbertine Roth zeigt in
dem Märchenfries einen wohltuend einfachen und ge
schmackvollen Sinn für dekorative Malerei. F. v. Ra d-
ler, Lenz und Dachauer sind mit Anerkennung zu
nennen.
In der Galerie M i e t h k e ist eine Anzahl syntheti
scher Bilder von Andre D e r a i n zu sehen, welche nur
als dilettantische Versuche, Schritte in der neuen Rich
tung zu machen, aufgefaßt werden können; die Stilleben
sind der beste Beleg dafür.