MAK
Seite 32 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 3 
Zauner 
Das österreichische Unterrichtsministerium hat die 
Herausgabe eines Werkes über den Bildhauer Anton 
Zauner und seine Zeit" veranlaßt. Man sollte glauben, 
daß kein Grund vor liege, sich an dieser Stelle mit diesem 
verdienstvollen und tüchtigen Buch zu befassen, ein 
Bildhauer ist ja schlechterdings kein Objekt für das 
Interesse des Sammlers, besonders nicht, wenn, wie in 
diesem Falle, die Werke, des Künstlers zum größten 
Teil in das Gebiet der Architekturplastik gehören, 
doch rühren von Zauner einige Büsten und Vasen her, 
die gar wohl das Interesse des Sammlers zu berühren 
vermögen, um so mehr als wir wissen, daß verschiedene 
Porträtbüsten aus Zauners klassizistischer Werkstatt 
verschollen sind und es nicht ausgeschlossen ist, 
das eine oder andere dieser Werke wiederkehren zu 
sehen. 
Unsere Zeit hat für den klassizistischen Stil ein sehr 
empfindungsschwaches Auffassungsorgan. Wer sich aber 
gewöhnt hat, über den Kunstinteressen einer Zeit zu 
stehen, wird sich dem Reiz schöner Form und Linie 
willig hingeben. Dies trifft für uns Wiener besonders 
bei den Schöpfungen Zauners zu, die, mögen sie auch 
noch so sehr die Schulung an der Zeit des Phidias 
verraten, einen kaum merkbaren Hauch frischer Natur, 
wie sie ganz im Sinne wienerischer und österreichische^ 
Daseinsfreunde liegt und manchmal sogar einen leise 
verklingenden Ton von Romantik ausatmen. War ja 
doch Füger sein Intimus. Erinnern wir uns an ein kleines 
Relief, das sich im Wiener Hofmuseum befindet und 
nach der eingangs erwähnten Publikation von Zauner 
herrührt, ein Relief, das Kaiser Josef II. darstellt 
und schon (es ist ein Jugendwerk aus dem Anfang der 
siebziger Jahre) mit dem Zauber der Linie zu uns spricht, 
Büsten. 
aber auch durch den Gestus des vorgestreckten Armes 
und der Haltung des Hauptes unser Gefallen erregt. 
Oder wie kräftig ist die naturalistische Note im Relief 
porträt seines Landsmannes, des Tiroler Malers Gras 
mayr, das an dessen Grabmal in der Pfarrkirche von 
Wilten angebracht ist. Der Kopf ist prächtig in die 
Kreisfläche des Tondos hineingesetzt und ciie Profil 
linien dieses dem Schillerideal angeähnelten Kopfes 
zeigen das absichtliche Erfassen der Linienkunst im 
Spiegel klassizistisch abtönender Gesinnung. 
Eine andere Reproduktion im Buche über Zauner 
bringt dessen berühmteste Büste, das Porträt Joseph 
v. Sonnenfels. Es ist unglaublich, wie Leben unter 
der Oberfläche des Steines pulsiert, wie es an und in 
die Haut drängt. In weitem Abstand dazu befinden 
sich die stark stilisierten, seelisch und formal kühlen 
Büsten des Erzherzogs Karl und des Kaisers Franz. 
Besteller der ersten Büste war Kronprinz Ludwig 
von Bayern; die zweite Büste existiert in mehreren 
Exemplaren. Davon hat die Akademie der bildenden 
Künste in Wien ein Gipsmodell, ein Exemplar in Marmor 
wurde von Zauner für das Mineralienkabinett der Hof 
bibliothek gearbeitet, ein Bronzeexemplar befand sich 
im Ratsaal der Akademie, eine zweite Bronzebüste 
wurde vom Grafen Saurau im Theresianum aufgestellt. 
Damit aber dürften jene Werke Zauners erschöpft 
sein, die das engere Interesse der Kunstsammler zu er 
wecken imstande sind. Es sei hiemit auf sie hinge 
wiesen und gleich .eitig auf die Arbeit Hermann Burgs, 
der für seine Mühe, die das Zauner-Werk ihm machen 
mußte, rückhaltlose Anerkennung verdient. 
Dr. R. H. 
Die Czartoryskischen Sammlungen. 
Aus Dresden wird gemeldet: 
Im Wallpavillon der Königlichen Gemäldegalerie 
sind jetzt etwa dreißig Bilder und zehn Bildteppiche 
zu sehen, die den fürstlich Czartoryskischen Samm 
lungen entstammen. Diese Kunstwerke sind als Flücht 
linge zu uns gekommen. Ohne den Krieg hätten sie 
ihre Reise gewiß niemals angetreten. Aber die Flucht 
war ohne jede Panik verlaufen, eine durchaus wohl 
überlegte Vorsichtsmaßregel. Die Hauptstücke befanden 
sich bisher in Krakau, alles übrige im Schloß Golu- 
chow bei Pieschen. Fürst Czartoryski, der mitten 
unter den österreichisch-ungarischen Truppen gegen 
des Zaren Heer kämpft, ließ seine Schätze im Tages 
licht, ohne daß sie tot sind! Die Menschen sollen, auch 
wenn Krieg ist, sich an ihnen freuen. Er schickte sie 
nach Dresden. 
Die Czartoryskischen Sammlungen sind mehr 
berühmt als bekannt. Das fesselndste Stück darunter 
ist ohne Zweifel Rembrandts Landschaft mit dem 
barmherzigen Samariter, deren Echtheit feststeht. 
Das Bild stammt aus dem Jahre 1638 und ist deutlich 
gezeichnet. Die biblische Darstellung spielt in einer 
Gewitterlandschaft, deren gewaltige Stimmung an das 
Seestück im Wiener Liechtensteinschen Museum ge 
mahnt. Ein einziger breiter Sonnenstrahl zerreißt Him 
mel und Ebene in Hell und Dunkel, und man erkennt 
schon den ganzen späteren Meister wieder. Der Raffael 
der Krakauer Sammlung bezaubert durch die Hellig 
keit der Farben und die unnachahmliche Grazie in 
der Haltung des abgebildeten jungen Mannes. Der 
Lionardo des Fürsten Czartoryski ist wahrscheinlich 
ein de Predis. Er trägt zwar den Namen des großen 
Meisters, aber auf einer schwarzen, höchst verdächtigen 
Untermalung. Kenner der Mailänder Schule, einigen sich 
auf Lionardos Schüler, Ambrogio de Predis/ der ja 
auch nicht zu verachten ist. Die schöne und interessante 
Dame mit dem Hermelin, der von den F ngerspitzen 
ihrer rechten Hand berührt wird, ähnelt der ,,Belle 
Ferronicre“ des Louvre und trägt auch das namen 
gebende Kleinod am Stirnband wie dieses. Das mag der 
Grund sein, warum man das Bildnis Lionardo zuschrieb. 
Die Schätze des unweit der russischen Grenze, 
doch noch auf Posener Land gelegenen Schlosses 
GoluchÖw, stehen an Ruhm den Krakauer Bildern 
nach. In der Hauptsache hat sie eine Komtesse Iza 
Czartoryski zusammengebracht, die um die Mitte des 
vorigen Jahrhunderts lebte, und deren feine, geistreiche 
Züge Edouard Dubufe festhielt. Man weiß, daß die 
Dubufes, Vater und Sohn (Edouard ist der Sohn), 
die Damen der Pariser Gesellschaft in beträchtlicher 
Rcihe abkonterfeiten. Von einem selteneren und früheren 
Franzosen sind zwei Bildnisse da: Renata von Ferrara 
und Luise von Lothringen, beide Werke des Hofmalers 
Fran§ois Clouet. Drei Bildnisse interessieren insbe-
	        
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