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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 13
Kreise gefunden hatte, so zu gestalten, daß sie gleich
zeitig eine dauernde Erinnerung an die gewaltigen
Ereignisse des Jahres 1914 bilden soll. So entstand das
Kunstwerk, dessen Ertrag teils den Zwecken der
öffentlichen Kriegsfürsorge, teils den notleidenden
ungarischen Künstlern zustatten kommen soll. Welchen
Beifall die Medaille gefunden hat, geht daraus hervor,
daß im Verlaufe der ersten drei Monate um beiläufig
22.000 Kronen Stücke verkauft wurden.
Nun zum Werke selbst. Um Wucht und Kraft
in die Darstellung zu bringen, die uns den Kampf des
Herakles mit der lernäischen Schlange, der Hydra,
vorführt, wählte Professor Zutt die Renaissance-
Technik. Durch diese für den Guß nach dem Wachs
modell geeignete Technik ist es möglich, jedem Erwerbsr
des Kunstwerkes einen Originalabguß in Bronze oder
Silber zu verschaffen. Die Komposition, welche in
ganz modernen KunstförmerT gehalten ‘ ist, zeigt in
der männlichen Figur (Fig. 3) die von einheitlichem
und unbeugsamen Willen- gelenkte edle Kraft, welche
die Heimtücke und Hinterlist der Hydra bekämpft
und schließlich besiegt. Neun Köpfe hatte das Unge
heuer und statt eines abgeschlagenen Hauptes wuchsen
ihr stets zwei neue hervor, doch Herakles brarlnte
die Halsstümpfe mit glühenden Baumstämmen ab.
In deutscher Übersetzung lautet die auf dem über
höhten Rande gesetzte Umschrift: „Für Kultur und
Vaterland“. Auch der Revers (Fig. 4) ist in sinniger
Komposition ausgeführt. Aus der die mächtige Boden-
kraft Ungarns darstellenden Garbe goldener Ähren
(zugleich das Symbol der Künstlervereinigung „Keve“)
wächst das gewaltige Schwert empor, das die tapferen
Söhne Ungarns an der Seite ihrer gleich heldenmütigen
österreichischen Waffenbrüder zu Ruhm und Sieg
führt. Die Strahlen der aufgehenden Sonne vergolden
das Bild. Die Jahreszahl 1914 ist gleichfalls in modernen
Linien hingesetzt.
Diese Medaille ist 85 mm groß und in ihrer dunkel
grünen Patina dem Ernst des Werkes stimmungsvoll
angepaßt. Wir wollen noch hinzufügen, daß diese
Kunstmedaille, welche in Bronzeguß für 20 Kronen
und in Silberabguß für 120 Kronen erworben werden
kann, in Budapest bei der Direktion der ungarischen
Kunstvereinigung „Keve“ II. retek utca 53—57,
in Wien im Kriegshilfsbureau des k. k. Ministeriums
des Innern, I., Hoher Markt 5 und in Darmstadt
bei der Schriftleitung der Zeitschrift „Deutsche Kurst
und Dekoration“ erhältlich ist.
Alte Waffeninscliriften.
Häufig finden sich in. staatlichen und städtischen sowie in
fürstlichen und privaten Waffensammlungen Objekte, die mit
kernigen kriegerischen Sinn- und Denksprüchen ausgeziert
sind und die man „sprechende Waffen“ nennen möchte. Sie
künden in Sprache, Rechtschreibung und den Schriftzügen
ihrer Zeit oft sehr beredt den unerschrocken mannhaften Sinn
ihrer heldenmütigen Geister und verdienen gerade in unseren
Tagen ein erhöhtes Interesse. Schwerter, Säbel, Degen und
Dolche haben häufig ihre Inschriften eingeätzt, oft auch ein
gelegt, kunstreich tauschiert; alte Geschützrohre pflegen nicht
nur ihren Namen zu tragen, der mitgegossen wurde, sondern
auch einen tüchtigen Spruch, der in epigrammatisch zuge
spitzter Form das Nötige mitteilt und nicht selten von einer
trutzigen, derben Witzigkeit ist.
Einige Beispiele aus dem Wiener Arsenal und dem könig
lichen Zeughause zu Berlin mögen das hier Angedeutete näher
illustrieren. In den Sammlungen des k. und k. Heeiesmuseums
findet sich die reichste Ausbeute. Auf einem Degen des Generals
der Kavallerie Johann Grafen von Spork, gestorben 1679,
ist ein mächtiger geharnischter Arm mit einem Schwert zu
sehen. Dazu die niederdeutsche Inschrift: „Dat mut ock syn“
—* „Das muß auch sein". Auf einem italienischen Mörser, der
in I’avia 1812 gegossen wurde, steht: „Dio me l’ha data, guai
a chi la toccherä“ — „Gott hat sie mir gegeben, weh dem, der
daran rührt". Die Inschrift auf einer alten Kartaune aus dem
Jahre 1544 lautet: „Experientia est reruin magistra“ —•
„Erfahrung ist der Dinge Lehrmeisterin“. Ein Husarensäbel
vom Beginn des 18. Jahrhunderts ruft, schreit: „Halt Hundt".
Eine Kartaune der Stadt Genf vom Jahre 1680. vermeldet:
„Post tenebras lux" —- „Nach Finsternis Licht". Auf einem
Degen steht die Inschrift: „Pugnate pro patria, Dominus mihi
adjutor" —„Kämpfet für das Vaterland, Gott ist meinHelfer“.
Ein Offizierspallasch trägt folgenden guten Spruch: „Tandem
bona causa triumphat“ — „Endlich siegt die gute Sache“.
— Wenden wir uns nun den Beständen des königlichen Zeug
hauses zu Berlin zu, winkt uns hier auch reichliches altes Spruch
gut. Eine Partisane von 1620 weist die Worte auf: „Constantes
fortuna juvat“ — „Den Standhaften hilft das Glück". Eine
Degenklinge aus dem Jahre 1612 spricht: „Arma armis vim
vi fraudo“ — „Waffen bekämpf’ ich mit Waffen, Gewalt mit
Gewalt“.
Der Wahlspruch der französischen altadeligen Familie
der Montmorency taucht als Inschrift mehrerer „Glefe“
(vcrgl. glaive = Schwert), sogenannter „Roßschinder“, aus
den Jahren 1490 bis 1550 auf. Er lautet: „Apianos" —griechisch
„unentwegt“. Die Devise eines Schwertes aus dem Jahre 1621
heißt: „Gloria virtute Signatur“ —• „Tapferkeit ist des Ruhmes
Zeichen“. Die Inschrift auf dem Brustharnisch des Kurfürsten
Albrecht Achilles von Brandenburg, der 1486 starb, war ein
gar schöner deutscher Vers: „In Gottes Gewalt hab ieh’s
gestalt — er hat’s gefügt, daß mich’s genügt“. Ein Feuergewehr
mit Radschloß vom Jahre 1570 läßt sich italienisch also ver
nehmen: „In la dificulta la gloria siede“ ■— „Tn Müh und An
strengung beruht der Ruhm“. Eine Degenklinge vom Jahre
1580 lehrt: „Recte faciendo neminem timeas“ —■ „Tue recht
und scheue niemand“. Eine andere alte Degenklinge besagt:
„Spes mea ex Deo“ — „Meine Hoffnung kommt von Gott“.
Auf einer Schwertklinge vom Jahre 1560 steht der Spruch:
„Spe et patientia pugna pro patria“ — „Mit Hoffnung uni Aus
dauer kämpfe fürs Vaterland“. Eine Schwertklinge von 1615
besagt: „Veritatem diligite et pugnate pro patria“ — „Liebet
die Wahrheit und kämpfet fürs Vaterland". Im königlichen
Zeughause zu Berlin ist auch eine edle Toledanerklinge aus dem
Jahre 1640 zu sehen, die das Lob des Kriegshandwerkes
meldet, wie folgt: „Virtus armorum illustrat hominem“ —
„Die Tüchtigkeit in Waffen adelt den Mann“.
Doch nicht allein das edle Kriegsschwert wurde in alter
Zeit mit lebhafter Spruchweisheit bedacht, auch das zwei
schneidige Richtschwert, das den armen Sünder vom Leben
zum Tode beförderte, zählt mit zu den sprechenden Waffen.
Im Museum der Stadt Wien ist noch ein altes Wiener Richt
schwert vorhanden, auf dem warnend eingegraben steht:
„Wer iindt, eh’s verlorn wirdt — Und kaufit eh’s fail wirdt —
Der stirbt, eli’ er kranckh wirdt. 1574“.
i.