MAK
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Seite 15 
Internationale Samml er -Zeitung 
gen von dem führnehmbsten Ausfall, Schießen, Scharmützeln 
und Stürmen sambt anderen verlauffenen Sachen* ‘. Kein Wunder, 
daß auch jetzt, wo mit den lapidaren Depeschen des General 
quartiermeisters so ungeheure Begebenheiten auf uns eindringen, 
die Federn wieder ansetzen, um dem Volk Bilder von Kampf 
und Sieg und der Niedertracht unserer Gegner auszumalen. 
Unter den mannigfachen Produktionen, die einem da an den 
Straßenecken in die Hand gedrückt werden, gibt es auch schon 
schon einiges aus der Werkstatt unserer Künstler, das aus dem 
pulsenden Rhythmus dieser Tage heraus geboren scheint. 
Da hat unter dem Namen „Kriegszeit“ eine unter Alfred 
Golds Leitung stehende Serie von Künstlerflugblättern 
zu erscheinen begonnen, die in wöchentlicher Folge Original 
lithographien von Liebermann, Kampf, Trübner, Kalck- 
reuth, Gaul, Slevogt, Klinisch, Kolbe, Baluschek 
und anderen zu bringen verspricht. Max Liebermann eröffnete. 
diese Blätterfolge mit einer Zeichnung des Volkes, das an jenem 
Samstag hingeströmt kam zum Schloß, um seinen Kaiser zu 
sehen, um von ihm das verbrüdernde Wort: „Ich kenne keine 
Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!“ mit Jubel zu 
vernehmen. Eine große Stunde, die in Liebermann den wahrhaft 
lapidaren Schilderet gefunden hat. Die Wacht an der Maas, 
die Eroberung der ersten Fahne, die Aufregung in Berlin in 
Bildern von Arthur Kampf, Otto Hettner und Max Oppen 
heimer füllen daneben diesen ersten Bogen. Sehr hübsch und 
wert, volkstümlich zu werden, sind auch die „Bunten Kriegs 
bilderbogen“, die von der Vereinigung der Kunstfreunde 
herausgegeben werden. Um wackere Knittelverse herum gibt 
es da Zeichnungen von Ernst Stern, Ludwig Kainer, Fritz 
Wolff und Walter Trier. Trier erscheint schon als eines der 
künstlerischen Talente, die der Krieg recht eigentlich zur 
Entfaltung gebracht hat. Ein geborener Karikaturist, ein Mensch 
von Stil und eigener Linie, hat er das Stichwort der Stunde auf 
genommen und schmettert.mit einer machtvollen, freudig auf 
genommenen Satire ins Volk die Entrüstung, den Haß und die 
Verachtung der „Krüppel-Entente“. 
(Große Berliner Kunstausstellung 1915.) Aus 
Berlin wird uns berichtet: Trotz des Krieges wird die Berliner 
Künstlerschaft die Große Berliner Kunstausstellung im 
Sommer 1915 veranstalten. Zu diesem Ergebnis ist man 
vorläufig gekommen, und die Kommission, die bereits 
im Sommer gewählt wurde und die wiederum ebenso 
wie in diesem Jahre Professor Karl Langhammer leitet, 
hat die Vorbereitungen für die Veranstaltung bereits 
begonnen. Die Erfahrungen, die man in der diesjährigen Aus 
stellung am Lehrter Bahnhof während der Kriegsmonate 
gemacht hat, berechtigen zu der Hoffnung, daß es auch im 
nächsten Sommer wohl gelingen wird, das Interesse einer großen 
künstlerischen Ausstellung zu sichern. 
Museen. 
(Ein altböhmisches alch emistisches Labora 
torium.) Im Technischen Museum zu Prag wurde als eine 
weitere Abteilung der zahlreichen Musealsammlungen ein 
alchemistisch.es Laboratorium aus dem 16. Jahrhundert er 
richtet. Es führt alle wichtigeren Arbeiten der Alchimisten wie 
auch die verschiedenen zu jener Zeit in Gebrauch gestandenen 
Hilfsmittel, wie Öfen, Apparate und dergleichen vor. Das Labora 
torium wurde von Ingenieur Ott. Zaehar unter Mitwirkung des 
akademischen Malers. K. Stapfr errichtet und am 4. Oktober 
eröffnet. 
(Neuerwerbungen des Leipziger Museums.) Das 
sächsische Ministerium des Innern hat dem Rat der Stadt 
Leipzig f ür das städtische Museum der bildenden Künste ein 
großes Aquarellölgemälde von Johannes Uler, einem Schüler 
von Gotthart Kühl, geschenkt. Das Bild stellt einen Biblio 
thekar in der Tracht des Rokoko dar und ist koloristisch von 
hohem Reiz. 
(Das Deutsche Entomologische Museum.) Ber 
liner Zeitungen melden: Nur wenige wissen, daß die Reichs 
hauptstadt seit kurzem auch die Eigentümerin eines wissen 
schaftlichen Spezialmuseums ist, das seinesgleichen sucht und 
obendrein nicht im Weichbild Berlins selbst, sondern „draußen“ 
in Dahlem sein Heim hat: das Deutsche Entomologische 
Museum. Zum ersten Male erstattet jetzt das Kuratorium 
dieses Museums, dessen Vorsitzender Bürgermeister Dr. Reicke 
ist, im Rahmen des Verwaltungsberichts des Magistrates zu 
Berlin einen Jahresbericht über die Tätigkeit des Museums 
(das vielleicht besser den verständlicheren Namen Museum für 
Innsektenkunde erhielte) seit seinem Übergang in städtische 
Besitz. Das Museum mit seinen reichen Schätzen an Schmetter 
lingen, Käfern, Spinnen, Fliegen und allem, was mit sechs 
Beinen kreucht und fleucht, ist eine Stiftung des vor fünf Jahren 
zu Berlin verstorbenen Professors Dr. G. Kraatz, der seine 
großen Sammlungen in seiner Privatwohnung in der Thomasius- 
straße untergebracht hatte und in Moabit als der ,, Schmetter - 
lingsprofessor“ eine bekannte Persönlichkeit war. Diese Samm 
lungen nebst einer umfangreichen Fachbibliothek und seinem 
ganzen, etwa 800.000 Mark umfassenden Barvermögen ver 
machte er der Stadt Berlin mit der Bestimmung, daß die Erb 
schaft zur Weiterentwicklung des von ihm bereits im Jahre 1886 
ins Leben gerufenen „Deutschen Entomologischen National 
museums“ verwendet werde. Vor zwei Jahren hat das Museum 
sein neues,.schönes Heim in Dahlem, Goßlcrstraße 20, nach den 
Plänen von Heinrich Straumer gefunden, und jeder, der 
Dahlem besucht, sollte nicht versäumen, diesem schmucken 
Backsteinbau einen Besuch abzustatten. Die Sammlungen des 
Museums umfassen heute 550.000 Insekten aller Ordnungen. 
Die Bibliothek zählt 12.000 Bände und 10.000 Sonderabdrucke. 
(Wo sind die Kunstschätze des Louvre?) Der 
Pariser Korrespondent der „Times“ macht in einem zwei 
Spalten langen Artikel geheimnisvolle Andeutungen über das 
Schicksal der Kunstschätze des Louvre, über die irgendwelche 
Angaben zu bringen den französischen Zeitungen von der Zensur 
auf das Strengste verboten wurde. Etwas Bestimmtes weiß 
der englische Korrespondent freilich auch nicht anzugeben, 
aber so viel geht doch aus seinen Andeutungen hervor, daß 
das französische Ministerium des Äußern und die Direktoren 
der Museen die sorgfältigsten Vorsichtsmaßregeln getroffen 
haben. Es ist in Paris ein öffentliches Geheimnis, daß 700 der 
berühmtesten Gemälde des Louvre bereits Anfang September 
von Paris nach „einem sicheren Platze“ gesandt worden sind. 
Wo sich im Augenblick die Venus von Milo, die Mona Lisa und 
andere Kunstwerke von internationaler Bedeutung befinden, 
ist unbekannt; man glaubt, daß sie unter strenger Bewachung 
„irgendwo im Süden“ aufbewahrt werden. Vor einigen 
Tagen, so schreibt der englische Korrespondent, sprach ich 
hierüber mit einem Herrn, der der Direktion der nationalen 
Museen angehört. Er bestätigte mir, daß es sich hierbei um eine 
Frage handelte, die für die Allgemeinheit ein starkes und leb 
haftes Interesse hätte; aber die Befehle des Ministers seien 
bestimmt und könnten keinesfalls umgangen werden; deshalb 
dürfe er sich darüber nicht äußern. So ließen wir denn das 
verbotene Thema fallen und sprachen statt dessen über die 
Erinnerungen aus dem Jahre 1870, als die Gemälde des Louvre 
während des Krieges in Schiffen nach Brest gebracht wurden. 
Während der Wanderung durch das Louvremuseum verirrte 
sich der Korrespondent und gelangte schließlich nach langen 
Wanderungen durch schlecht beleuchtete, öde und leerstehende 
Säle in die unteren Räume. Hier bemerkte er „verschiedene, 
höchst interessante Dinge“, über die er aus Loyalität nicht 
berichten kann. Er verrät aber, daß man außerordentliche Vor 
sichtsmaßregeln getroffen habe, um das Museum und dessen 
kostbaren Inhalt gegen Bomben aus Flugmaschinen zu schützen.
	        
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