MAK
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Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 4 
in Weimar nicht zum wenigsten die Darstellung der Erleb 
nisse der thüringischen Truppen in Plastik und Graphik be 
rücksichtigt werden, ohne daß dabei allgemeine Gesichts 
punkte vernachlässigt werden. Als eine^ der wichtigsten Stücke 
ist ein Gedenkbuch gedacht, in dem alle im Kampfe fürs Vater 
land gefallenen Thüringer Helden durch Darstellung ihres 
Lebens und Todes ein bleibendes Ehrenmal gestiftet werden soll. 
(Neuerwerbungen in Düsseldorf.) Die städtischen 
Kunstsammlungen in Düsseldorf haben eine Ausstellung 
neuerworbener Handzeichnungen und Studien meistens deut 
scher Künstler in einem der unteren Räume der städtischen 
Kunsthalle eröffnet: Eine wünschenswerte Ergänzung zu den 
kostbaren Gemälden von Böcklin, Feuerbach, Trübner und 
anderen, die im vergangenen Jahre den so notwendigen Ausbau 
der alten Bestände bildeten. Einen Höhepunkt bedeuten 
die Erwerbungen aus der berühmten Sammlung des 1913 
verstorbenen Hamburger Großkaufmannes Arnold Otto Meyer. 
Das 1871 entstandene Aquarell von Ludwig Richter ,,Das 
Abendlied'das einen am Rande einer gewaltigen Talsenkung 
sitzenden Schäfer zeigt, der ein Liedchen auf der Flöte bläst 
und von drei Kindern belauscht wird, muß unbedenklich als 
eines der schönsten Blätter bezeichnet werden, die von diesem 
Meister deutscher Kunst bekannt sind. Von geistesverwandten 
Künstlern ist Moritz v. Schwund mit zwei entzückend an 
mutigen Darstellungen der Wiener Hofopernsängerin Karoline 
Hetzenecker vertreten, beide Male als Hofdame in „Die Muske 
tiere der Königin", ferner Eduard von Steinle mit einer 
farbigen Studie von starkem rhythmischem Gehalt zu einem der 
Sockelbilder im Kölner Wallraf-Richartz-Museum „Der St. Jo 
hannistag in Köln", nach einem Briefe Petrarcas. Allein acht 
Blätter, meistens in Rötel, zeigen Hans v. Maröes’ glänzende 
Kompositionsfähigkeiten, denen sich eine geniale Akt-Studie 
von Anselm Feuerbach zu den Deckenbildern in der Wiener 
Akademie anreiht. Andere Namen in dieser gewählten Ausstel 
lung sind der Berliner Illustrator Hosemann, ferner Karl 
Blechen, Adolf v. Menzel, Max Liebermann und Wilhelm 
Leibi. Eine Überraschung für manche Kunstfreunde bedeuten 
fünf Zeichnungen und Temperaskizzen Friedrich Geselschaps 
— geradezu packend wirkt besonders der Akt eines kleinen 
Mädchens mit rotem Tuch. Mit besonderer Liebe sind die Düssel 
dorfer bedacht: hier fesseln am meisten Eduard v. Gebhardts 
aquarellierte Kompositionsskizzen zu seinem Freskohauptwerk, 
den Wandbildern des Klosters Loccum im Hannoverschen. 
J. W. Schirmer, Alfred Rethel, K. F. Sohn, Benjamin 
Vautier, von lebenden Künstlern Otto Sohn-Rethel sind 
andere Namen von gutem Klang, deren Vertretung das Beste 
von dem künftigen Ausbau der so lange vernachlässigten 
Düsseldorfer Kunstsammlungen erwarten läßt. 
(Das neue Asiatische Museum in Dahlem.) Im 
üngsten Hefte des „Jahrbuches der Kgl. Preußischen Kunst 
sammlungen' ‘ macht Wilhelm v. Bod e interessante Mitteilungen 
über den seit dem Mai 1914 in Ausführung begriffenen Neubau 
des Asiatischen Museums in Dahlem. Bekanntlich bildet dieser 
Neubau nur den Teil einer geplanten größeren Anlage, deren 
Gebäude die Sammlungen des schon seit Jahren arg über 
füllten Berliner Museums lür Völkerkunde aufnehmen sollen. 
In dem alten Museumsbau wird künftig die vorgeschichtliche 
Sammlung eine bequeme Stätte f nden, mit der dann vielleicht 
die bisher in den Räumen der alten Gewerbeakademie in der 
Klosterstraßu auf gestellte Sammlung deutscher Volkskunde sich 
vereinigen lassen wird. Was die geplanten Neuanlagen angeht, 
so wird das Dahlemer Gelände durch eine Straße in zwei etwa 
gleiche Abschnitte geteilt. Daraus ergab sich die Anordnung 
zweckmäßig in der Weise, daß ein einzelner, größerer Bau auf 
dem nördlichen Grundstück, ein Komplex von drei Bauten 
auf dem südlichen Grundstück aufzuführen wäre. Als umfang 
reichste und selbstständige Abteilung mußte die asiatische 
für den größten Sonderbau auf dem nördlichen Abschnitt 
bestimmt werden, während die amerikanische, die afrikanische 
und die ozeanische Abteilung mit der gemeinsamen Bibliothek 
zusammen auf dem südlichen Abschnitt ihren Platz zu finden 
hätten. Für den Stil war der Anschluß an die monumentalen 
märkischen Gutsbauten des 18. Jahrhunderts gewünscht; 
nicht nur der Überlieferung halber und mit Rücksicht auf die 
Nähe von Potsdam, dem stilvollsten Städtebau, der in Preußen 
erhalten ist, sondern weil auch die Gruppierung der einzelnen 
Bauten mit den Anlagen der großen Gutsbauten der Zeit ver 
wandt erschien. Plan und Ausführung der Anlage sind 
bekanntlich in die Hände von Professor Bruno Paul gelegt 
worden, der für die Anlage als Ganzes wie für die einzelnen 
Bauten in dem gewünschten freien Anschluß an die märkischen 
Bauten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine geschmack 
volle Lösung gefunden hat. Ein genau durchgearbeiteter Ent 
wurf liegt bisher nur für das Asiatische Museum vor, dessen 
innerer Ausbau in mancher Beziehung besonders schwierig war. 
Befindet sich doch unter den Sammlungsgegenständen jene 
46 Meter breite Steinfassade des syrischen Wüstenschlosses 
Mschatta, die durch ihren außerordentlichen Umfang und 
Charakter für die Gesamtdisposition des Baues geradezu maß 
gebend sein mußte. Beim Aufbau des Museumsplanes ist auf 
diesStück besondere Rücksicht genommen. Der Zugang nach der 
hinten gelegten Haupttreppe führtdurchdas Portal der Mschatta- 
Fassade; zu dem Mschatta-Saal gelangt man durch einen gleich 
hinter dem Haupteingang liegenden großen Vorraum mit 
einem weiten parthiscli fassanidischen Portal, so daß man schon 
beim Eintritt in das Museum in der Ferne das mächtige Mittel 
stück der Fassade erblickt. In dem über diesem Untergeschoß 
liegenden hohen Erdgeschosse sollen die Werke der indischen 
Kultur und Kunst, insbesondere die wertvolle Sammlung der 
gräko-indischen Gandharaplastik und die außerordentlich 
reichen Funde der Turf an-Expedition aufgestellt werden, von 
denen bisher nur der kleinere Teil in dem Museum für Völker 
kunde hat Platz finden können. Wie Bode mitteilt, soll in dem 
der ostasiatischen Kultur bestimmten Obergeschoß auch die 
gewählte Sammlung altchinesischer und alt japanischer Kunst 
untergebracht werden, die bisher aus Raummangel im Kunst 
gewerbemuseum magaziniert werden mußte. Streng dureb- 
geführt wird die Scheidung zwischen Schauräumen und 
solchen Sälen, in denen das zu Studienzwecken wichtige 
Material Unterkunft findet, das für ein größeres Publikum 
nur verwirrend wirken würde. 
Vom Kunstmarki 
(Keller & Reiner, G. m. b. H.) Herr Karl R. Reiner 
hat die von ihm gegründete Firma Keller & Reiner, 
zusammen mit deren langjährigem Prokuristen, Herrn 
E- Wonneberger von den bisherigen Inhabern, erworben 
und wird das Geschäft unter der Firma Keller & Reiner, 
G. m. b. H., Berlin W. 35, Potsdamerstraße 118 B, weiter 
führen. Die Firma beabsichtigt, neben den bisher gepflegten 
Cebieten auch dem*? modernen Kunstgewerbe sowie dem 
Verkauf von Antiquitäten ihre besondere Aufmerksamkeit 
angedeihen zu lassen. 
(Gemälde und Aquarelle neuerer Mei 
ster.) Bei der am 9. Februar bei Rudolf L e p k e in 
B e i 1 i n abgehaltenen Auktion von Gemälden und Aqua 
rellen neuerer Meister (Nachlaß Karl Frenze 1, .Berlin 
und Sammlung Carl Blechen) wurden gute Preise gezahlt. 
Es erzielten: Nr. 17, Die_ heilige Jungfrau mit dem Christus 
kind, nach Raphael, 125 M.; Nr. 18, Coehinchina-Hahn 
und drei Tauben von Scheuerer, 100 M.; Nr. 23, 
Schweizer Hochgebirgslandschaft. Die weiße und die wilde 
Frau von Lutteroth 255 M.; Nr. 29, Halbfigur eines 
jungen Mädchens, das dunkle Haar in Zöpfe geflochten, 
J. Kleinschmidt, 180 M.; Nr. 30, Brustbild der hl. 
Magdalena mit langem auf die Schultern herabfallendem
	        
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