MAK
Seite 136 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 9 
Werken kommen hier die so selten in den Handel 
kommenden Meisterstücke zur Versteigerung. Denn 
Meister Rumpler macht sich gar rar und trennt sich nur 
schwer von den Kindern seiner Muse. Ein heißer Kampf 
wird wohl um diese Bilder entbrennen, von denen wir 
in Fig. 7 den »Sonntagnachmittag im Belvedere« repro 
duzieren. Das obere Parterre im Belvederegarten, reich 
l'A 11 e m a n d, der Münchenei Jakob 0 a i ß e r und Her 
mann Ka ulbach, des Triestiners Eugen Jettei und 
des Bolognesers Orfeo 0 r f e i charakterisieren das 
hohe Niveau der Kollektion. 
Außer den entzückenden Wiener Veduten Erwin 
Pen dis ist »Tannhäuser im Venusberg« von Hans 
Makart (Fig. 8) nennenswert: Unter einem Baldachin 
Fig. 7. Rumpler, Sonntagnachmittag im Belvedere. 
mit Figuren staffiert, auf Holz in recht kleinen Dimen 
sionen, 17%,: 24, gemalt, bietet einen lieblichen Anblick. 
Das signierte Bild ist vom Jahre 1890 datiert. Außer 
diesem Werke gelangen noch »Nymphe bei Sonnen 
untergang«, »Klosterkirche in Dachau«- »Mädchen mit 
Goldhaube« und ein »Weiblicher Akt« Rumplers unter 
den Hammer. 
Sehr interessant ist auch ein »Schafstall« von Anton 
Sehr ö dl. Ein Tierbild von F. van Severdonck, 
ein lebensgroßes Brustbild »Die Sünde« von Gabriel 
Max und Werke der Wiener Karl Moll und Karl von 
Merode, Siegmund FA 11c m and und Hugo 
sitzt auf einem Eisbärenfell die Göttin Venus mit einem 
purpurnen, goldgestickten Mantel. Aus ihrer Umarmung 
sucht sich Tannhäuser mit seiner goldenen Leier zu be 
freien. Das Bild prangt in vollster Erhaltung der Farben 
frische, was bekanntlich nicht bei allen Werken des 
Meisters der Fall ist. 
Die Gemälde und Aquarelle moderner Meister, die 
bei J. C. Wawra zur Auktion kommen, stammen aus 
dern Nachlasse der Frau Marie Werthner, der 
Witwe des früheren Herausgebers der »Neuen Freien 
Presse«, und zum geringen Teile auch aus anderem 
Wiener Privatbesitz. 
Farbendrucke. 
Aus Berlin wird berichtet: 
Ein-e Sonderausstellung im Kupferstichkabinett des Neuen 
Museums in Berlin gibt einen Ueberblick über die Entwick 
lung des Farbendruckes vom 16. Jahrhundert bis auf unsere 
Tage. 
Den Anfang machen die Deutschen des 16. Jahrhunderts 
mit ihren mehrfarbigen Holzschnitten. Bei der Bildhauerei ist 
der scheinbar sich widersprechende Satz aufgestellt worden, 
daß sie um so malerischer wirkt, je weniger sie mit Farben 
arbeitet, und daß die Buntskulpturen der Frühzeit überhaupt 
noch nicht malerisch zu nennen seien. Von der Griffelkunst 
ließe sich Aehnliches sagen. Die Helldunkelschnitte der klassi 
schen Augsburger Zeit, bei denen man mit zwei Platten aus 
kam und die zweite lediglich als Tonplatte mit ausgesparten 
Lichtern aufdruckte, diese schlichten Helldunkelschnitte sind 
in ihrer malerischen Wirkung unerreicht. Der Stilsicherheit der 
damaligen Meister ist es zu danken, daß ihre Farbendrucke 
auch dann an malerischer Wirkung kaum einbüßten, wenn sie 
mehrere Platten mit verschiedenen Farben anwandten. Bei 
den Blattern eines Cranach, Burgkmair, Altdorfer, 
Hans Baidung Grien und Johann W-e ch 11 i n wird die herbe 
Größe der Form in nichts durch die Farbe beeinträchtigt. Auch
	        
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