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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 13
Zu III b. 1.) zeigte der Geograph die Ansichten der Abteien
Göttweih, Heiligenkreuz, Kremsmünster, Lambach und Stams
vor.
Hiezu wies er behufs kartographischer Orientierung auf
seine Gepflogenheit südliche Standpunkte zu fixieren hin;
so für Göttweih in Niederösterreich, nördlich von St. Pölten
an der Traisen; für Heiligenkreuz ebendaselbst, nordwestlich
von Baden an der Schwechat; für Kremsmünster in Ober
österreich nördlich, von Kirchdorf an der Krems; für Lambach
ebendaselbst, nördlich von Vöcklabruck an der Wiener
Westbahn; für Stams in Tirol Ostnordost von Silz am Inn.
Zu weiteren Übungen aus Reihen von Abbildern oder aus
nominell vorliegenden Reihen Gruppen zu bilden, empfahl
der Vortragende die Standorte bedeutender Brücken, Obelisken
usw. in analoger Weise auf dem Erdglobus zu fixieren.
Nach dem Erscheinen des Gastgebers schritt die Gesellschaft
zur Beratung über die Konklusion.
Ein Hörer der Logik erinnerte zunächst die Versammlung
an einen Apparat für das bildnerische Verstehen der vier
Grundrechnungsarten in ganzen Zahlen, kaiserl. österr. Patent
Nr. 27446 und königl. ungar. Patent Nr. 55106. Er erklärte
weiters, daß in der Begleitschrift zu einem vom Spängler Franz
Bacher nach demselben Prinzip hergestellten Rechenapparat
darauf hingewiesen ist, daß jede Aufgabe aus unmittelbar
oder doch vermittelt bestimmbaren, die Lösung von Vorauf
gaben fordernden Bedingungen (Bekanntes) und einer
Frage nach einem Unbekannten, beziehungsweise nach
einem verdeckt Bekannten besteht. Er machte weiters darauf
aufmerksam, daß dieser Apparat Lehrer wie Schüler in ein
heitlicher Weise zum Verständnis des LösungsVorganges und
zur*) Benennung desselben dränge, daß er auch vielfach er
mögliche, zwei oder auch mehrere Aufgaben zur ungekünstelten
Vergleichung gleichzeitig darzustellen und somit zur Elimi
nierung starrster**) Unterrichtsvorurteile zu dienen.
Der Vortragende wies darauf hin, daß im gegebenen Falle
nur benannte Illustrationen als Bedingungen vorliegen, daß
keine Frage gestellt sei und daß daher ein Bilderrätsel zur Auf
lösung geboten werde. Nach seiner Meinung wäre es angezeigt,
ein ähnliches Rätsel als Vergleichsglied ins Auge zu fassen.
Ein Hörer der Mathematik verwies auf das kuriose Bilder
rätsel in der „Internationalen Sammler-Zeitung“, 2. Jalirg.,
Seite 81, für welches ähnliche Verhältnisse, beispielsweise das
Vorhandensein von Reihentorso***) vorwalten. Für den Mathe-
. *) Zu vergleichen: Seite 743 und 744 „Österreichisches
literaturblatt“, III. Jahrg. Wiederholung (siebenmal in der
Woche frühstücken); Aneinanderreihung, bezw. Aufzählung;
und Anordnung, bezw. Auswahl (der I., 2. und 3. Baum einer
Allee).
**) Es möge nebenbei an die Gepflogenheit erinnert
werden, den Schülern, insbesonders von den Mittelschulen am
Ende des Schuljahres die Aufgabenhefte wegzunehmen, so
daß sie nicht leicht in die Lage kommen, in geordneter
statistischer Übersicht die Arten ihrer Fehler zusammen
stellen zu können.
***) Zu vergleichen die Reihentorso beim Tarockspielen.
matiker gilt es als Voraussetzung, zunächst eine überschau
bare Ergänzung und Zusammenfassung der Torso anzustreben,
wobei er vielfach auf die Mithilfe der anderen Disziplinen
angewiesen ist. In dem Aufsatz vom kuriosen Bilderrätsel
sind die Schwierigkeiten einer eigenen Auswahl von Reihen
gliedern z. B. aus der historischen Chronologie, aus der Karto
graphie, aus der Physiologie usw. sowie der einer leichter
überschaubaren Zusammendrängung behoben. Jeder einzelne
Torso repräsentiert einen Ansatz zu einer steigenden Zählreihe
von Einheiten wie von Datums]ahren, Lebensjahren, Kilo
metern. Die vergleichende Zusammenfassung dieser Reihen
führt bei Benützung des vom Herrn Vorredner erwähnten
Rechenapparates mit mathematischem Zwang zur Fixierung
der geometrisch bildnerischen Vorstellungsformel für die
steigende arithmetische Progression 1, 1+1, 3+1, 3+1 usw.,
wobei wie durch Vergleichung zweier aufeinanderfolgender
Glieder ersichtlich wird, jedes folgende Reihenglied um
einen Einser wächst.
Ein Hörer der Philologie machte auf den Umstand auf
merksam, daß in dem vorliegenden Fall an den Reihenansätzen
Ergänzungsversuche bereits angestellt wurden, und daß er
sich zu einer philologischen Zusammenfassung dieser
Torso gedrängt fühle. Er begann mit der Vergleichung der
Wörter Landmann und Bauer. Wie sich der Leser bei der ver
gleichenden Lektüre von zwei Lebensbeschreibungen der
Wörter „Geburtsort“ „Geburtsdatum“ bewußt wird, ohne,
daß diese Wörter geschrieben oder gedruckt vorliegen, so wird
bei dem Vernehmen der Wörter Landmann und Bauer der
Begriff „sinnverwandt“ ausgelöst und das wäre die Lösung der
ersten Voraufgabe. Nicht so leicht steht es mit den Wörtern
Abtei und Stift, da sich die juristische Frage, ob jede Abtei
auch ein Stift sei, einschiebt. Bei den angegebenen Abteien
ist dies allerdings der Fall. Der Sprecher entnahm hierauf
dem Büchergestell einen Band von Sanders großem „Wörter
buch der deutschen Sprache“, in welchem das Wort Stift als
Stammsilbe behandelt wird. Stift wird daselbst als kurzer,
dünner, zylindrischer, gegen das Ende zugespitzter Metall-
körper zu verschiedenen Anwendungen bezeichnet; dann aber
als Massen in Stiftiorm zum Schreiben (Schieferstift),
endlich finden sich die Zusammensetzungen: Armenstift,
Krankenstift, Domstift usw. Der Vortragende bemerkte noch,
daß sich in jedem deutschen Spracliwörterbuch das Wort
Bauer zu vergleichen I a. 1.) und b. 1.) mit zwei Bedeutungen
findet; dasselbe gilt von dem Worte See, zu vergleichen II a. 1.)
und b. 1.)
Nach seiner Meinung soll die Konklusion so lauten:
Manche deutsche Wörter haben bei gleicher Form ein
verschiedenes Geschlecht und verschiedene Bedeutungen.
Die Gesellschaft hatte diese Schlußfolgerung sofort ein
stimmig angenommen.
Hierauf wurde das Kuvert eröffnet. Es enthielt den Satz:
Die deutschen Hauptwörter Bauer, See, Stift haben mit jeder
Geschlechtsänderung eine andere Bedeutung.
Spanische Spitzen.
Im Palast des Banco Hipatecario in Madrid ist
gegenwärtig eine interessante Ausstellung von alten
spanischen Spitzen zu sehen, über die der „Frankfurter
Zeitung“ von dort folgendes berichtet wird:
Veranstalterin ist die „Sociedad de Amigos delArte“.
Dieser Verein wurde 1909 in Madrid zu dem Zweck ge
gründet, die Kunst durch bisher nicht gebräuchliche
Mittel zu fördern. Die aristokratischsten Namen des
Landes gehören ihm an. Sein vornehmstes Ziel besteht
darin, die Kunstschätze, die die Paläste der altadeligen
Geschlechter in reicher Fülle bergen, dem großen Publi
kum zugänglich zu machen. So haben in früheren Jahren
Ausstellungen von Fächern, Miniaturen, keramischen
Erzeugnissen, Mantillen und Werken von spanischen
Malern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, von
denen die Kunstgeschichte so wenig zu sagen weiß.