MAK
Nr. 2 
Internationale Sammler-Zeitung 
.Seite 25 
Der Farbenfund von Herne-St. Hubert. 
Über die Technik der antiken Malerei, von der nur so wenig 
Proben auf uns gekommen sind, hat man sich lange vergeblich 
den Kopf zerbrochen und wir würden wahrscheinlich noch 
heute darüber im Dunkeln tappen, wenn uns nicht zwei glück 
liche Funde einen genauen Einblick in die Malweise der alten 
Künstler eröffnet hätten. Einer dieser beiden Funde ist nun 
leider ein Opfer des Krieges geworden. 
Wie aus der belgischen Stadt Tongeren berichtet wurde, 
ist der berühmte und für die Geschichte der Maltechnik so 
wichtige Farbenfund von Herne-St. Hubert durch die 
Beschießung des Ortes ein Raub der Flammen geworden. 
Über die Bedeutung dieser hochwichtigen Entdeckung für die 
Geschichte der Maltechnik äußert sich in einer ausführlichen 
Abhandlung Professor Ernst Berger in den „Münchener 
kunsttechnischen Blättern": 
Bei Herne-St. Hubert fand im Jahre 1898 in der Nähe 
des am nördlichsten gelegenen römischen Kastells Aduatuca, 
des jetzigen Tongeren, in einem großen Hügelgrab Francois 
Huybrigts zahlreiche Gegenstände, die er durch unermüd 
liche, jahrzehntelange Grabungen zutage gefördert hat. So 
schuf sich der glückliche Finder eine reiche Sammlung von 
Tausenden von Urnen, Münzen, Tonkrügen, Bronzeschüsseln 
usw. Der kostbarste Gegenstand seiner Sammlung aber waren 
zahlreiche Farbenreste und für Malzwecke geeignetes Hand 
werkszeug, das zum Vorschein kam. Die Farben bestanden in 
mehr als 100 kleinen Würfeln von 1'3 cm Breite und Länge 
und 1 cm Höhe, die augenscheinlich mitlin Zwischenteilungen 
versehenen, völlig verwitterten Holzkästen aufbewahrt worden 
waren. Darunter befanden sich mehrere Arten von Rot, Gelb, 
verschiedene Schwarz, Blau, Grün und Grau. Auch weiße 
Farbe fand sich, die durch Zersetzung von Bleistücken entstan 
den war. Sodann wurden in einem Bronzekästchen einge 
schlossen etwa 20 Bronzetiegel von 5 X 5 cm Höhe und 3 cm 
Durchmesser ans Licht gebracht, die mit Farben verschiedener 
Art, Dunkelrot, Zinnober, Ocker, Schwarz und Mischungen 
dunkler Farbe gefüllt waren. In unmittelbarer Nähe des Farben 
kästchens befand sich ein eisernes Etui mit Pinsel, in dem man 
bei genauem Betrachten noch die Stellen unterscheiden konnte, 
wo die Pinselhaare befestigt waren. Andere Handwerkszeuge 
eines antiken Malers, die gefunden wurden, waren einige 
Instrumente in der Art des Stilus, ein langgestielter Löffel 
aus Bronze, eine Platte aus grauem Marmor und zwei eigen 
artig geformte Zirkel aus Metall. 
Nur noch einen ähnlichen Fund dieser Art aus dem Alter 
tum gibt es im Norden. Es ist das in St.Medard-des - Pr ds auf 
gedeckte römische Malergrab, in dem außer zahlreichen Farben 
resten in Flaschen und Näpfchen das einzige auf uns gekommene 
Instrumentarium eines enkaustischen Malers gefunden wurde. 
Es wurde in diesen Farbenresten das Vorhandensein von Wachs 
und Mischungen von Wachs und Harzen als Bindemittel fest 
gestellt und erst durch diese Entdeckung war es möglich, 
eine der Wahrheit nahekommende Rekonstruktion der enkausti 
schen Malweise zu schaffen während man vorher auf dunkle 
Vermutungen angewiesen war. 
Auch der Farbenfund von Herne-St. Hubert hat viel zu 
der Klärung der Frage nach den antiken Farbeb'ndemitteln 
beigetragen, und eingehende chemische Analysen wurden von 
den antiken Farben gemacht. Besonders hervorzuheben sind 
dabei die Untersuchungen des bekannten Weimarer Fachmannes 
auf dem Gebiete der Farbenforschung, Professor Dr. E. Raehl- 
mann, der von dem Eigentümer Huybrigts die nötigen Farben 
proben des Fundes erhielt und eingehende mikroskopische und 
mikrochemische Studien damit angestellt hat. So wurde 
der Farbenfund von Herne-St. Hubert auch für die Wissen 
schaft nutzbar gemacht, bevor er uns für immer verloren 
gegangen ist. 
Das Bild und seine logische Verwertung. 
Von Dr. Alois Karpf, Kustos und Leiter der k. k. Fideikommißbibliothek d. R. (Wien.) 
Nach einer kurzen Pause kam anläßlich der Vorzeigung 
des jüngsten Zettels des Kaiser-Panoramas am Kaiser Wilhelm- 
Ring die gesprächliclie Unterhaltung wieder in Fluß. Es folgte 
eine lebhafte Besprechung der auf der Kehrseite des Zettels 
abgedruckten Zuschriften der Fürstin Pauline v. Metternicli- 
Sand or, des Dr. Arnold Grafen zur Lippe usw. 
Ein junger Gelehrter äußerte sich nun dahin, daß das 
Kaiser-Panorama mosaikartig Abbilder von der Oberfläche 
der Erde bringt. Ihre Benennungen korrespondieren mit den 
auf dem Globus, dann mit den auf den Landkarten und Plänen 
ersichtlichen Namen. Er bemerkte weiters, daß es sich beim 
Beschauer vor allem um die Umwandlung dieser Benennungen 
in lebendige, bildnerische Vorstellungen handelt. Dabei 
erzeugt das etappenweise Erfassen des stetigen Ineinander 
greifens der Vorstellungen einen eigenartigen Reiz, der bei der 
wirklichen Reise gewöhnlich nicht so intensiv ist. (Für wichtige 
andere Umwandlungen wären zu vergleichen die von H. 
Kruspe gezeichneten Bilder int Sprachbuch von J. Schulz 
und A. Zink, Erfurt, F. Bartolomäus.) 
Ein eifriger Tourist erinnerte an die Ansichten im Restau 
rationsgebäude der Meierei „Tivoli“, welche bei den Gästen 
vielfaches Interesse nach Reiseerinnerungen erregen. Im 
übrigen würden sic mehr Beachtung finden, wenn daselbst 
eine Orientierungskarte vorhanden wäre. 
Nur wenige Gäste vermögen auswendig eine einheitliche, 
das Verständnis bedingende Projektion auf das Gewässer 
system des Inn und der Etsch vorzunehmen. . 
Inn. Landeck; St üben fall, Zwiesclbachtal mündet 
rechtsseitig in das rechts in den Inn mündende Ötztal; Mayr 
hofen mit der Ahornspitze, Ziller mündet rechts in den Inn; 
Gerloswasserfall, das Gerlostal mündet rechts in das Ziller 
tal; Wilde Gerlos, ein linker Quellbach vom Gerlostal; 
Krimmler Wasserfälle, Krimmlerache mündet rechts in 
die rechts in den Inn mündende Salzach. 
Etsch. Suldenferner, Suldenbach mündet rechts in die 
Etsch; Schloß Tirol; Zenoburg an der links in die Etsch 
mündenden Passer; Schloß Runkelstein, Talferbach mündet 
rechts in den linksseitig in die Etsch sich ergießenden Eisack 
fluß; Gossensaß am Eisack; Hochfeiler, das Pfitscliertal 
mündet linksseitig in das Eisacktal; Täufers, der Alirenbach 
mündet rechtsseitig in die links in den Eisackfluß sich ergießende 
Ricnz; Gei slerspitzen, Grödnertal mündet linksseitig in das 
Eisacktal; Kühbach, südlich von Bozen. 
Hinterriß, die Riß mündet rechts in die Isar, rechter 
Nebenfluß der Donau. 
Cascata. di Valesinella, westnordwestlich von der 
Marie Valerie-Spitze. Spezialkarte der österreict.isch-ungari- 
, sehen Monarchie, 1:75.000. Nordwestliche Ecke des Blattes,
	        
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