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Seite 42 Internationale Sammler‘•Zeitung
Medaillen.
(Kriegserinnerungsmcdaillen.) Das Kriegsfürsorge-
amt des österreichischen Ministeriums des Innern hat eine
Erinnerungsmedaille an den Krieg herstellen lassen, deren Aus
führung zwei Künstlern übertragen wurde. Rudolf Neuberger
hat die Vorderseite, Arnold Hartig die Rückseite geschaffen.
Der Avers zeigt das Brustbild des Kaisers Franz Joseph,
den Kopf im Profil, dahinter im Felde liest man die Morte:
FRANC./JOS. I. Am Rande rechts vertieft: R. Neuberger.
Die Rückseite repräsentiert ein Kampfrelief. Eine riesenhafte
Nike mit Lorbeer und Palme über drei Infanteristen, die hinter
einem Erd wall in Deckung liegen. Der vorderste, zusammen
gebrochen, der zweite im Anschlag, der dritte hinter dem
Maschinengewehr. Im Hintergründe andere Schützen und weit
zurück rechts eine im Schutze der Kanone stürmende Gruppe.
Der Rand ist glatt, im Abschnitte steht nichts weiter als,,1914“.
Oben am Rande vertieft: A. Hartig. — Aus Budapest wird
uns geschrieben: Die hiesige Künstlervereinigung „Keve"
hat zur Unterstützung der durch den Krieg betroffenen Künst
lerfamilien durch den Professor R. A. Zutt eine Kriegsmedaille
anfertigen lassen, die, in Silber und Bronze gegossen, zum
Preise von 12 Kronen, beziehungsweise 70 Kronen zum Verkaufe
gestellt wird. Bei der Ausführung der Medaille hat Professor
Zutt die Renaissancetechnik in Anwendung gebracht, bei der
das Modell in Originalgröße in Wachs modelliert und durch den
Guß vervielfältigt wird, wobei in verhältnismäßig kleinem
Raum die Kraft und der Schwung des großen Kampfes zum
Ausdruck gebracht werden konnten. Der Künstler hat nämlich
als Motiv den Kampf des Herakles mit der Hydra gewählt.
Diese bewegungsvolle. Kampfszene ist auf der Vorderseite
der Medaille dargestellt und trägt die Aufschrift: „Für Kultur
und Vaterland". Die Rückseite enthält die Erinnerung an das
große Jahr, in dem die stilisierte Zahl 1914 durch ein Schwert,
das sich aus einer Garbe heraushebt, in zwei Teile gehauen wird.
Die Medaille gelangt bloß während des Krieges zum Verkaufe,
nach Beendigung des Krieges erhalten sie nur die Ehrenmit
gliedes des Vereines.
(Eine Hindenburg-Medaille.) Die Münzenhandlung
Robert Ball Nachf. in Berlin hat eine Hindenburg-Medaille
in Bronze herausgegeben. Die Vorderseite zeigt in Hochrelief
das charakteristische, gut getroffene Porträt des volkstümlich
gewordenen Heerführers mit der Umschrift „Generaloberst
v. Hindenburg", auf der Rückseite einen Deutsch-Ordensritter,
der den Zweihänder schwingt, mit der Umschrift „Der Russen
bezwinger, Ostpreußens Befr;eier" und der Inschrift „Tannen
berg, Orteisburg 1914". Die hervörtretenden Reliefteile und
Schriften stehen in wohlgelungenem harmonischem Verhältnis
zu der Fläche (10'5 Zentimeter Durchmesser) und werden durch
den Mattglanz des Metalls und die glückliche Gesamtanordnung
noch gehoben.
Numismatik.
(Münzendiebstahl im Haag.) Das königliche Münzen
kabinett im Haag ist von Dieben heimgesucht worden, die
eine nicht unbedeutende Beute an wertvollen Münzen
und Medaillen davongeschleppt haben. Das Kabinett st
der Königlichen Bibliothek angegliedert und, wie es scheint,
haben sich die Diebe am Abend vorher dort einschließen lassen,
um ihre Untat zu begehen. Von der Bibliothek haben sie sich
mittels eines Seiles in das darunter gelegene Münzenkabinett
hinuntergelassen. Eine vorläufige Untersuchung hat ergeben,
daß sie es vor allem auf wertvolle und teilweise einzig vorhandene
goldene Münzen und Medaillen abgesehen hatten. Vermißt
werden namentlich Medaillen, die auf den Frieden von Münster,
auf den von Rijswijk und Utrecht geschlagen wurden. Es
fehlt ferner die große goldene Medaille, die in Erinnerung an
die Ermordung der Brüder De Wit, an das Hundertjahrfest
der Ostindischen Kompagnie, und zu Ehren von Wilhelm IV,
und V. geprägt wurden. Sodann wurde die große goldene Medaille
gestohlen die von den Generalstaaten dem Admiral \ luah
gelegentlich seines Sieges über die Engländer im Jahre 1667
überreicht wurde; als einziges Stück auch die einzig dastehende
ovale Goldmünze, die 1681 Gouverneur und Rat von Nieder
ländisch-Indien dem König von Manatoetoe, Salomon,
verehrt hatte. Aus dem Kasten, der Gedenkmünzen aus den
Jahren 1863 bis 1875 enthielt, sind sämtliche goldenen Stücke
entwendet worden. Die sonst noch gestohlenen holländischen
goldenen Münzen moderner Herkunft sind leicht zu ersetzen.
Glücklicherweise haben die Diebe die Samm ung kostbarer
antiker griechischer und römischer Münzen unangetastet
gelassen.
(Numismatische Gesellschaft zu Berlin.) In der
Absicht, ein Bild der Münzprägung der konstantinischen Epoche
zu geben, legten in der letzten Sitzung die Herren Dr. Pb.
Lederer und Geheimer Baurat Wefels eine Reihe Münzen
des Kaisers Constantius II. (reg. 335—361) vor, des Sohnes
Constantins des Großen, der bei der Teilung des römischen Reichs
den Orient erhielt. Der erste Vortragende besprach zunächst die
Edelmetallprägung dieses Herrschers. Als Beispiel der in dieser
Zeit Mode gewordenen goldenen und silbernen, auf Münzfuß
stehenden Schaustücke konnte ein glänzend erhaltenes seltenes
Goldmedaillon aus einem unlängst bei Antakia (Antiochia)
gemachten Funde gezeigt werden, das der Prägestätte Antio
chia entstammt und als Rückseitenbild die Figuren der beiden
Reichshauptstädte Rom und Konstantinopel, in Eintracht
nebeneinander thronend, unter der Aufschrift GLORIA
ROMANORVM aufweist — sodann auch ein in Konstantinopel
geprägtes Silbermedaillon mit VIRTUS EXERCITUS und
der Darstellung eines römischen Soldaten. Darauf wurde die
reguläre Gold- und Silberprägung des Reiches unter Vorlage
mehrerer goldener Solidi sowie silberner Einheitsstücke und
deren Hälften aus verschiedenen westlichen und östlichen
Münzstätten, alle .mit den üblichen Glückwunschformeln
zu den verschiedenen Regierungsabschnitten des Kaisers, einer
Betrachtung unterzogen. Anschließend hieran legte Geheimer
Baurat Wefels die wichtigsten Stücke der Bronzeprägungen
des Constantius vor und gab Erläuterungen dazu. Man kann
zwei Hauptabschnitte in; der Prägung des Constantius unter
scheiden. Der erste umfaßt die Zeit als Cäsar (323 —337) und etwa
das erste Jahrzehnt der Regierungszeit als Augustus. Die
Typen schließen sich eng an diejenigen der letzten Jahre des
Constantin mit meist indifferenten, nicht ausgesprochen heid
nischen Beischriften. Im zweiten Abschnitt der Prägung zeigt
sich die entschiedene Wendung des Constantius und Constans
zum Christentum, auch auf den Münzbildern. Es wurde näher
eingqgangen auf die Typen HOC SIGNO VICTOR ERIS mit
Labarum und SALVS AVG NOSTRI mit dem konstantinischen
Christusmonogramm. Den Abschluß der Reihe bildete ein
Beispiel für die in der Zeit der Gotenherrschaft über Rom
(493—536) erneut aufgenommene Prägung des Typus: INVICTA
ROMA m : t behelmtem Romakopf, Roms Wölfm mit den
Zwillingen. — Über Scheidemünzen des Reiches Siam sprach
Herr Friedrich Marschner. Vor dem von der Regierung
seit 18/6 als normale Rundmünze aus Kupfer, Zinn, Bronze und
Nickel, höhere Werte aus Silber, geprägtem Kleingeld bean
spruchen die älteren Bronzestücke und die Porzellanmünzen
ein besonderes Interesse. Die in fünfzehn Typen von 17 bis 27mm
Größe vorgelegten Bronzestücke sind durch Guß ringförmig
oder rosettenförmig, mit hohem Rand, dieser kontermarkiert,
helgestellt. 3 / vorgelegte Typen von Porzellanmünzen aus weißer
Masse, 14 bis 29 mm groß, haben'eckige, runde oder ovale Form
und in blauer, grüner, rosa oder brauner Farbe Wertbezeich-
nungen mit chinesischen oder siamesischen Schriftzeichen,
auch Darstellung eines Bonzen, Frosches, Skorpions, Sechsortes|
einer Kreuzblume. Man schreibt die Entstehung der Porzellan
münzen den Spielhausbesitzern in Bangkok zu, bei denen sie
1/60 als Geldzeichen auf kamen. Die damaligen Landesmünzen
waren kugelförmig zusammengedrückte Gold- und Silberstücke,