Nr. 14
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Internationale Sammler- Zeitung
demnächst erscheinen. Der Preis der Kaiserhuldigungs-Me-
daille (7 Zentimeter Durchmesser) beträgt 5 Kronen, der
übrigen je 4 Kronen.
Numismatik.
(Die Numismatik der Dardanellen.) Aus Berlin
wird berichtet: „Zur antiken Numismatik der Dardanellen
und des Bosporus“' war das Thema zweier Vorträge, in denen
die Herren Dr. Pli. Lederer und Geheimer Baurat Wefels
von der überaus reichen Münzprägung dieser Gegenden in
griechischer und in römischer Zeit der zahlreich besuchten
letzten Versammlung einen fesselnden Überblick gaben. An der
Hand einer stattlichen Reihe von guterhaltenen Originalmünzen
aus eigenem Besitze sowie mit freundlicherweise aus der Samm
lung der Herren A. v. Gwinner und Friedrich Marschner
zur Verfügung gestellten Beiträgen wurden die Prägungen
der alten Griechenstädte an den Dardanellen (Hellespont),
am Marmarameer (Propontis) und Bosporus, auch in den durch
den Krieg berührten Landschaften Troja, Mysia und Bithynia
erläutert, und zwar durch den ersten Vortragenden haupt
sächlich solche der vorkaiserlichen Zeit, etwa vom 5. bis 1.
Jahrhundert v. Chr. Von den folgenden antiken Gemeinwesen
und Städten wurden Münzen vorgelcgt: Thrakische Chersonne-
sos (Halbinsel Gallipoli), dort die jetzt so viel genannten Orte
Sestus (Boghäly) und Madytus (Maidos) — Byzantium, das
schon sehr früh vermöge seiner Lage und durch Getreide- und
Fischhandel zu hoher Bedeutung gelangte, — Prolonnesus
(Insel Marmara), — Cyzicus (Ruinen auf der Halbinsel Kapu
Dagh — von der ihre hohe koirfmerzielle und politische Stellung
noch heute klar veranschaulichenden herrlichen Blaßgold
münzenprägung der Stadt wurden ein Stater mit Bockskopf,
1 / 6 Stater mit Hund, x / 12 Stater mit Antilope gezeigt) — Lamp-
sacus (Lampsaki — seine oft wundervolle Elektron- und Gold-
münzung war durch ein prächtig erhaltenes Stück mit dem
alten Wappen des halben Seeflügelpferdes vertreten) Pari tun
(Ruinen bei Kamaraes) — Ahydus (bei Kap Nagara., hier ist
der Zug des Xerxes über den Hellespont erfolgt, spielt die Sage
von Hero und Leander) — Ilium (Hissarlik) — Ophrynium
— Renkiöi) — Tenedos (die Insel an der troischen Küste, die
in alten Zeiten wie heute die Rolle eines wichtigen Flottenstütz
punktes spielte) — Anlandrus (bei der heutigen Skala von
Awdjilar). Aus der Kaiserzeit führte Geheimer Baurat
Wefels zunächst eine Reihe Münzen von Alexandria Troas vor,
.bemerkenswert durch sorgfältige Ausführung und interessante
Darstellungen: Apollon Smintheus (mit aufgestütztem Fuß,
vor sich den Raben), Adler einen Stierkopf haltend, weidendes
Pferd (allein und mit dem Hirten), trunkener Herakles zwischen
Satyren, Wölfin mit den Zwillingen. Die Münzbilder der von
Ilium und Dardanus gezeigten Stücke hatten Bezug auf die
Trojanische Heldensage: Athena Ilias, d.as Palladium, Zeus
Idaios, Priamus, Hektor, die Flucht des Aeneas, der Flußgott
Skamander. Von den mysischeh Städten an der Propontis
wurden Münzen vorgelegt von. Lampsacus (u. a. eine mit Dar
stellung des Priapus-Dionysos), und von der römischen Kolonie
Parium; — aus Bathynien eine Anzahl von Cios, Nicaea,
Nicomedia, sowie zwei Stücke der Tranquillina von Calchedon.
Unter den Münzen von Byzantinum sind zu erwähnen ein Stück
des Volusian mit Wolf und einige Gemeinschaftsprägungen von
Byzanz und Nikäa, dabei eine aus der kurzen Regierungszeit
des Usurpators Fulvius Macrianus (260). Zur Vorlage kamen
dann von Perinthus u. a. ein Stück mit hübscher Darstellung
der Isis Pliaria und zum Schluß eine Serie von Prägungen
des thrakischen Königs Rhoemetalkes (11 v. Chr. bis 12 n. Chr.)
mit den Bildern des Herrschers (auch seiner Frau und seines
Sohnes) und des Augustus.
(Münz f und). Bei den Aufräumungsarbeiten einer ab
gebrannten Scheune in Derlingen in Unterfranken fand
man einen umfangreichen Münzenschatz, darunter französische
und österreichische Silber- und Goldmünzen mit den Jahres
zahlen 1793 und 1795.
Philatelie.
(Deutsche Kriegsbriefmarken.) Aus Berlin wird
uns geschrieben: Der Reichstag hat auf Grund von Besprechun
gen im Ausschuß nahezu einhellig den Wunsch ausgesprochen,
der Reichskanzler möge dafür eintreten, daß deutsche Kriegs-
marken von der Reichspostverwaltung ausgegeben würden.
In diesem Entschluß des Reichstags drückt sich ein Wunsch
weiter Kreise des deutschen Volkes aus, der bereits zu Beginn
des Krieges lebhaft erörtert wurde, aber bei den maßgebenden
Stellen mit der Begründung abgelehnt wurde, Deutschland
habe die Einführung solcher Marken nicht nötig. Gewiß,
wir werden auch ohne solche Marken auskommen, aber die
Millionen, die zweifellos durch die Ausgabe von Kriegsmarken
wohltätigen Zwecken (Sanitätsdienst, Invalidenfürsorge usw.)
zugewendet werden könnten, würden über die Maßen Gutes
stiften können. Frankreich, Italien, England, Belgien und
Rußland haben bereits seit Monaten solche Marken eingeführt
und für ihre Kriegsfürsorge Millionen flüssig gemacht; leider
haben im Anfang auch deutsche Sammlerkreise dazu beige
tragen, und wenn jetzt der Verkauf feindlicher Wohltätigkeits
marken auch unterbunden ist, nach dem Krieg werden noch
viele Hunderttausende dieser Marken in Deutschland umge
setzt werden. Auch aus diesem Grund wäre es gut, das feind
liche Ausland nach dem Krieg zu unseren Wohltätigkeits
bestrebungen heranzuziehen. Marken zu 5 und 10 Pfennig
würden genügen; es wäre schließlich nicht einmal notwendig,
neue Entwürfe für diese Marken zu schaffen; schon mit
einem besonderen Aufdrucke wäre auszukommen.
(Gefälschte Marken.) In Lyon wurde ein Genfer
namens Pasche verhaftet, der einen schwunghaften Handel
mit gefälschten Marken betrieb. Pasches Spezialität war die
Herstellung von Marken möglichst entfernter Kolonien; er
besorgte auch selbst die Abstempelung der Wertzeichen. Durch
Inserate in den Zeitungen ist es ihm gelungen, sich einen großen
Kundenkreis von Sammlern zu verschaffen.
Waffen.
(Garibaldis Degen.) An Bord des kürzlich von den
österreichisch-ungarischen Unterseebooten torpedierten
,,Garibaldi" wurden zwei Degen aufbewahrt, die eine
merkwürdige Geschichte hatten. Sie gehörten nämlich ur
sprünglich Garibaldi selbst. Als er sich einmal in großer
Geldnot befand, war er gezwungen, die Degen, die mit kost
baren Steinen besetzt waren und deshalb einen hohen Wert
darstellten, zum Monte die Pieta, d. h. zum Versatzhause,
zu bringen. Die Kostbarkeiten konnten erst wieder ausgelöst
werden, als das Parlament Garibaldi ein Geschenk von zwei
Millionen Lire gemacht hatte. Die Degen gingen dann aus den
Händen Garibaldis in die von Francesco Crispi und nach dessen
Tode in den Besitz des Fabrikanten Peruccio Prina über,
der sie endlich dem „Garibaldi" zum Geschenk machte. Mit
dem Untergang des „Garibaldi“ erreichten sie das Ende ihrer
Laufbahn und nun ruhen sie mit den Leichen der Matrosen
am Grunde der Adria.
Verschiedenes.
(Ausstellungvon Aquarellen aus kaiserlichem
Privatbesitz.) Aus Berlin wird uns geschrieben: Mit
Genehmigung des Kaisers Wilhelm werden zugunsten des
Roten Kreuzes im Laule des September im Lichthof des
Kunstgewerbemuseums zu Berlin aus der von König Fried
rich Wilhelm IV. angelegten Sammlung von Aquarellen
etwa 500 erlesene Blätter öffentlich ausgestellt werden. Die
3600 Aquarelle umfassende Sammlung bildet einen kostbaren
Schatz der königlichen Hausbibliothek im Berliner Schlosse.
Die ausgewählten Blätter werden im wesentlichen nach den
Örtlichkeiten des Dargestellten geordnet sein, so daß An
sichten von Alt-Berlin, Potsdam, Wien und München die