MAK
Seite 58 
Internationale Sammler- Zeitung 
Nr. 4 
Das ist um so erfreulicher, als in den letzten Jahren zwei 
berühmte Silberschmelzarbeiten des Mittelalters aus dem 
Rheinlande den Weg ins Ausland nahmen: der Schrein der 
Greta Pfrumbom wurde aus Speyer nach Nordamerika ver 
kauft, das Grachter Altärchen kam in den Besitz von Morgan. 
Das Kreuz ist ein frühgotisches Reliquienkreuz, aller Wahr 
scheinlichkeit nach Kölner Arbeit aus der Zeit 1300. Oben 
ist der Gekreuzigte dargestellt, der Körper enthält einen Spalt 
für die Reliquie. Den höchsten Wert des Silberwerkes stellen 
die beiden durchscheinenden Emaillebilder am Fuße des 
Kreuzes dar. Sie enthalten Bilder zweier kniender Grafen 
von Isenburg. Es sind Vater und Sohn, der letztere, ein Prämon- 
stratenser, war Pastor in Heimbach. Die Wappen bezeichnen 
die Stifter. Durch diese Verbindung mit einer der ältesten 
Familien des Rheinlandes hat das Kunstwerk für die Kölner 
Sammlung einen besonderen Wert. 
(Funde aus der Steinzeit.) In Heidelberg ist man 
auf dem neuen Zentralfriedhof auf große Funde aus der Stein 
zeit gestoßen. In diesen Funden hat man das erste große 
steinzeitliche Dorf am rechten Neckarufer entdeckt. Nach der 
„Umschau" sind bis jetzt 42 Gruben mit zahlreichen Funden 
aus der jüngeren Steinzeit durchforscht worden. Nach den 
Vorgefundenen Resten darf man auf das dritte Jahrtausend 
v. Chr. zurückrechnen. Von besonderem Werte dürfte die Auf 
deckung zweier Gräber aus der La-Tene-Periode sein. In einem 
Graben fand man eine vollständige Waffenausrüstung. Es 
sollen auf Grund der Kartenanlagen Gipsmodelle angefertigt 
werden, die zusammen mit Plänen und Querschnitten in den 
Heidelberger Sammlungen zur Ausstellung kommen sollen. 
(Eine Marmorstatue Alexander des Großen.) Wie 
die „Tribuna“ aus Benghasi meldet, ist in Cyrene eine 
Kolossal-MarmorstatucAIcxanders desGroßen gefunden worden, 
an der nur ein Teil des rechten Vorderarmes fehlt. Man glaubt, 
daß es sich um eine ausgezeichnete Nachbildung der berühmten 
Bronzestatuc des Lysippos handelt. Diese Nachbildung ist 
in einer Zeit entstanden, die von jener, in welcher die Bronze 
statue geschaffen wurde, nicht sehr entfernt war. Alexander 
der Große ist aufrechtstehend dargestcllt, die rechte Hand 
gerade ausgestreckt, mit einer Lanze in der Linken. Sein ugend- 
liches Haupt ist gegen den Himmel gerichtet. 
(Münchner Kunstausstellungen 1915.) Aus Mün 
chen wird berichtet: Die verschiedenen Künstlerkorpora 
tionen haben sich in der letzten Zeit lebhaft mit der Frage be 
schäftigt, ob im heurigen Sommer trotz des Kriegsjahres die 
alljährlichen Kunstausstellungen abgehalten werden sollen. 
Im allgemeinen wird in der Künstlerschaft die Meinung ver 
treten, daß, wenn auch in bescheidenem Rahmen, doch das 
Ausstellungswesen, als die einzige Form, Künstlerarbeiten an 
die Öffentlichkeit zu bringen, aufrecht erhalten werden soll. 
Kann man auch auf einen großen Fremdenstrom nicht rechnen, 
so ist doch das bürgerliche Leben bei uns in so ruhige Bahnen 
gelenkt, die Verdienstmöglichkeit vieler Kreise wieder ge 
stiegen, daß man auf ein Interesse an künstlerischen Leistungen 
rechnen kann. Bei der günstigen Kriegslage kann man beruhigt 
in die Zukunft blicken und auch für die Friedensarbeit sich zu 
interessieren beginnen. Auch zur Durchführung mancher Re 
formen im Ausstellungsleben wird die stillere Zeit recht gut 
sein. Bis zur Stunde steht freilich die Abhaltung der alljähr 
lichen Glaspalast-Ausstellung nicht mit Bestimmtheit 
fest, sie ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten. 
Die Sezessi on wird zwar keine Frühjahrsausstellung ab 
halten, eine Sommerausstellung ist jedoch als sicher anzu 
nehmen, schon weil sie die letzte Gelegenheit ist, das kgl. 
Ausstellungsgebäude am Königsplatz für die Zwecke der Se 
zession zu nützen, da ja ab Herbst 1915 der Bau für die staat 
lichen Sammlungen herangezogen werden soll. Die „Jury- 
freien" haben das Palmenhaus im kleinen alten Botanischen 
Garten schon geräumt und erhielten für ihre Kanzlei Räume 
m Torwarthaus vom Landbauamt auf unbestimmte Zeit 
angewiesen. Zu einer größeren Ausstellung reichen die Zimmer 
nicht aus, und so wird diese Vereinigung, falls sie heuer eine 
Ausstellung veranstalten will, sich um neue Räume Umsehen 
müssen. Die Generalversammlung hat jüngst beschlossen, 
noch eine abwartende Haltung einzunehnien und das Zu 
standekommen einer Ausstellung von der Kriegslage in den 
nächsten Monaten abhängig zu machen. Die „Neue Sezession 
hat Abmachungen mit der künstlichen Eisbahn m der Galerie 
straße auch für 1915 in Händen und wird sich erst später 
über die Frage, ob sie im Sommer dort ausstellt, schlüssig 
machen. 
(Bloßlegung einer al t römisch en Grabstätte.) 
Aus Fiume wird uns geschrieben: Dieser Tage entdeckte 
Ing. Comandich bei den an der Kreuzung der Gassen Vcrneda 
und Ciotta vorgenommenen Erdaushebungsarbeiten im lehmigen 
Boden die Hälfte einer Aschenurne mit Asche und verkohlten 
Knochenresten. Nach dem Schädel kann geschlossen werden, 
daß es sich um das Grab eines Kindes handelt, dessen Leiche 
auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Leider gelang es 
nicht, die Urne zu bergen, da sie zertiel. Neben den Resten des 
Kindes hatte sich eine Glasschale befunden, von der man 
einige Bruchstücke barg. Weiters fand man an derselben Stelle 
vier Tränentläschchen aus durchsichtigem Glase und eine 
tönerne Ampel. Diese ist von einer besonderen Bedeutung, 
da sie der erste in Fiume zutage geförderte, mit einer Inschrift 
versehene altrömische Fundgegenstand ist. Diese Reste be 
kräftigen die von Johann Köhler in seinen geschichtlichen 
Erinnerungen aufgestellte Behauptung, zu der er durch die 
im Jahre 1850 gemachten ähnlichen Funde gelangte, daß der 
Pomeriiumhügel von den Römern als Grabstätte benützt 
worden sei. 
(Französische Kunst in San Franzisko.) Die 
Panama-Weltausstellung in San Franzisko findet trotz 
des Krieges programmäßig statt. Sie wird am 20. Februar 
eröffnet werden. Deutscherseits war von einer amtlichen 
Beschickung Abstand genommen w-orden. Um so mehr Grund 
für Frankreich und England, an ihr teilzunehmen. Die französi 
schen Zeitungen teilen jetzt Einzelheiten über die französische 
Kunstabteilung mit. Die für diese bestimmten, den öffentlichen 
Kunstsammlungen entnommenen Gegenstände sowie die 
privaten Arbeiten der französischen Künstler werden mittels 
des augenblicklich in Marseille ankernden amerikanischen 
Kreuzers „Jason" hinüberbefördert werden; es ist das dasselbe 
Schiff, das die für die Kinder der kriegführenden Nationen 
bestimmten Weihnachtsspielsachen der Amerikaner nachEuropa 
transportiert hatte. Von modernen Künstlern nimmt natürlich 
was Namen hat an der Panama-Ausstellung teil. Der amtliche 
Pavillon stellt eine getreue Kopie des „Pavillon de France“ 
in Paris dar. In den anschließenden Ehrengalerien, an deren 
Eingang sich die Statue der „Gallia" von Boucher erheben 
wird, begegnet man der Nationalfabrik von Sevres und der der 
Wandteppich Wirkerei. Von alten Gobelins werden vier aus 
gestellt werden, welche die Geschichte Alexanders des Großen 
darstellen : an neueren solche nach Kartons von Cheret, Laurens, 
Gorguet, Rochegroße u. a. Die Ehrengalerie wird nament 
lich die Zeit Ludwigs XIV. bringen. In der Rotunde des Palais 
der Ehrenlegion werden Gegenstände zu sehen sein, die Napo 
leon T. gehörten. Es wird auch nicht an einer rückblickenden 
Bilder- und Skulpturen-Ausstellung mangeln, welche die Zeit 
von 1870 bis 1910 umfaßt. In der Literaturabteilung werden 
die Autographen sämtlicher ranzösischer Herrscher von 
Karl X. bis Napoleon HI. die größte Sehenswürdigkeit 
bilden 
(Ein Kriegs Wettbewerb für Glasgemälde- 
stiftungen.) Um die Sache der Heldenstiftungen in Form 
von Glasmalereien auf künstlerische Wege zu leiten, schreibt 
jetzt dei Verband deutscher Glasmalereien 
einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen aus. Diese 
sollen die Erinnciung an die Taten unseres Heeres auf 
Glasgemälden in weltlichen und kirchlichen Räumen fest-
	        
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