MAK
Nr. IS 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 227 
werde. Da nun aber einzelne Aussteller sich vielleicht weigern 
werden, die Summe zu nennen, die sie für ihre Werke aus 
gelegt haben, so müßte bestimmt werden, daß beim Verkauf 
dieser Werke eine entsprechend erhöhte Verkaufsprovision 
zu bezahlen wäre. 
Es ist zu hoffen, daß die Züricher Kunstgesellschaft, nach 
dem sie einmal versuchsweise eine Wertzuwachsabgabe er 
hoben hat, auch fernerhin bei Vermittlung von Verkäufen 
aus Privatbesitz ähnlich verfahren und Nachahmer finden 
werde, bis einmal die Einführung der Wertzuwachssteuer 
auf Kunstwerke gesetzlich geregelt ist. 
(Marcel Reymond.) Einer der bekanntesten 
französischen Kunst gelehrten, Marcel Reymond ist in 
diesen Tagen gestorben. Marcel Reymonds Verdienste lagen 
besonders auf dem Gebiete der italienischen Kunstgeschichte. 
Er hat eine große vierbändige Geschichte der florentinischen 
Skulptur geschrieben, die sich in Deutschland besonders 
wegen ihres reichen Abbildungsmaterials großer Beliebtheit 
erfreut, während Reymonds wissenschaftliche Leistung nicht 
ebenso geschätzt wird. In der großen französischen Kunst 
geschichte, die Andre Michel herausgibt, hat Reymond 
wichtige Kapitel geschrieben, und in einer Monographien 
folge Bände über Brunelleschi und Bramante veröffentlicht. 
Seine letzten größeren Arbeiten beschäftigten sich mit dem 
Barock, mit Bernini und seiner Tätigkeit in Frankreich. 
(Neuentdeckte Gräber aus der Bronzezeit in 
Norwegen.) In der bekannten norwegischen, am Südende 
des Mjösen-See gelegenen Stadt Eidsvold war es schon seit 
längerer Zeit bekannt, daß sich in der Nähe des Hofes Frilseth 
an der Ostseite des Vormen-Flusses größere und kleinere 
Steinhaufen befinden, die man als Überreste alter Landburgen 
ansah. Die Sage hatte sich dieser Steinhaufen bemächtigt; 
es sollte da allerlei Spuk und Kobold wesen zu Hause sein, 
und ältere Leute erinnern sich noch, daß es ihnen in ihrer 
Kinderzeit verboten war, in der Gegend dieser geheimnisvollen 
Male zu spielen. Nun hat der norwegische Altertumskenner 
Professor Dr. Yngvar Nielsen im Sommer 1914 eine Be 
sichtigung der Steinmale vorgenommen, als deren Ergebnis 
er feststellen konnte, daß es sich um Grabstätten aus der 
Bronzezeit handle. Neuerdings ist eine nähere Untersuchung 
und eine kartographische Aufnahme der Gräber von Frilseth 
vorgenommen worden. Während bekanntermaßen fast alle 
Gräber aus der Bronzezeit sonst ausgeraubt sind, hat es den 
Anschein, als ob eine oder zwei dieser Grabstätten von Frilseth 
völlig unberührt geblieben sind. In den anderen scheint 
freilich mehr oder weniger geräubert worden zu sein. Die kleinen 
Grabkammern sind deutlich zu erkennen, besonders das eine 
Grab zeichnete sich durch Wände aus, die äußerst sorgsam 
mit flachen Steinen belegt sind, so daß es kein moderner 
Maurermeister besser machen könnte. Es stellt zu erwarten, 
daß diese interessanten Denkmäler der Vergangenheit dem 
nächst einer weiteren genauen Untersuchung unterworfen 
werden. 
Museen. 
(Neuerwerbungen des Berliner Museums für 
Völkerkunde.) Trotz des Krieges können die verschiedenen 
Abteilungen des Berliner Museums für Völkerkunde sich eines 
reichlichen Zuwachses an Geschenken und Erwerbungen er 
freuen. Aus Persien wurden mehrere Ethnographica ange 
kauft, aus Südasien eine große vergoldete Schnitzerei, die 
in Birma entstanden ist. Bilder und ein Elfenbeisiegel aus Siam, 
eine kleine Bronze aus Nepal und Waffen der Batak aus Sumatra 
kamen ferner in die Sammlung. Die Ostasiatische Abtei 
lung bekam aus China zwei Fayence-Dachreiter — einen 
Löwen und einen Phönix — und die Ergebnisse dreier Grab 
funde. Interessant ist das Geschenk einer Kupferdruckplatte 
aus dem 18. Jahrhundert, auf der ein Sieg des berühmten Heer 
führers A-kui dargestellt ist. Aus Japan stammt ein Altarschrein 
mit elf Figürchen, die Dämoninnen darstellen, ein Handschuh 
zum Bogenspannen und ein Ainumesser —- Geschenke von 
Ingenieur Preßler. Auch 50 Photographien von japanischen 
Tempeln und Mausoleen kamen in die Sammlung. In die 
Sammlung der amerikanischen Altertümer kam eine 
Tonschale aus einem Mound — jenem charakteristischen, in 
ganz Amerika Vorgefundenen Ringwällen, die als Verteidi 
gungswerke, Tempelhiigel und Oi>ferhügel dienten — am 
St. Francis River in Arkansas. Angekauft wurden für die Samm 
lung Körbe, Pfeilspitzen und. ein Amulett aus Muschelschale, 
die aus Arizona stammen, ferner ein aus Mexiko stammendes 
Spitzentuch, eine Teufelsmaske aus Guatemala, ein Stein 
beil aus Panama, ein Tongefäß aus Ekuador und mehrere 
Steingeräte aus Santa Catharina in Brasilien. Die afrikanische 
Sammlung erhielt als Geschenk sechs Tonfiguren aus Usam- 
bara, ferner eine Amuletthalskette und einen geschnitzten 
Kalebassenstöpsel, ebenfalls aus Usambara. Geheimrat von 
Luschan, der Direktor des Museums, schenkte der 
Sammlung eine Sichel aus Tanga. Durch Ankauf erworben 
wurden Schnitzereien aus Kalabar. Interessant sind auch die 
Ankäufe für die ozeanische Sammlung: die von den Fidschi 
inseln stammenden Tongefäße in Schildkröten- und Frucht 
form, die Eßschüssel mit Konusscheiben- und Perlmutter 
einlage und das Kultobjekt in Haifischform von den Salomon 
inseln. Von den Fidschiinseln stammen noch das Modell eines 
Geisterhauses, reichgeschnitzte Speere und eine Keule, von 
der Gilbertinsel ein Armschützer mit Haifischzähnen. In die 
Sammlung für deutsche Volkskunde kam als Geschenk von 
Julius Köhler in München ein Holzstandbild des heiligen Martin 
aus Thüringen. Der Heilige ist in der Tracht des 17. Jahr 
hunderts dargestellt. Dr. James Simon schenkte das Modell 
eines Bauernhauses aus Landesbach im Oberelsaß. 
(Das römisch-germanische Zentralmuseuni in 
Mainz.) Trotz mannigfacher Beschränkungen infolge des 
Krieges war das Römisch-germanische Zentralmuseum in 
Mainz in der Lage, alle Abteilungen gleichmäßig wissenschaft 
lich auszubauen. Nach dem Jahresbericht waren die Hem 
mungen mehr im äußeren wie im inneren Betrieb zu spüren. So 
ging der Verkehr mit den gleichgearteten Anstalten im Inland 
ziemlich ungestört weiter. Das Reich und Hessen hielten ihre 
bisherige Jahresunterstützung aufrecht. Die Werkstätten 
konnten in der gewohnten Weise fortgeführt werden, umfäng 
liche Konservierungsarbeiten wurden vorgenommen. Modelle 
wurden hergestellt und besonders günstig gestaltete sich der 
Erwerb von Originalen. Sehr wertvoll ist die von Major 
Mathes gestiftete Sammlung vorrömischer, römischer und 
slawischer Ausgrabungen aus Ostdeutschland. Die Akademie 
der Wissenschaften in Heidelberg und die wissenschaftliche 
Gesellschaft in Freiburg überwiesen eine größere Anzahl kop 
tischer, neuerdings in Ägypten ausgegrabener Altertümer. Die in 
eigenen Werkstätten angefertigten und durch Tausch oder Kauf 
erworbenen Nachbildungen betragen 459, die Gesamtzahl der 
jetzt im Museum vereinigten Kopien und Modelle 26.693. An 
Originalen wurden 719 Nummern erworben. Ihre Gesamtzahl 
beläuft sich jetzt auf 8326. Vermehrt wurden die Bestände der 
paläolithischen, neolithischen, bronzezeitlichen und latene- 
zeitlichen Abteilungen sowie die hellenistische Gruppe, die 
römischen Provinzialaltertümer und die Abteilung für ger 
manische Kultur in der römischen Periode. 
(Ein Museum neuzeitlicher Gebrauchskunst.) 
Ein eigenartiges Museum wird der um die Offenbacher 
Kunstpflege hochverdiente dortige Verein für Kunstpflege 
errichten: ein Museum . für neuzeitliche Gebrauchskunst. 
Anregung hierzu gab die Ausstellung für Kaufmannskunst, 
die der Verein veranstaltete, um durch Gegenüberstellung 
von schönen und geschmacklosen Gebrauchsgegenständen den 
Geschmack für solide Ware zu heben. Namhafte Firmen und 
Künstler stifteten zu diesen Ausstellungen Geschenke, die den 
Grundstock für das neu zu errichtende Museum bilden sollen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.