MAK
Nr. 1 
Seite 9 
Internationale Samm ler - Ze’tung 
Kriegsdokumente 1870. 
Ausstellung in der Königlichen Bibliothek in Berlin. 
Aus Berlin wird gemeldet: 
Im Jahre 1870 legte im Aufträge Wilhelm I. der Hofrat 
Louis Schneider eine Sammlung von Dokumenten des 
Krieges in Frankreich an, die später von der Königlichen Biblio 
thek übernommen und außerordentlich erweitert wurde. 
Eine Auswahl aus dieser Sammlung, der sich schon zahlreiche 
Dokumente des Weltkrieges 1914 an die Seite stellen, ist jetzt 
als erste Ausstellung der Königlichen Bibliothek der allgemeinen 
Besichtigung zugänglich gemacht worden. 
Die Wände des weiten Saales hat Bibliotheksdirektor 
Dr. Meister, der Verwalter der Sammlung, mit Maueransclilägen 
und Reproduktionen von Schlachtenbildern geschmückt. 
Die wichtigsten Proklamationen der französischen Regierung 
sind da vereinigt. Von der pomphaften Proklamation Napo 
leons an seine Soldaten: ,,Je viens me mettre ä voire töte pour 
de fendre l’honneur et le sol de la patrie. .. Soldats, que chacun 
fasse son devoir, et le dieu des armees sera avec vous!" bis 
zu dem Aufruf Victor Hugos an die Deutschen, in dem er 
sie beschwört, Paris, die Hauptstadt der Welt, zu schonen. 
Dazwischen hängt ein Plakat aus der Zeit der Besetzung von 
Paris, in der ein großes Militärkonzert des ersten Schlesischen 
Grenadierregiments Nr. 10 in der Brasseric Nouvelle auf der Ile 
St. Denis — Eintritt 1 Franken — angekündigt wird und 
ein anderer großer Anschlag, in dem ein Herr Thobois 
der staunenden Mitwelt verkündet, daß er die Lenkbarkeit der 
Luftschiffe erfunden habe und sich anheischig mache, Deutsch 
land binnen kurzem zu vernichten, wenn man —■ ja, wenn man 
ihm das nötige Geld zum Ausbau seiner Erfindung zur Ver 
fügung stellen wolle. Die Sache scheint sich aber nicht gelohnt 
zu haben. 
Überaus reichhaltig ist die Sammlung der Karikaturen; 
die der französischen Blätter ist überhaupt die größte der Welt. 
Meistens beschäftigen sie sich mit dem Kaiser selbst und mit 
Bismarck, Moltke und der Kronprinz sind seltener zu sehen,, 
dagegen wird die ganze Schale des Zornes nach dem Tage 
von Sedan über Napoleon ausgeleert. 
Von den Schlachtorten und einzelnen Episoden sind eine 
Menge von zum Teile trefflichen Handzeichnungen vorhanden. 
Auch interessante Zeitungsnummern und Extrablätter liegen 
aus, darunter eine Nummer des „Figaro“, in der ein vollständig 
faksimilierter Brief Bismarcks an seine Gattin wiedergegeben 
ist. Daneben liegen Gedenkblätter, Pamphlete, Broschüren 
und Kriegsgeschichten in allen möglichen Sprachen, unter 
ihnen auch eine mit vielen hübschen Holzschnitten ge 
schmückte japanische. 
In einer besonderen Vitrine sind die Autogramme der 
Männer jener Zeit vereint, als Hauptstücke dabei die Original- 
Niederschriften von Schneckenburgers „Wacht am Rhein“ 
und Hoffmann v. Fallerslebens „Lied der Deutschen“. 
Wie dieses Lied an die Öffentlichkeit kam, erzählt ein daneben 
liegendes Tagebuchblatt von Hoffmanns Aufenthalt im Jahre 
1841: Am 29. August spaziere ich mit Campe (dem bekannten 
Hamburger Verleger) am Strande: „Ich habe ein Lied gemacht.. 
Das kostet aber 4 Louisdors.“ Wir gehen in das Erholungs- 
zimmer, ich lese ihm: „Deutschland, Deutschland über alles", und 
noch ehe ich damit zu Ende bin, legte er mir die 4 Louisdors aüf 
meine Brieftasche. Neff (der Stuttgarter Verleger) steht dabei,, 
verwundert über seinen großen Kollegen. Wir beratschlagen, 
in welcher Art das Lied am besten zu veröffentlichen. Campe 
schmunzelt: „Wenn es einschlägt, so kann es ein Rheinlied 
werden“ (um das gerade damals ein Wettbewerb ausgeschrieben 
war). „Erhalten Sie die Becher, muß mir einer zukommen." 
Ich schreibe es unter dem Lärm der jämmerlicher. Tanzmusik ab, 
Campe steckt es ein, und wir scheiden.“ 
Die Versteigerung der Sammlung Havemeyer in New-York. 
Die erste Gemäldeauktion dieser Saison, die in New- 
York abgehalten wurde, betraf die Versteigerung von 84 Öl 
bildern, die der Mrs. Theodore Havemeyer gehörten; sie 
fand am 18. November durch die American Art Galleries statt. 
Zwar wurden im ganzen für die 84 Stück nur 30.000 Mark 
erzielt, aber es ist immerhin bemerkenswert, daß in den jetzigen 
Verhältnissen auch wenig bedeutende Stücke Käufer fanden 
und bessere immerhin doch zu leidlichen Preisen abgingen. 
Die Tatsache zeigt, daß der Kunstmarkt in New-York nicht 
ganz darniederliegt. 
Nachstehend die erzielten Preise: 
Kat.-Nr. 
1 Charlemont E., Interessanter Brief 
2 Gaume H., Dame mit Fächer 
3 Jutz C., Hühner 
4 Fauvelet J., Stilleben 
5 Frühitalienische Schule, Madonna mit dem 
Kinde 
8 Berry (?) H., Erwartung 
7 Conrad R., Freude 
8 Jacquet J. G., Frauenkopf . 
9 Jutz C., Der Weg der Welt 
10 Thoren, O. v., In der Bar 
11 Troyon C., Schafe 
12 Boucher (nach), Allegorische Figur 
13 Unbekannter Meister, Sommerzeit . . . . 
14 Pettenkofcn, Sonnenaufgang 
15 Miiller-Ury, Symphonie in W T eiß ...... 
Dollar 
50-— 
17-50 
52-50 
45"—- 
15-— 
12-50 
io-— 
32-50 
30- — 
55" — 
135" — 
10" — 
15"—- 
105- — 
15- — 
Kat.-Nr. 
16 Goupil J. A., Porträt 
17 Moderne französische Schule, Heimwärts 
IS Lossow H., Crimson und Gray 
19 Ditgcheiver A., Nebel im Hügelland . . . . 
20 Lossow H., Toilette 
21 Amberg W., Pose 
22 Lion J. M., Der Mönch 
23 Schleich Ed., Die Furt 
24 Ethofer T., Marktplatz, Süditalien 
25 Delarochc P. H., Porträtstudie 
26 Achenbach O., Cbigi Park 
27 Altflämische Schule, Mythologische Dar 
stellung 
28 Ranzoni G., Landschaft mit Rindern . . . . 
29 Brissot de Warville F., Die Herde . . . . 
30 Lessing C.‘F., Vorüberziehendes Gewütter . . 
31 Wehli M., Im Gebirge 
32 Sclrcidlin, Wiidpret 
33 Scheidlin, Wiidpret 
34 Horsfal L., Landschaft 
35 Thoren,'O. v., “Auf der Farm 
36 Dargelas H., Die Herausforderung 
37 Maffei, G. v., Regen und Sonnenschein . . . 
38 Frühe englische Schule, Heimtrieb der Herde 
39 Ethofer T., Frömmigkeit 
40 Müller-Ury A., Marguerite 
41 Leygue E., Ägypterin 
42 Müller-Ury A., Stilleben, Rosen 
Dollar 
35- — 
12-50 
42-50 
37-50 
27-50 
40-— 
32-50 
260"—- 
30- — 
30" — 
125"—- 
20" — 
60"—- 
52-50 
85‘ — 
35- — 
12-50 
12-50 
52-50 
110- — 
52-50 
32-50 
32-50 
35- — 
25- — 
22-50 
12-50
	        
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