MAK
Nr. 15 
Internationale Sammler- Zeitung 
Seite 197 
dern zugleich einer der kenntnisreichsten und glücklichsten 
Kunstsammler des Landes. Er verstand es, die Epoche der 
großen Umwälzungen, in denen alter Tempel- und Adelsbesitz 
oft um ein Geringes veräußert wurde, geschickt zu nutzen, und 
vereinigte in seinem Hause eine Sammlung von Meisterwerken 
japanischer und chinesischer Kunst, die kaum an Umfang, 
gewiß nicht an Qualität von irgend einer anderen übertroffen 
wurde. Eine Reihe der erlesensten Werke buddhistischer 
Malerei, eine Reihe von Perlen altchinesischer Pinselkunst, 
dazu zahlreiche Werke aus der großen Zeit der japanischen Ma 
lerei gehörten zum Stolze des Hauses, das nicht wieder berühmt 
war durch die prachtvollen Seladone (Porzellan- und Steingut 
gefäße). Die Sammlung dürfte nach dem Tode ihres Schöpfers 
kaum dem Schicksal der Auflösung entgehen und voraussicht 
lich werden die Hanptstücke nach nicht allzulanger Zeit im 
Besitze der großen Finanzleute Japans auftauchen, die bisher 
noch meist imstande waren, auch den ausländischen Wett 
bewerb aus dem Felde zu schlagen. 
(Ein Kunstblatt von Gustav Croy.) Aus 
Prag wird uns geschrieben : Ein künstlerisch 
ernstes Gedenkblatt der großen Zeit, die wir alle 
miterleben, ist soeben erschienen: „Letzte Grüße aus dem 
Felde“, von Gustav Groy. Der bekannte Prager Maler- 
Radierer hat damit ein reizvolles Werk geschaffen, das in 
zu Herzen gehender Weise ein schlichtes Motiv aus diesen 
gewaltigen Kriegstagen darstellt. Ein beurlaubter, in die 
Heimat zurückkehrender Soldat überbringt einem jungen 
Weibe die letzten Grüße des Gatten, der in der Ferne 
den Heldentod für Kaiser und Vaterland gestorben. Unter 
der Gewalt des ersten Schmerzes ist die Witwe schluchzend 
zusammen gesunken, während der kleine Knabe in scheuem 
Nichtbegreifen der Todesbotschaft sich hilflos an die Mutte; 
schmiegt. Das ausgezeichnete Werk, welches in besonderer 
Weise geeignet ist, sowohl als Erinnerungsblatt, als auch 
als künstlerischer Wandschmuck des vornehmsten und des 
einfachsten Heims die weiteste Verbreitung zu finden, ist 
vom Künstler über Veranlassung des Oberpostrates Odo 
Schmidt von Bergen hold anläßlich des Kaiserj ubel- 
festes der Prager deutschen Schuljugend für Zwecke der 
Kriegswaisensammlung der deutschen Lanieskommiss on für 
Kinderschutz und Jugendfürsorge zur Verfügung gestellt 
worden. 
Museen. 
(Ein Kriegsmuseum in Breslau.) Man schreibt uns 
aus Breslau; Die Direktion unseres städtischen Museums 
für Kunstgewerbe und Altertümer beabsichtigt, die Erinnerun 
gen an den Weltkrieg in einem nach dem Kriege zu errichtenden 
Museum zu sammeln. Tn diesem Museum sollen auch alle auf 
den Krieg bezüglichen Drucksachen, Bekanntmachungen, 
Anschläge und sonstigen Gegenstände vereinigt werden, die 
ein sichtbares Zeichen der Beteiligung der städtischen Ver 
waltung an allen durch den Krieg gestellten Aufgaben dar 
stellen. Für dieses Kriegsmuseum sind auch zwei vor kurzem 
von dem Schlesischen Museum für Kunstgewerbe und Alter 
tümer auf der diesjährigen Sommerausstellung der Münchener 
Sezession gemachte Erwerbungen bestimmt: ein Aquarell 
„Ruinen in Lille" von Hans von Hayek (Dachau) und die 
farbige Zeichnung „Die französischen 122 Milimeter-Geschütze 
in Stellung“ von F. Klemmer (Dachau). 
(Neuerwerbungen der Berliner Nationalgalerie). 
Die Berliner Nationalgalerie erwarb käuflich 20 Zeichnungen 
eines Lübecker Künstlers, des Zeichenlehrers an der Realschule 
zum Dom Hans Peters. Die Zeichnungen stellen durchweg 
Kriegsmotive vom westlichen Kriegsschauplatz dar. Hans 
Peters trat bald nach Ausbruch des Krieges bei einem in Frank 
reich stehenden Feldartillerie-Regiment ein, und hier fand er 
Muße, fesselnde Begebenheiten aus Gefechten, aus dem Feld 
lager und von französischen Landschaften in ausdrucksvollster 
Weise' zeichnerisch aufzunehmen. 
(Das entomologische Museum der Stadt Berlin), 
das aus einer privaten Sammlung des am 2. November 1909 
dahingeschiedenen Prof. Dr. Gustav Kraatz hervorgegangen 
ist und als neues Heim einen schmucken Backsteinbau im 
holländischen Landhausstil in Dahlem (Goßlerstraße) erhalten 
hat, ist trotz des gewaltigen Krieges seiner Aufgabe treu ge 
blieben, ein internationaler Sammelpunkt der Insektenkunde 
zu sein. Am 1. Jänner 1915 betrug die Zahl der Einzelwerke 
3486, die 483 verschiedenen (vorwiegend entomologischen) 
Zeitschriften sind in 5029 Bänden untergebracht. Die Gesamt 
zahl der Sepi.ati betrug, wie wir dem zweiten Jahresbericht 
entnehmen, 15.105 Stück. An 154 Personen respektive Institute 
wurden 703 Bände ausgeliehen. An Insekten gingen zwei 
größere Sammlungen als Geschenke ein, und zwar eine Samm 
lung palaearktischer Rüsselkäfer von Herrn H. Wagner 
mit rund 8000 Exemplaren und die palaearktische Schmetter 
lingsammlung von dem verstorbenen Pastor O. Schultz 
mit rund 4000 Exemplaren. Außerdem wurden an kleineren 
Posten geschenkt etwa 8700 präparierte und 6000 unpräpa- 
rierte Insekten, rund 100 Puppen und Larven, 11 Insekten 
nester. Im Tausch erhielt das Museum unter anderem einige 
prachtvolle Ameisen- und Termitenbauten. An 69 Herren 
wurden im Berichtsjahre 16.192 Insekten zur Bestimmung 
gesandt; zu Vergleichszwecken erheilten 16 Herren 468 Tiere. 
Die Zahl der museologisch aufgestellten Glaskästen beträgt 
2810, die sich auf 97 Schränke verteilen. Bestand der Insekten- 
sammlungen am 1. Jänner 1915: 764.537 Insekten; davon 
sind 183.904 museologisch aufgestellt und 72.260 zum Zwecke 
der Bestimmung ausgeliehen. Im Berichtsjahre haben wieder 
zwei Entomologen ihre wertvollen Sammlungen nebst Biblio 
thek usw. dem Museum letzwillig vermacht (W. Horn und 
C. Stock). 
(Keramische Erwerbungen des Kölner Kunst 
gewerbemuseums.) Das Kunstgewerbemuseum der Stadt 
Köln hat im letzten Jahre besonders reiche Erwerbungen 
auf dem Gebiete der Keramik gemacht. An künstlerischer 
Bedeutung stehen zwei italienische Majoliken an der Spitze. 
Eine florentinische Majolika mit springendem Eber aus der 
Mitte des 16. Jahrhunderts aus der früheren Sammlung A. von 
Beckerath in Berlin, und eine hervorragende sienesische 
Schale aus der Zeit um 1500, auf der ein springender Stier 
in einer Landschaft das runde Mittelfeld bildet. Von den 
Stücken der rheinischen Keramik ist das interessanteste 
eine Riesenweinkanne mit dunkelgrüner Glasur, wie sie 
der Kölner Keramik des 14. und 15. Jahrhunderts eignet. Die 
Henkel werden von zwei Eidechsen gebildet, die einen auf dem 
Deckel sitzenden Vogel anstarren. Ein im Reliefschmuck 
außerordentlich scharf gezeichneter Bartmannskrug mit 
reichem Rankenwerk und schönen Bildnismedaillons entstammt 
der Werkstatt der Maximinenstraße in Köln. Für die Samm 
lung volkstümlicher Kunst des Museums sind eine 
Anzahl Erwerbungen von Tonschüsseln gemacht worden, 
die zeigen, wie auch noch im Beginn des 19. Jahrhunderts 
iri den überlieferten Formen der Vergangenheit ein feines 
Gefühl für den künstlerischen Ausdruck der Formen lebt. 
Im Anschluß an diese Arbeiten der Frechener Keramik (Frechen 
bei Köln, wo seit mehreren Jahrhunderten die Herstellung 
von Steingut- und Töpferwaren betrieben wird. Red.) wurde 
der Versuch gemacht, die alten Überlieferungen wieder 
zu beleben. In Verbindung mit der Kunstgewerbeschule 
der Stadt Köln wurden neue Formen gebrannt, die gute Er 
gebnisse Versprechen. 
(Ein westfälisches Waffenmuseum.) Aus Dortmund 
wird uns berichtet: Die Waffenbestände des Dortmunder 
Kunst- und Gewerbemuseums sollen einer gründlichen Neu 
ordnung nach geschichtlichen Gesichtspunkten unterzogen
	        
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