MAK
Seite 206 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 16/17 
zustellen hat. Sie schöpft zu diesem Zwecke -aus dem 
reichlichen geschichtlichen Mustervorrat der Befrei 
ungskriege, auch formt sic neue Gegenstände mit 
Eisernen Kreuzen, die aber möglichst nur in der ein 
fachen klassischen Form auf Tellern, Tassen und Vasen 
zur Verwendung kommen. Sic hatte auch den guten 
Einfall, für die Kriegszeit eine zweite Kriegsmarke 
in Gestalt eines Miniatur-Eisernen-Kreuzes zu schaffen, 
das auf dem Boden der Gegenstände neben der histo 
rischen Fabrikationsmarke angebracht wird, ein Ver 
fahren, das besonders für Sammler Wert hat. 
Trotz des Abganges von 300 Menschen: Handwerkern 
Chemikern, Künstlern bis zum Verwaltungsdirektor 
hinauf, zum Heer, geht die Königliche Porzellanmanu 
faktur ihren gewohnten sicheren Gang einer ausge 
dehnten kaufmännischen Tätigkeit und gediegenen 
künstlerischen Fabrikation. 
zur Sprache, daß die französische Porzellanfabriken 
jährlich bis zu 2 Millionen nach ihrem Erfinder benannte 
Segerkegel in Berlin aufkaufen; es sind dies aus 
Porzellanmasse geformte kleine Kegel, die als Tem 
peraturmesser in die Brandöfen gestellt werden, ln 
ihrer Not wandten sich die französischen Fabrikanten 
nach Sevres, um sich dort diese unentbehrlichen 
Wärmemesser zu verschaffen. Sevres aber konnte den 
Wunsch nicht erfüllen und begnügte sich damit, die 
Herstellungsart der „Montres Fusibles", Schmelzuhren 
wue die Segerkegel in Frankreich genannt werden, 
der Pariser Syndikatskammer für die keramische 
Industrie mitzuteilen —- ein Verfahren, zu dem die 
Fabrik durchaus nicht berechtigt wmr. 
Biegt man vom Bahnhof Tiergarten aus in die 
Wegelystraße, so erblickt man an ihrem Eingang in 
mitten des Grüns eines alten Charlottenburger Gartens 
Fig. 3. 
Sturm, H'olienzollern-Medaille (Revers). 
Sonst aber hat auch der Krieg in den verschie 
densten Beziehungen einen Widerhall in dem stillen 
Arbeitswinkel der Wegelystraße. Es galt in sozialer 
Beziehung für die Familien von achtzehn gefallenen 
Angestellten der Manufaktur zu sorgen. In kauf 
männischer Richtung dagegen hat der Krieg nicht un 
wesentlich zur Belebung des Betriebes beigetragen. 
In regelmäßigen Zeiten schon rechnete die Manufaktur 
mit großen Aufträgen für die chemische Industrie, 
für Laboratorien und pharmazeutische Zwecke, für 
Farbwerke usw. Heute haben diese Art Industrien 
durch den Krieg an Bedeutung gewonnen, sie konnten 
also auch an die Manufaktur laufende und vermehrte 
Aufträge erteilen. Außerdem gebraucht der Krieg, 
trotzdem sie zerbrchlich, mancherlei kleine und große 
Hilfsmittel aus Porzellan. Die Beschreibung der Tätig 
keit der Sevresfabrik durch ein französisches Blatt 
brachte auch den für uns schmeichelhaften Umstand 
einen niedlichen, noch im Bau begriffenen rundlichen 
Pavillon, der Auslagefenster der Porzellanmanufaktur 
enthalten wird. Dieser Pavillon läßt unwillkürlich den 
Blick hinüberschweifen zu dem großen Rundbau im 
Stil der Zeit von 1800, der den Hintergrund der Straße 
ausfüllt und von dessen Front die verschlungenen 
Ziffern der Manufaktur dem Besucher entgegenleuchten. 
Diesem Rundbau, der Verkaufs- und Bureauräumen 
und der schon seit langem erwünschten Museumsschau 
der keramischen Sammlung der Manufaktur dienen 
wird, soll in Gestalt von farbig behandelten Medaillons 
und Vasen aus Porzellan ein künstlerischer Stempel 
aufgedrückt werden. Diese Art von Schmuck stellt 
einen ganz neuen Versuch dar. Sie bildet zugleich ein 
Wahrzeichen für die hohe künstlerische Entwicklung 
der Königlichen Porzellanmanufaktur, die auch in 
dieser schweren Kriegszeit ihre industrielle und künst 
lerische Tätigkeit befriedigend fortsetzt.
	        
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