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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bukowina

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Auf dieser Versicherung verharrte er, als man von Wien aus auf die Sache neuerdings 
zurückkam. Er rieth, diese Angelegenheit wenigstens so lange ruhen zu lassen, bis sich 
eine günstige Gelegenheit zu ihrer Durchführung biete. 
Thugut's Bedenken brachten den Kaiser von seinem Entschlüsse nicht ab, und die 
von Mieg und Seeger einlaufenden Berichte befestigten ihn noch mehr darin. Dazu mußten 
die neuen und gemäßigteren Friedensbedingungen, welche der St. Petersburger Hof im 
December 1773 der Pforte vorschlug, in Wien die Hoffnung wecken, daß der lang 
andauernde Krieg bald zu Ende sein und die Pforte dann auch Österreich gegenüber sich 
willfähriger zeigen werde. So kam es, daß Josef II. am 4. Januar 1774 den Befehl 
erließ, die Aufstellung der kaiserlichen Adler »nach der neu angemerkten Grenze" 
Pokuziens bis zum Ausmarsche der russischen Truppen aus diesem Theile der Moldau zu 
verschieben, sie aber dann sogleich vorzunehmen und die Abtretung des eingeschlossenen 
Gebietes „unter dem Namen einer Grenzberichtigung" bei der Pforte durchzusetzen. 
Die Ereignisse nahmen jedoch zunächst einen anderen Verlauf, als man in Wien 
erwartet hatte. Am 24. Januar 1774 starb nämlich der zum Frieden geneigte Sultan 
Mustapha, und der neue Großherr, Abdul-Hamid, war so verblendet, daß er die Vorschläge 
Rußlands schroff zurückwies. Jetzt rieth auch Thugut, daß man sich vorerst in den 
wirklichen Besitz des in Anspruch genommenen Landes setze. Die Pforte, schrieb er am 
3. Februar an den Fürsten Kaunitz, werde leichter die vollendete Thatsache anerkennen, 
als freiwillig auf ein so beträchtliches Gebiet verzichten. Demzufolge erneuerte der Kaiser 
am 6. März den hinsichtlich der Adleraufstellung bereits erlassenen Befehl mit dem Zusatze, 
daß zwischen Pokuzien und der Moldau durch Ausgrabung der dort vorhandenen Grenz 
pfähle eine unbestimmte Grenze hergestellt, dann der ganze zu occupirende District so gut 
als möglich von Mieg vermessen und, sobald die kaiserlichen Adler zur Aufstellung gelangen 
könnten, zum Schutze derselben ein kleiner Truppenkörper dahin entsendet werde. 
Im April concentrirten sich die Russen zu neuem Waffengange an der Donau. Sie 
begannen deshalb zu jener Zeit die Gegenden um Czernowitz und Suczawa zu räumen. 
Dies veranlaßte Mieg, der Anfangs Mai seine Arbeit in Angriff zu nehmen willens war, 
zur Förderung derselben um Entsendung zweier Husarenabtheilungen, die unter dem 
Vorwände der Remontirung in Czernowitz und Preworodek stehen sollten, anzusuchen. 
Obwohl dieses Begehren mit den Befehlen vom 4. Januar und 6. März 1774 keineswegs 
im Einklänge stand, schien dem Kaiser doch dessen Erfüllung „zur Erreichung der gefaßten 
Absicht" dienlich. Nur sollte man Mieg begreiflich machen, daß die Moldau, solange 
daselbst noch russische Truppen stünden, als eine nach dem Kriegsrechte von Rußland 
eroberte Provinz anzusehen sei, daß folglich den Russen nicht nur kein Hinderniß in den 
Weg gelegt werden dürfe, sondern vielmehr getrachtet werden müsse, sie bei gutem Willen
	        
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