Nr. 3
Internationale Sammler-Zeitung
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die von der Regierung in Werten bis auf 1 / 32 Tikal hinab ange
fertigt wurden. Beim Spiel entrollten solche Stücke dem
Croupier und den Spielern, während auf die als Spieltisch
dienende Matte geworfene flache Porzellanmünzen den ihnen
zugewiesenen Platz behielten. Dies guten Anklang findende
Zahlungsmittel der Spielhäuser, die einen Hauptteil des Staats-
cinkommens aufbrachten, bürgerte sich im allgemeinen Geld-
verkchr ein, und Gesellschaften und Private fertigten Por
zellangeld, welches sie auf Verlangen in Metallgeld umzuwechseln
hatten. Auch eine von König Chula Longkorn in seinen ersten
Regierungsjahren edierte achteckige Porzella.nmünze mit dem
Kopf des Königs und Wertbezeichnung lag vor. Alle diese
Münzsurrogate kamen mit der Durchführung der Münz
verbesserung (1876) außer Verkehr.
(Neue Münzkataloge.) Dr. Eugen Merzbachcrs
Naclrf. in München versendet seinen neuesten Katalog der
bei ihm auf Lager befindlichen antiken Münzen Roms und
Griechenlands. An 1500 Nummern (mit beigesetzten Preisen),
instruieren den Sammler über die Reichhaltigkeit der Merz-
bacherschen Münzreihen. —• J. Schulmans (Amsterdam)
neuester Katalog (Nr. 60) enthält alte und neue Münzen der
zur Zeit im Kriege miteinander stehenden Staaten, Not- und
Belagerungsmünzen sowie Medaillons und Jetons aller Art.
Philatelie.
(Schweizer Aufdruckmarken.) Laut der , Schweiz.
Briefmarkenzeitung'' werden die noch vorhandenen Vorräte
an Zwei- und Zw'ölfrappenmarken, letztere in Helvetia- und
Teil-Muster, durch Aufdruck der ,Ziffern 3 und 13 in Auf
druckmarken umgewandclt, um den Bedürfnissen nach den
neuen Tatwerten besser genügen zu können. D e Ausgabe dieser
drei Aufdruckmarken erfolgt nächster Tage.
Verschiedenes.
(Entdeckung eines gotischen Saales.) Aus Egcr
wird uns geschrieben: Im Franziskanerkloster ist ein neuer
Guardian eingezogen, ein sehr kunstsinniger Mönch, der unter
anderem auch sehr gut mit dem Pinsel umzugehen weiß und
die alten Bilder des Klosters in meisterhafter Weise auffrischt.
Letzthin ist ihm nun eine großartige Entdeckung gelungen.
Da ihm auch die Betreuung der alten kostbaren Bibliothek
des Klosters (von der allerdings schon manches kostbare Werk
verschleppt worden ist) aufgetragen worden ist, war er schon
lange auf der Suche nach einem feuersicheren Raume, der dieser
Schätze würdig ist. Er hat ihn nun gefunden. Rechts vom
Klostereingange befand sich eine alte, sehr geräumige Säulen
halle mit anschließendem Mauerwerk; nach Beseitigung des
Zwischenmauerwerkes entstand ein prächtiger, altgotischer
Saal, der durch eine wunderschöne Säulenreihe in zwei Hälften
geteilt ist. Das Kloster ließ noch einen Betonfußboden legen
und nun gewährt der Saal einen unvergleichlich schönen
Anblick. Oberhalb eines Kapitals fand man die Jahreszahl
1630 eingemeißelt. In diesem Jahre dürfte aber nur eine Reno
vierung stattgefunden haben, denn das Alter der Säulen muß
nach ihrer Konstruktion auf die Gründung des Klosters zurück
versetzt werden. Es handelt sich hier wohl um ein Refektorium
oder einen Kapitelsaal.
(Die Tragödie der „Bugra“.) Max Klinger hat auf
Veranlassung des Direktoriums der internationalen Ausstellung
für Buchgewerbe und Graphik eine neue Radierung großen
Formates geschaffen, die als künstlerisches Diplom verteilt
werden soll. Das Blatt, das bereits in Probedrucken vorliegt,
entspricht der Würde des Gegenstandes in hohem Maße.
Klinger hat eine Radierung geschaffen, in welcher er symbolisch
das zum Ausdruck gebracht hat, was man die „Tragödie der
Bugra“ nennen könnte. — Das obere Drittel des Blattes ist
von einer lebhaft bewegten Szene eingenommen. Wie eine
Bühne breitet sich im Hintergründe die große Freitreppe
der Ausstellung mit den Kolonnaden aus, durch welche man
die hochragende Masse des Völkcrschlachtdenkmals erblickt.
Im Vordergründe rechts stehen, als ideale Frauengestalten ge
dacht, eng aneinandergeschmiegt Deutschland und Österreich,
daneben in sinnender Haltung Italien; zur Linken, gleichfalls als
Frauengestalten, diejenigen Staaten, die zuerst als liebe Gäste be
grüßt wurden und dann so plötzlich als Feinde betrachtet werden
mußten, hinter ihnen, die Hand am Schwert, Vertreter der drei
feindlichen Armeen Frankreichs, Englands und Rußlands.
Zwischen diesen beiden Gruppen aber erhebt sich riesenhaft mit
geballter Faust eine riesige, von Wolken beschattete Furie
halben Leibes aus dem Erdboden, die Verkörperung des plötz
lichen Unheils, welches so jäh und unerwartet mitten in unsere
Kulturarbeit hereinbrach. Der untere Teil des Blattes, dessen
Mitte die Schrift einnimmt, wird links von einer deutschen Fahne
eingerahmt, die aus einem fruchtbaren Ährenfeld in friedlicher
deutscher Landschaft herauswächst, rechts von einer Dragoner
lanze am Strande des von Kriegsschiffen belebten Meeres. In
der Mitte unten ist wie ein Siegel eine kreisförmige Vignette
angebracht, welche später auch als Medaille ausgeführt werden
kann und soll. Die „Bugra“, eine liebenswürdige, weibliche
Gestalt mit dem segenspendenden Füllhorn, wird von einem
nervigen Arm, der ein blankes Schwert trägt, in höchst ein
drucksvoller Linie durchkreuzt.
(Der Pokalschatz der Leipziger Universität.)
Bei den Nachforschungen zu einem Gesamtinventar der Kunst
schätze der Leipziger Universität, das Professor. Dr. F. Becker
abfaßte, wurde eine Reihe von universitätsgeschichtlichen
Altertümern wieder aufgefunden. Es ist vor allem der Pokal-
schatz der ehemaligen Polnischen Nation, einer jener vier
territorialen Vereinigungen, denen sämtliche. Studenten und
Dozenten der Universität, bis zur Auflösung der Nationen 1830,
angehören mußten. Der Polnischen Nation wurden außer den
Polen auch die Schlesier und weiterhin alle aus dem Osten
kommenden Studenten zugerechnet. Der Schatz umfaßt
6 silberne, zumeist vergoldete Deckelpokale und Becher aus
dem 16., 17., 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Drei
davon zeigen wirklich kunstvolle Gravier- und Treibarbeit,
die übrigen drei sind schlichter. Als Herstellungsorte kommen
Breslau, Leipzig und Augsburg in Betracht. Der älteste Becher
von 1535 mit Widmung von 1557, silbervergoldet mit Ranken
gravierung, auf Granatäpfelfüßen, ist ein sehr zierliches Re
naissancewerk. Bei den Pokalen lag ein buntgestreiftes, gotisches
Band von 4'5 cm Breite und 130 cm Länge, das nach einer hand
schriftlichen Notiz den Leibgurt des ersten Rektors der Leipziger
Universität, Johannes v. Münsterberg, darstellt. Münster
berg, der schon 1395 Dekan der philosophischen Fakultät in
Prag gewesen war, ehe er bei der Gründung der Leipziger
Universität 1409 zum Rektor gewählt wurde, gehörte als
Schlesier der Polnischen Nation an und war deren Senior. Mit
rührender Sorgfalt hat sie das persönliche Erinnerungsstück
durch vier Jahrhunderte bis zu ihrer Auflösung treu bewahrt.
(Eine tausendjährige deutsche Bronzeschale.)
Aus Halle wird uns geschrieben: Ein seltenes Kunst
werk des frühen Mittelalters ist jüngst als Geschenk in
das Museum der Stadt Halle gekommen. Vor etwa
einem Jahre wurde in Halle gelegentlich eines Umbaues eine
altertümliche Bronzeschale gefunden, die mit eigentümlichen
Verzierungen geschmückt war. Die Schüssel trägt innen an der
Wandung kreuzweise geordnet vier mit Reliefornament be
deckte Silberblechstreifen und in den Zwischenräumen band
artig eingesetzte Ornamente. Die Bodenmitte ist ausgezeiqhnet
durch ein Rundbild, das einen gekrönten bärtigen Mann dar
stellt. Dieser gekrönte Mann trägt in den erhobenen Händen
eigentümlich geformte Gefäße in der Art von Insignien und
ist durch eine Namenbeischrift als Otto gekennzeichnet.