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Nr. 14
Internationale Sammler- Zeitung
Stücke von hohem geschichtlichen oder künstlerischen Rang,
aber jedes in seiner Art doch wertvoll ergänzend und bereichernd,
ln den Räumen für Hamburgische Malerei, an deren Ausbau
Lichtwark noch eine besonders eifrige Pflege verwandt hat,
findet man als neuen Bestand eine Sammlung von Minia
turen, die in größerem Rahmen zu drei Partien verteilt hängen.
Man hat hier eine Auswahl von vorzüglichen Arbeiten der
Bildniskunst im winzigen Format, die zu ihrer Blütezeit,
der ersten Plälfte des vorigen Jahrhunderts, auch in Hamburg
mehrere tüchtige Vertreter hatte. Hier sinn zu nennen: Stelz-
ner, Gröger, Barkhan, Aldenrath, Bouvier. ln der
selben Abteilung fallen zwei Bildnisse von Friedrich Wasmann
auf, die Bruder und Schwägerin dieses ausgezeichneten Por-
trätioten darstellen. Weiter in einem anderen Raum, fesselt
eine kleine Landschaft von Böcklin, die eben zur Ausstellung
gekommen ist. Es ist ein reines Landschaftsbild ohne Figuren
und zeigt eine Ansicht des Kolosseums in Rom vom Palatin
aus. An der Farbentönung, weniger an dem Stil der Kompo
sition, erkennt man die Hand des Meisters. Das Werk ist mehr
als eine Studienarbeit zu betrachten, als solche aber hat es
für die Kenntnis von Böcklins Schaffen und künstlerischer
Entwicklung eigenen Wert. Man hat in der Landschaft eine
Schenkung der Kunstfreunde von 1870 zu verzeichnen. Zum
Besten unter den Erwerbungen gehören die Bildnisse von
Leibi (Dr. Rauert) und Ferdinand Waldmüller (die Schwie
germutter des Künstlers). In der modernen Abteilung kommen
dann noch je ein Bildnis von Corinth (Maler Otto Eckmann)
und von Leo von König (dieGattin des Künstlers) in Betracht.
Zwei Studien von van Gogh, ein Blumengarten und ein Kanal,
sind zunächst leihweise gegeben.
Vom Kunstmarkt.
(Der Pariser Kunstmarkt im Kriege.) In diesen
Tagen hat in Paris zum ersten Male seit Ausbruch des Krieges
wieder eine größere öffentliche Versteigerung von alten Ge
mälden und Kunstgegenständen im Hotel Drouot stattge
funden. Es handelte sich um die Versteigerung einer Sammlung
aus dem Besitze eines Herzogs. Die Preise hielten sich nicht
nur fast auf der gleichen Höhe, die sie vor dem Kriege einge
nommen hatten, es wurden sogar für einzelne Kuriositäten
höhere Preise angelegt, als sie seit Jahr und Tag zu ver
zeichnen waren. Spricht das einmal schon für die günstige
Lage des Kunstmarktes, so wird diese Wahrnehmung weiterhin
noch durch die Tatsache bestärkt, daß gegenwärtig auf dem
Kunstmarkte die Verkäufer sehr selten sind. Alle Kunsthändler
von Paris sind darin einig, daß es gerade heute im Kriege
schwer hält, Kunstseltenheiten zu kaufen. Es zeigt sich eben
auch hier wieder, daß der Kunstsammler mit fanatischer Liebe
an seinen Schätzen hängt und sich nur im äußersten Notfälle
von ihnen zu trennen vermag. Dieselbe Beobachtung wie in
Paris hat man gleichzeitig auch in England gemacht; auch in
London verharren die Preise für Gemälde und andere Kunst-
gegenstände in unverändert fester Haltung, während das Kauf-'
angebot bemerkenswerte Zurückhaltung zeigt.
Ausstellungen.
Homburg v. d. H. Kurhaus. Kriegsausstellung. Bis Ende
September.
Leipzig. Kunstverein. Ausstellung von Werken des
19. Jahrhunderts. Eröffnung: 19. September.
Prag. Kunstgewerbliches Museum. Farbige Gläser
der Empire- und Biedermeierzeit.
San Francisko. Panama-Weltausstellung.
Stockholm. Nordisches Museum. Ausstellung altnordi
scher Keramik.
Wien. Österreichisches Museum. Österreichisches
Kunst- und Exportglas.
Künstlerhaus. Kriegsbilderausstellung. Eröffnung
.2. Oktober.
Auktionen.
21. September. Berlin. Rudolph Lepke. Gemälde von
Meistern unserer Zeit.
27. und 28. September. Berlin. Karl Ernst Henrici.
Städteansichten. Historische Blätter. Alt-Berlin. Alt-Weimar.
Preußische Porträts. Kunstblätter und anle es.
27. bis 28. September. Berlin. Max Perl. Sammlung interes
santer Bücher und Autographen aus Beiliner Privatbesitz.
12. Oktober und folgende Tage. Berlin. Rudolph Lepke.
Gemälde, Antiquitäten, Möbel aus mitteldeutschem freiherr
lichem Besitz und andere Beiträge.
19. Oktober und folgende Lage. Berlin. Rudolph Lepke.
Modernes Mobiliar und Kunstgewerbe.
26. Oktober und folgende Tage. Berlin. Rudolph Lepke.
Bücherei aus dem Nachlaß des Justizrats Sello (Bcilin).
2. November und folgende Tage. Berlin. Rudolph Lepke.
Bücherei aus dem Nachlaß des Herrn Siegfried Jo a chimson
(Hamburg).
9. November. Berlin. Rudolph Lepke. Nachlaß Emden-
Hamburg. Teil I: Alte Gemälde.
16. November. Berlin. Rudolph Lepke. Gemälde ven
Meistern unserer Zeit.
23. November und folgende Tage. Berlin. Rudolph Lepke.
Nachlaß Emden-Hamburg. Teil II: Antiquitäten, Möbel
Ostasiatische Kunst.
7. Dezember. Berlin.Rudolph Lepke. Kupferstichsammlung
aus freiherrlichem Besitz: Rembrandt Harmensz van Rijn,
Daniel Chodowiecki, G. F. Schmidt, A. v. Everdingen,
A. v. Ostade u. a.
14. Dezember und folgende Tage. Berlin. Rudolph Lepke.
Modernes Mobiliar und Kunstgewerbe.
Literatur.
* Die Hinterlassenschaft des Stiftes Klosterbruck von
Anton Vrbka (Znaim). Mitteilungen des Erzherzog Ramer-
Museums in Brünn, Jahrgang 1915, Nr. 8.
* Mitteilungen der k. k. Zcntralkommission für Denkmal
pflege, Band XIV, Nr. 6, Wien, 1915. Kunstverlag Anton
Schroll & Co. Aus dem Inhalt: Das ,,Modello“ des Seba-
stiano Ricci für die Altartafel in S. Giovanni Deila Croce
zu Bergamo von Leo Planiscig. — Die Restaurierung des
Tafelbildes des Wittingauer Meisters in Domanin von Anton
M a t ö j c e k. — Die Basilika in Aquileja. Bericht über die
gelegentlich der Restaurierungsarbeiten im Frühjahre 1915
beobachteten Funde. Von Anton Gnirs.
* Eduard Fischer von Roeslerstamm. Aus dem
Leben eines Wiener Sammlers von Irene Schellander,
Salzburg. Neues Wiener Tagblatt, 16. August 1915.
Neue Kataloge,
* Rudolf Bangel, Frankfurt a. M. 903 Kat. Samm
lung Alf and ar u. a., Gemälde meist moderner Meister,
Kunstblätter, Autographen, Kunstgegenstände, Teppiche,
Waffen usw. (718 Nummern).
* G. Sch oder, Buchantiquariat, München. Kat. Nr. 35.
I. Auswahl guter, alter und neuer Bücher, illustrierter
Werke, Kupferstiche. TI. Alte Städteansichten und Land
kalten in Kupferstich von Deutschland, Österreich-Ungarn
und der Schweiz (757 Nummern).
Briefkasten.
Baron H. in W. Der Katalog ist in Vorbereitung.
Oberleutnant Gl. Das Blatt ist regelmäßig unter Ihrer
alten Adresse abgegangen.
Glas. Die Gegenstände sind verkäuflich.
Adoaker. Uns ist eine derartige Medaille nicht bekannt.
St. v. G. Die nächste Nummer erscheint am 1. Oktober.