Nr. 14
Internationale Sammler - Zeitung
Seite 177
der Zerstörung leider nicht entgangen sind, seien im
folgenden genannt.
Unwiederbringlich verloren sind der gotische Dom
von Szczepanow im Kreise Brzesko, der vollständig
zusammengeschossen und im Innern ausgebrannt ist,
und die älteren Partien der aus dem 14. Jahrhundert
stammenden Kirche von Radiow, die das Artillerie-
feuer ebenfalls in einen Schutthaufen gewandelt hat,
während ihre modernen Anbauten stehen geblieben sind.
Aus diesem Gotteshause haben die Russen auch ein
wertvolles Relief mit gotischer Inschrift geraubt. In
allen Teilen beschädigt wurde das ehrwürdige Bene-
dfktinerklöster Staniatki, das außerdem die Haupt
stücke seines reichen Mobiliars sowie seine kostbare
Glas- und Porzellansammlurg hat einbüßen müssen.
Sein Kreuzgang bildet eine einzige Schuttmasse. Mit
ihm sind auch die bekannten Fresken, eine sehr an
sprechende klösterliche Bilderchronik, untergegangen.
Von der raumschönen Spätbarockkirche in Grabi
steht nur noch das nackte Gerippe.
Eine der am schwersten heimgesuchten Ortschaften
ist zweifellos Wieliczka, dessen Stadtbild fast un
kenntlich geworden und im einzelnen besonders arge
Schäden aufzuweisen hat. So bildet z. B. das im 17. Jahr
hundert erbaute Reformatorenkloster samt seiner
anziehenden Kirche heute eine trostlose Ruine.
Auch das Dorf Usciezielone am Dnjestr, eine gali-
zische Musteranlage, wurde hart mitgenommen, und
viele seiner Zweck- und Schmuckbauten liegen in
Trümmern.
Im Bezirke Alt-Sandcz sind es namentlich die
Klosterkirche der Klarissen, die Kapelle des heiligen
Rochus und das in der Nähe von Neu-Sandez gelegene
St. Helenakirchlein, die durch Granattreffer ge
litten haben.
Außer dem hier Genannten, womit die traurige
Liste noch lange nicht erschöpft ist, hat der Krieg natür
lich auch einer ganzen Anzahl von architektonisch
und kulturhistorisch bedeutsamen Bürger- und Bauern
häusern seine Brandmale aufgedrückt.
Der Kriegsbecher 1914/1915.
Den zahlreichen Schöpfungen unserer verschie
denen Industrien, die zur Erinnerung an den Welt
krieg in der Absicht geschaffen wurden, durch den
Erlös zugleich die patriotischen Zwecke der Kriegs
fürsorge aller Art zu fördern, reiht sich jetzt ein Kunst
erzeugnis an, das geeignet ist, als Familienbesitz auf
fernere Geschlechter vererbt zu werden und so das
Andenken an die große Zeit, die wir jetzt durchleben,
Der Kriegsbecher ist besonders geeignet, den Träger
der ihm innewohnenden Idee der Rückerinnerung an
die Heldentaten der Vorfahren zu bilden Der Becher
ist ein altes Einrichtungsstück in jedem deutschen
Hause, besonders bei feierlichen Anlässen erscheint
er auf dem Tische, und in so kunstvoller Weise aus
geführt, wie es der Kriegsbecher 1914/16 ist, bildet
er ohne Frage ein Schmuckstück der häuslichen Ein-
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 4.
auch nach vielen Jahrzehnten noch wach zu erhalten.
Es ist dies der Kriegsbecher 1914/15, dessen Protek
torat Kaiser Franz Joseph selbst übernommen hat,
während Erzherzogin Zita, die Gemahlin des Thron
folgers, als Stellvertreterin des Protektors fungiert.
Die Idee, dieses Erinnerungszeichen zu .schaffen,
stammt vom Statthalter in der Steiermark, Grafen Man
fred Clary und Al dringen. Ausgeführt wurde der
glückliche Gedanke durch die Meisterhand des Wiener
Medailleurs Professor Rudolf Marschall.
richtung. Ein schmaler Reifen in vergoldeter Bronze
ziert den sonst ganz glatten Becher. Der Reifen er
weitert sich beiderseits zu Medaillons mit den vorzüglich
getroffenen Porträts der Herrscher der eng verbündeten
Zentralmächte. Ottokar Kernstock hat die in den
Reifen gravierten Bechersprüche verfaßt. Auf dem
einen Halbrund:
„Klar wie dies Glas ist unser Reclit !
Well’ dem, der es zerbrechen möcht!“