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Internationale Samm 1 er-Zeit u ng
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hat. Auch die Bildwerke sind nunmehr so aüfge'stellt, daß sie
die stolzen Säulenfluchten möglichst wenig stören. Sie geben
einen historischen Überblick über die griechische Bildnerei
vom 5. bis zum 1. vorchristlichen Jahrhundert möglichst an
Originalwerten und an guten, nicht durch Ergänzungen ent
stellten Kopien. Allzu Ergänztes ist ausgeschieden. Geblieben
ist von bekannteren Werken u. a. der Dornauszieher und die
von Rauch ergänzte Polyhymnia. Neu bemerkt man im Saal
der Grabreliefs als Ausbeute der von unseren Museen am Hera-
Tempel au’ Samos unternommenen Grabungen eine weib
liche Gewandstatue und imRömersaale einen kolossalen Panzer
torso aus dem Theater von Milet. Der ganze Ertrag unserer
Expedition in Pergamon, Milet, Samos und den anderen
Grabungsstätten unserer deutschen Forscher wird erst in den
großen Museumsbauten, die eben emporwachsen, gezeigt
werden.
(Museum für Kunde des Auslanddeutschtums.)
In Stuttgart ist in den Räumen des Lindenmuseums die
vom Verein für Handelsgeographie und Förderung deutscher
Interessen im Ausland veranstaltete Ausstellung zur „Kunde
des Auslanddeutschtums“ eröffnet worden. Die Ausstellung
ist als Vorläufer eines Museums für Kunde des Ausland
deutschtums gedacht, das Reichsunterstützung erhalten soll.
Das Material, das die Ausstellung als die ersten Anfänge und
Grundlagen des noch zu schaffenden Museums darbietet, ist
viel reichhaltiger, als man es in diesen Kriegsläuften erwarten
sollte. Was deutsche Kraft und Ausdauer unter oft schwierigsten
Verhältnissen und mit sparsamsten Mitteln geschaffen haben
an Organisation, Schulen, Vereinswesen, Wohltätigkeits-
einrichtungen, Literatur, Kunst sowie in Handel und Industrie
— das alles wird vorgeführt aus aller Herren Ländern. Die
Aufgabe, die Erscheinungsformen des Auslanddeutschtums
zu erforschen, ihren Beziehungen zur alten Heimat nachzu
gehen, ist ebenso wichtig wie dankbar. Aus ihrer Bearbeitung
können Handel, Verkehr und Industrie, Landwirtschaft und
Wissenschaft, ebenso aber auch die Politik große Vorteile
ziehen.
Vom Kunstmarkt.
(Der Kunsthandel im Kriege.) Zu dem von uns be
handelten Thema schreibt die ,,Berl. Zeitung a. M.“: „Das
Interesse des Kunstpublikums für Originalgraphik ist auch
durch den Krieg keineswegs erschüttert worden. Es hat nicht
einmal seinen internationalen Charakter verloren. Freilich
wird in Berlin preußische und deutsche Graphik gegenwärtig
=tärker gefragt al= in den letzten Jahren, und neben dem schon
immer geschätzten Chodowiecki meldet sich auch mancher
andere zuWort. Chodowiecki allein war in letzterZeit charakteri
stischerweise Angelpunkt zweier Auktionen, einer bei Perl
und einer bei Lepke. Die sehr interessante Henricische
Auktion „Die Frau in der Graphik“ hat den Beweis erbracht,
daß sogar Angelica Kauffmann wieder Freunde findet, und
sie hat es vermocht, für die guten Wiener wie Opitz zu inter
essieren. Besonders lehrreich war die Auktion des zweiten
Teiles der Sammlung Emden bei Lepke, die eine Reibe Über-^
raschungen brachte, .unter denen die steigende Berliner
Kauflust nicht die geringste war. Man konnte deutlich neben
den alten Kunstfreunden einen neuen Sammlerkreis fest
stellen, der bereits sehr geschmackssicher ist, dabei aber seine
eigene Geschmacksrichtung hat. Es ist wohl auf seine Jugend
zmückzufülnen, daß dieser Kreis vorläufig einmal die größeren,
repräsentativen Stücke bevorzugt und die größeren Finessen
der kleineren Stücke den alten Sammlern überläßt. Allgemein
mußte man jedenfalls feststellen, daß die Zahl der China-
und Japansammler in Berlin nicht unwesentlich zurück
gegangen ist. Stücke ersten Ranges aber auch nur solche,
brachten es freilich noch zu hohen Preisen; eine geschnitzte
Rotlackplatte zu fast 1200 M, große Goldlackschreibkästen
zu M 900 und mehr. Die größte Nachfrage aber fanden alte
englische und französische Miniaturen, an denen Lem-
bergers unermüdliche Werbetätigkeit nicht spurlos vorüber
gegangen ist, und hier waren Preise bis M 2000, keine Selten
heit. Ebenso haben die Preise für alte deutsche und französische
Kunstgewerbearbeiten in Edelmetall und Bronze in
keiner Weise durch den Krieg gelitten. Die erwachende und
steigende Schätzung deutscher Arbeit zeigte sich auch in dieser
Auktion sehr lehrreich durch das überraschend starke Interes: e
für die deutsche Fayence und die alte, in den letzten Jahren
etwas brachliegende Holzplastik.
(Die Auktion Donnebauer.) Man schreibt uns aus
Prag: Die Versteigerung der Sammlung Fritz Donnebauer
hatte ein erfreuliches Ergebnis. Die Beteiligung war rege, die
Preise gute. Es erzielten: Bartonek, Baumlandschaft, K 180
(Käufer Dr.R. von Grab); Chitussi, Landschaft, K 150 (kaiser
licher Rat Ries); Heeremans, Winterlandschaft, K 355 (Frau
Sfein-Vondörfer); Maler um 1750, K 110 (Eugen Tauber);
Piepenhagen, Gebirgslandschaft, Iv 40-— (Perutz); Piepen
hagen, Winterlandschaft, K 105 (Frau Zatka); Schindler,
Abschied des Reservisten, K 400 (Kucera.); Wiener Meister,
Damenbildnis, K 505; Heickc, Kaiser Franz Josef als Ulanen
offizier, K 395 (Dr. Podlaha); Kriehuber, Bildnis Radetzkys,
K 50-— (Dr. v. Grab); Louise Piepenhagen, Zimmer im
Palais Nostitz, K 200 (Dr. Podlaha); Brozik, Skizze, K 100
(Eugen Tauber); Gabriel Max, Damenbildnis, K 170 und
Mädchenkopf K 70'— (Dr. v. Grab); Schwind, Der Einsiedler
im Walde, K 305 (Dr. v. Grab); Schwind, Waldlandschaft,
K 165 (Waldes); Turner, Felsschloß auf einer Insel, K 205
(Eugen Tauber); Kaiserin Maria Theresia, Studienkopf, K 85’ —
(Dr. v. Grab); Miniatur um 1720, K 160 (Eugen Tauber).
Zwei Silhouetten, Bildnisse des Komponisten J.. S. Bach und
Frau, K 70'— (Dr. v. Grab); Kamee, Bildnis Napoleons I„
K 70-— (Dr. v. Hauschild); Kriehuber, Bildnis der Mathilde
Weidenauer, K 50'— (Frau Dr. Kolisc'her); Prinzhofer,
Bildnis eines alten Herrn, K 155 (Perutz); Sandmann, zwei
Ansichten des Prager Bahnhofs, K 33'— (Stach); Pichlings,
Bildnis Beethovens mit eigenhändiger Unterschrift, K 120
(Kommerzialrat Pollak); Album mit 182 'Zeichnungen, K 820
(Dr. Hübner); ein Brief des Winterkönigs an Wilhelm von
Lobkowitz, K 270 (Riedl v. Riedenstein); ein Tableau mit
Unterschriften aus dem dreißigjährigen Krieg, K 215 (Pausch);
Tableau mit 20 Autogrammen berühmter Feldherrn und
Herrscher, K 215; Porzellangrupjae „Amor und Psyche“, K 260
(Eugen Tauber). Die Uhr aus dem Besitze Smetanas erstand
der Kanonikus Dr. Podlaha um K 185, dagegen fand das
(in Nr. 18 der „Internationalen Sammlerzeitung“ besprochene)
Notizbuch Karl. Maria Webers keinen Käufer. Das wertvolle
Stück wurde mit einem Ausrufspreis von K 300 ausgeboten
und der Preis stieg in heftigem Kampfe bis auf K 3090! Da
wurde plötzlich die weitere Versteigerung abgebrochen, da der
Besitzer, das kostbare Stück unter K 6000 nicht abzugeben
gewillt ist.
Ausstellungen.
Berlin. Hohenzollern-Kunstgewerbehaus. Englische
Werbeplakate aus dem Besitze des Dr. Hans Sachs (Berlin).
Homburg v. d. H. Kurhaus. Kriegsausstellung.
Kassel. Kunstverein. Kriegs-Ausstellung,
Leipzig. Kunstverein. Ausstellung von Werken des
19. J ahrli und erts.
San Francisko. Panama-Weltausstellung.
Stockholm. Nordisches Museum. Ausstellung altnordi
scher Keramik.
Wien. Künstlerhaus. Herbstausstellung.
Auktionen.
15. Dezember und folgende Tage. Berlin. Rudolph Lepke.
Modernes Mobiliar und Kunstgewerbe.
15.—18. Dezember. Leipzig. Oswald Weigel. Bibliothek.
Wilhelm Langenbach (Essen) und Mack Plock (Braun -
schweig).