MAK
Seite 164 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 13 
Kreise gefunden hatte, so zu gestalten, daß sie gleich 
zeitig eine dauernde Erinnerung an die gewaltigen 
Ereignisse des Jahres 1914 bilden soll. So entstand das 
Kunstwerk, dessen Ertrag teils den Zwecken der 
öffentlichen Kriegsfürsorge, teils den notleidenden 
ungarischen Künstlern zustatten kommen soll. Welchen 
Beifall die Medaille gefunden hat, geht daraus hervor, 
daß im Verlaufe der ersten drei Monate um beiläufig 
22.000 Kronen Stücke verkauft wurden. 
Nun zum Werke selbst. Um Wucht und Kraft 
in die Darstellung zu bringen, die uns den Kampf des 
Herakles mit der lernäischen Schlange, der Hydra, 
vorführt, wählte Professor Zutt die Renaissance- 
Technik. Durch diese für den Guß nach dem Wachs 
modell geeignete Technik ist es möglich, jedem Erwerbsr 
des Kunstwerkes einen Originalabguß in Bronze oder 
Silber zu verschaffen. Die Komposition, welche in 
ganz modernen KunstförmerT gehalten ‘ ist, zeigt in 
der männlichen Figur (Fig. 3) die von einheitlichem 
und unbeugsamen Willen- gelenkte edle Kraft, welche 
die Heimtücke und Hinterlist der Hydra bekämpft 
und schließlich besiegt. Neun Köpfe hatte das Unge 
heuer und statt eines abgeschlagenen Hauptes wuchsen 
ihr stets zwei neue hervor, doch Herakles brarlnte 
die Halsstümpfe mit glühenden Baumstämmen ab. 
In deutscher Übersetzung lautet die auf dem über 
höhten Rande gesetzte Umschrift: „Für Kultur und 
Vaterland“. Auch der Revers (Fig. 4) ist in sinniger 
Komposition ausgeführt. Aus der die mächtige Boden- 
kraft Ungarns darstellenden Garbe goldener Ähren 
(zugleich das Symbol der Künstlervereinigung „Keve“) 
wächst das gewaltige Schwert empor, das die tapferen 
Söhne Ungarns an der Seite ihrer gleich heldenmütigen 
österreichischen Waffenbrüder zu Ruhm und Sieg 
führt. Die Strahlen der aufgehenden Sonne vergolden 
das Bild. Die Jahreszahl 1914 ist gleichfalls in modernen 
Linien hingesetzt. 
Diese Medaille ist 85 mm groß und in ihrer dunkel 
grünen Patina dem Ernst des Werkes stimmungsvoll 
angepaßt. Wir wollen noch hinzufügen, daß diese 
Kunstmedaille, welche in Bronzeguß für 20 Kronen 
und in Silberabguß für 120 Kronen erworben werden 
kann, in Budapest bei der Direktion der ungarischen 
Kunstvereinigung „Keve“ II. retek utca 53—57, 
in Wien im Kriegshilfsbureau des k. k. Ministeriums 
des Innern, I., Hoher Markt 5 und in Darmstadt 
bei der Schriftleitung der Zeitschrift „Deutsche Kurst 
und Dekoration“ erhältlich ist. 
Alte Waffeninscliriften. 
Häufig finden sich in. staatlichen und städtischen sowie in 
fürstlichen und privaten Waffensammlungen Objekte, die mit 
kernigen kriegerischen Sinn- und Denksprüchen ausgeziert 
sind und die man „sprechende Waffen“ nennen möchte. Sie 
künden in Sprache, Rechtschreibung und den Schriftzügen 
ihrer Zeit oft sehr beredt den unerschrocken mannhaften Sinn 
ihrer heldenmütigen Geister und verdienen gerade in unseren 
Tagen ein erhöhtes Interesse. Schwerter, Säbel, Degen und 
Dolche haben häufig ihre Inschriften eingeätzt, oft auch ein 
gelegt, kunstreich tauschiert; alte Geschützrohre pflegen nicht 
nur ihren Namen zu tragen, der mitgegossen wurde, sondern 
auch einen tüchtigen Spruch, der in epigrammatisch zuge 
spitzter Form das Nötige mitteilt und nicht selten von einer 
trutzigen, derben Witzigkeit ist. 
Einige Beispiele aus dem Wiener Arsenal und dem könig 
lichen Zeughause zu Berlin mögen das hier Angedeutete näher 
illustrieren. In den Sammlungen des k. und k. Heeiesmuseums 
findet sich die reichste Ausbeute. Auf einem Degen des Generals 
der Kavallerie Johann Grafen von Spork, gestorben 1679, 
ist ein mächtiger geharnischter Arm mit einem Schwert zu 
sehen. Dazu die niederdeutsche Inschrift: „Dat mut ock syn“ 
—* „Das muß auch sein". Auf einem italienischen Mörser, der 
in I’avia 1812 gegossen wurde, steht: „Dio me l’ha data, guai 
a chi la toccherä“ — „Gott hat sie mir gegeben, weh dem, der 
daran rührt". Die Inschrift auf einer alten Kartaune aus dem 
Jahre 1544 lautet: „Experientia est reruin magistra“ —• 
„Erfahrung ist der Dinge Lehrmeisterin“. Ein Husarensäbel 
vom Beginn des 18. Jahrhunderts ruft, schreit: „Halt Hundt". 
Eine Kartaune der Stadt Genf vom Jahre 1680. vermeldet: 
„Post tenebras lux" —- „Nach Finsternis Licht". Auf einem 
Degen steht die Inschrift: „Pugnate pro patria, Dominus mihi 
adjutor" —„Kämpfet für das Vaterland, Gott ist meinHelfer“. 
Ein Offizierspallasch trägt folgenden guten Spruch: „Tandem 
bona causa triumphat“ — „Endlich siegt die gute Sache“. 
— Wenden wir uns nun den Beständen des königlichen Zeug 
hauses zu Berlin zu, winkt uns hier auch reichliches altes Spruch 
gut. Eine Partisane von 1620 weist die Worte auf: „Constantes 
fortuna juvat“ — „Den Standhaften hilft das Glück". Eine 
Degenklinge aus dem Jahre 1612 spricht: „Arma armis vim 
vi fraudo“ — „Waffen bekämpf’ ich mit Waffen, Gewalt mit 
Gewalt“. 
Der Wahlspruch der französischen altadeligen Familie 
der Montmorency taucht als Inschrift mehrerer „Glefe“ 
(vcrgl. glaive = Schwert), sogenannter „Roßschinder“, aus 
den Jahren 1490 bis 1550 auf. Er lautet: „Apianos" —griechisch 
„unentwegt“. Die Devise eines Schwertes aus dem Jahre 1621 
heißt: „Gloria virtute Signatur“ —• „Tapferkeit ist des Ruhmes 
Zeichen“. Die Inschrift auf dem Brustharnisch des Kurfürsten 
Albrecht Achilles von Brandenburg, der 1486 starb, war ein 
gar schöner deutscher Vers: „In Gottes Gewalt hab ieh’s 
gestalt — er hat’s gefügt, daß mich’s genügt“. Ein Feuergewehr 
mit Radschloß vom Jahre 1570 läßt sich italienisch also ver 
nehmen: „In la dificulta la gloria siede“ ■— „Tn Müh und An 
strengung beruht der Ruhm“. Eine Degenklinge vom Jahre 
1580 lehrt: „Recte faciendo neminem timeas“ —■ „Tue recht 
und scheue niemand“. Eine andere alte Degenklinge besagt: 
„Spes mea ex Deo“ — „Meine Hoffnung kommt von Gott“. 
Auf einer Schwertklinge vom Jahre 1560 steht der Spruch: 
„Spe et patientia pugna pro patria“ — „Mit Hoffnung uni Aus 
dauer kämpfe fürs Vaterland“. Eine Schwertklinge von 1615 
besagt: „Veritatem diligite et pugnate pro patria“ — „Liebet 
die Wahrheit und kämpfet fürs Vaterland". Im königlichen 
Zeughause zu Berlin ist auch eine edle Toledanerklinge aus dem 
Jahre 1640 zu sehen, die das Lob des Kriegshandwerkes 
meldet, wie folgt: „Virtus armorum illustrat hominem“ — 
„Die Tüchtigkeit in Waffen adelt den Mann“. 
Doch nicht allein das edle Kriegsschwert wurde in alter 
Zeit mit lebhafter Spruchweisheit bedacht, auch das zwei 
schneidige Richtschwert, das den armen Sünder vom Leben 
zum Tode beförderte, zählt mit zu den sprechenden Waffen. 
Im Museum der Stadt Wien ist noch ein altes Wiener Richt 
schwert vorhanden, auf dem warnend eingegraben steht: 
„Wer iindt, eh’s verlorn wirdt — Und kaufit eh’s fail wirdt — 
Der stirbt, eli’ er kranckh wirdt. 1574“. 
i.
	        
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