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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 9
Werken kommen hier die so selten in den Handel
kommenden Meisterstücke zur Versteigerung. Denn
Meister Rumpler macht sich gar rar und trennt sich nur
schwer von den Kindern seiner Muse. Ein heißer Kampf
wird wohl um diese Bilder entbrennen, von denen wir
in Fig. 7 den »Sonntagnachmittag im Belvedere« repro
duzieren. Das obere Parterre im Belvederegarten, reich
l'A 11 e m a n d, der Münchenei Jakob 0 a i ß e r und Her
mann Ka ulbach, des Triestiners Eugen Jettei und
des Bolognesers Orfeo 0 r f e i charakterisieren das
hohe Niveau der Kollektion.
Außer den entzückenden Wiener Veduten Erwin
Pen dis ist »Tannhäuser im Venusberg« von Hans
Makart (Fig. 8) nennenswert: Unter einem Baldachin
Fig. 7. Rumpler, Sonntagnachmittag im Belvedere.
mit Figuren staffiert, auf Holz in recht kleinen Dimen
sionen, 17%,: 24, gemalt, bietet einen lieblichen Anblick.
Das signierte Bild ist vom Jahre 1890 datiert. Außer
diesem Werke gelangen noch »Nymphe bei Sonnen
untergang«, »Klosterkirche in Dachau«- »Mädchen mit
Goldhaube« und ein »Weiblicher Akt« Rumplers unter
den Hammer.
Sehr interessant ist auch ein »Schafstall« von Anton
Sehr ö dl. Ein Tierbild von F. van Severdonck,
ein lebensgroßes Brustbild »Die Sünde« von Gabriel
Max und Werke der Wiener Karl Moll und Karl von
Merode, Siegmund FA 11c m and und Hugo
sitzt auf einem Eisbärenfell die Göttin Venus mit einem
purpurnen, goldgestickten Mantel. Aus ihrer Umarmung
sucht sich Tannhäuser mit seiner goldenen Leier zu be
freien. Das Bild prangt in vollster Erhaltung der Farben
frische, was bekanntlich nicht bei allen Werken des
Meisters der Fall ist.
Die Gemälde und Aquarelle moderner Meister, die
bei J. C. Wawra zur Auktion kommen, stammen aus
dern Nachlasse der Frau Marie Werthner, der
Witwe des früheren Herausgebers der »Neuen Freien
Presse«, und zum geringen Teile auch aus anderem
Wiener Privatbesitz.
Farbendrucke.
Aus Berlin wird berichtet:
Ein-e Sonderausstellung im Kupferstichkabinett des Neuen
Museums in Berlin gibt einen Ueberblick über die Entwick
lung des Farbendruckes vom 16. Jahrhundert bis auf unsere
Tage.
Den Anfang machen die Deutschen des 16. Jahrhunderts
mit ihren mehrfarbigen Holzschnitten. Bei der Bildhauerei ist
der scheinbar sich widersprechende Satz aufgestellt worden,
daß sie um so malerischer wirkt, je weniger sie mit Farben
arbeitet, und daß die Buntskulpturen der Frühzeit überhaupt
noch nicht malerisch zu nennen seien. Von der Griffelkunst
ließe sich Aehnliches sagen. Die Helldunkelschnitte der klassi
schen Augsburger Zeit, bei denen man mit zwei Platten aus
kam und die zweite lediglich als Tonplatte mit ausgesparten
Lichtern aufdruckte, diese schlichten Helldunkelschnitte sind
in ihrer malerischen Wirkung unerreicht. Der Stilsicherheit der
damaligen Meister ist es zu danken, daß ihre Farbendrucke
auch dann an malerischer Wirkung kaum einbüßten, wenn sie
mehrere Platten mit verschiedenen Farben anwandten. Bei
den Blattern eines Cranach, Burgkmair, Altdorfer,
Hans Baidung Grien und Johann W-e ch 11 i n wird die herbe
Größe der Form in nichts durch die Farbe beeinträchtigt. Auch