MAK
Nr. 18 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 217 
Kriegstagebücher, Plakate, Flugblätter, Feld 
postbriefe, Ansichtskarten, poetische und 
musikalische Begleiterscheinungen des Krieges; 
Karikaturen, Witzblätter und Notgeld. 
Eine Übersicht über das Buch zu gewinnen, soweit 
es bloß die Bestände der Hofbibliothek betrifft, ist 
heute noch unmöglich. Hinrichs in Leipzig erschei 
nendes „Verzeichnis der deutschen Kriegsliteratur" 
informiert über die Hochflut der Bucherscheinungen 
im deutschen Buchhandel. Das Wesentliche davon 
befindet sich in der Hofbibliothek. Es gibt weit mehr 
als ein halbes Hundert von Kriegschroniken. Da 
neben spielen die Flugschriften eine bedeutsame 
Rolle, eine Form zeitgeschichtlicher Schilderung, die 
sich einer Massenverbreitung nicht nur n Österreich, 
sondern auch in Deutschland erfreut. Bei Hirzel in 
Leipzig erschien diePubli- 
kation „Zwischen Krieg 
und Frieden“, die nach 
dem Sammelwerk „Der 
deutsche Krieg“, heraus 
gegeben von E. Jäkhund 
die hervorragendsten Per 
sönlichkeiten Deutsch 
lands zu seinen Mitar 
beitern zählend, als wuch 
tig zu erwähnen wäre. 
Für Österreich mag be 
zeichnend sein die bei 
E. Holzel (Wien) erschie 
nene Publikation „Zur 
Zeit- und Weltlage“, in 
der die Feder bedeuten 
der Persönlichkeiten den 
Umriß von Krieg und 
Kriegsfolgen zeichnet. 
Die englischen, fran 
zösischen und italieni 
schen Machwerke be 
mühen sich mit einem 
möglichen literarischen 
und künstlerischen, ja 
auch bibliographischen 
Aufwand, wie ihn bei 
spielsweise ein italieni 
sches Karikaturenbuch 
zeigt, die Auffassung 
über uns und unsere 
Verbündeten mit allen 
unerlaubten Mitteln zu 
fälschen, wohl auch um 
die Seele der Neutralen zu 
werben. Wenn es sich hiebei um „Schöpfungen" im 
ernsten Gewand handelt, wie z. B. um ein englisches 
Buch über Polen von Minian Hill „Poland and the 
polish question“, dann mag man an den Ernst eines 
von verblendetem Wahn befallenen Volkes denken; 
aber Bücher, gleich dem des chauvinistischen Schrift 
stellers Cecil Chesterton „The Prussian Hath said 
in his heart“, das in allzu bekannter Art gegen deutsche 
Kultur gehässig Steilung nimmt, gehören sowohl zu 
den geistlosesten als unwürdigsten Erzeugnissen der 
Kriegsliteratur überhaupt. Das Thema der deutschen 
Hunnen zieht sich wie ein roter Faden durch einen 
Großteil der englischen Produktion hindurch, und ver 
dichtet sich zu einem Rattenkönig englischer Ver 
leumdungssucht im „King Albert's Book“, das in 
London vor ungefähr einem Jahr herauskam und Bei 
träge von fast zweieinhalb hundert Verleumdern 
umfaßt. Die Uniformierung des temperamentlosen 
englischen Hasses und die grenzenlose Ignoranz haben 
Daffinger, Bildnis 
ein Bündnis miteinander geschlossen, dessen literari 
sche Äußerungen auch in jenen Fällen, welche der 
Aufklärung dienen wollen, immer verkappte Verleum 
dungen sind. Alle englischen Versuche, den Deutschen 
und Österreicher den näheren und ferneren Gesinnungs 
genossen zu defin eren ■—• welch an und für sich 
dilettantisches Bestreben! —• gipfeln darin, den echten 
Deutschen in der vollzogenen Diversion von Kant, 
Goethe, Beethoven zu Treitschkc, Nietzsche und 
Bernhardi zu erkennen, indessen der Österreicher ganz 
durch Lehars Musik bestimmt erscheint. Man lese in 
diesem Betracht das Buch Redmond Howards 
' „Austria and the Austrian people“ — und wird von 
weiterer Lektüre Abstand nehmen. 
Frankreichs Haß ist von einem fanatisierten Tem 
perament 1 bestimmt, der seinen Ausgangspunkt von 
der „Aufklärungsarbeit“ 
der wüsten Abtrünnigen 
aus dem Elsaß nimmt. 
Die Kriegschroniken 
machen keinerlei An 
spruch auf sachlich-ge- 
schichtbche Berichter 
stattung der Kriegsbe 
gebnisse. Die Bücher 
sind alle über einen Lei 
sten geschlagen, sie schil 
dern Deutschlands Raub 
gier gegenüber den fried 
lich gesinnten Entente 
ländern. Als vorbild 
liches Muster in diesem 
Sinne sei genannt „Civi- 
lises contre Allemands“. 
Italiens Literatur ist 
nichtssagend. Die zyni 
sche Roheit des Hasses 
der Italiener drückt sich 
in Publikationen mit 
karikaturistischemlnhalt 
aus, dessen Schmutz ein 
mal Vor aller Welt auf 
dieses Volk heimtücki 
schen Verrates zurück- 
fallcn ward. Sic über 
trumpfen sogar die sonst 
gleichgesinnten französi 
schen Flugschriften usw. 
Von Serbien und 
3 • Rußland hat die Kriegs- 
der Freiin Vogel. Sammlung nur spärliche 
Beiträge aufzuweisen. 
Zeitungen, Kundmachungen, Plakate ließen sich 
im| Bereich unserer kämpfenden Armeen gewiß leicht 
sammeln. Einige Bataillonsbefehle würden der Samm 
lung eine Fülle 4 wicht gen Materials zuführen, darunter 
vornehmlich Feldpostbriefe, deren Einlauf ganz un 
befriedigend ist. Wie sich das Zeitbild in unseren 
Landen spiegelt, müßte in lückenlosen Belegen auf 
gezeigt werden können. Dagegen ist ein großer Vorrat 
von Ansichtskarten, hauptsächlich aus Deutsch 
land und Österreich, vorhanden, aber auch aus England 
und Frankreich. Die heimischen Erzeugnisse sind uns 
ja gut bekannt. Die französischen spiegeln alle Ver- 
rrungen des Hasses. Den englischen aber entnimmt 
man die ganze Drastik des Unvermögens, den Krieg 
als Krieg aufzufassen. Die englische Ansichtskarte ist 
das volkstümlichste Animiermittel zur Rekruten 
werbung, dem sehr oft Kindisch-Läppisches anhaftet, 
wie z. B. einem Bildchen, auf dem ein putziges Soldaten 
bübchen zwischen zwei putzigen. Mädchen paaren
	        
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