MAK
Nr. 5 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 77 
Rot in Nachahmung der alten Ziegeldächer. Das gewaltige 
Unternehmen ist ein Beweis für die gesunde Kraftfülle San 
Franciscos, das nach dem großen Erdbeben unter einem Auf 
wand von 1400 Millionen Mark erst wieder aufgebaut werden 
mußte und doch bei dem Auftauchen des Ausstellungsge- 
dankens in wenigen Tagen für diesen Zweck die Summe von 
80 Millionen aufbrachte. 
(Diebstahl an einem Kunstdenkmal.) Aus Steyr 
wird uns berichtet: Der prächtige Taufstein der Stadtpfarr 
kirche in Steyr wurde trotz vorsichtiger Absperrung der Turm- 
kapellc, in deren Mitte er steht, das Opfer von Kunsträubern, 
indem bis jetzt unbekannte Täter ihn eines Teiles seines bild 
nerischen Schmuckes beraubten. Der aus Holz verfertigte 
Taufstein besitzt die Ziborienform und ist vollends mit relie- 
fierten Platten aus Blei bedeckt. Diese bezeugen in ihrer 
Charakteristik die Entstehungszeit um 1.569. Nur der morsch- 
gewordene Knauf, welcher den edelgeformten Deckel beschließt, 
zeigt das gotisierende Akanthusblatt. Der in seinem Innern 
kupfergewandete Taufkessel besitzt im Durchschnitt die Form 
des Vierzehneckes, welche durch Renaissancebänder betont 
ist. Die Wandlungsfelder sind mit reizendem Szenenschmuck 
belebt, umgeben von phantasiereichen Architekturen, Masken 
und Hermen. Die Reliefs der Wandungen erzählen in ab 
wechselnder Reihe alttestamentliche Episoden, sowie Szenen 
aus Christi Leben. Außerdem schildern zwei Reliefs die rituelle 
Aufnahme in die jüdische Gemeinde durch die Beschneidung 
und das Taufsakrament. Andere Reliefplatten verbildlichen 
allegorische Gestalten in antikisierender Art. In gleicher Weise 
sind die Reliefs des Deckels und Fußes angeordnet, deren 
geschweifte Leibungen mit Pfeifen, Ornamentbändern, Putten 
köpfchen und Rosetten geschmückt sind, welche Spuren von 
Vergoldungen und Polychromie verraten. Gestohlen wurde 
eine Reihe von Gurtreliefs, sowie ein großes Relief, dessen 
Darstellung nicht ermittelt werden konnte, ferner ein Teil 
eines großen Reliefs. 
Museen. 
(Bayerisches Nationalmuseum.) Aus München 
wird uns geschrieben: Am Eingang des Saales 8 fand die Sand 
steinfigur einer Madonna der lothringischen Schule aus 
der Mitte des 15. Jahrhunderts Aufstellung, die als ein Ge 
schenk von Offizieren der Ersatzabteilung des 1. bayer. Feld 
artillerie-Regiments dem Museum übermittelt wurde. Die 
anmutige Figur charakterisiert in trefflicher Weise den loth 
ringischen Stil unter burgundischem Einfluß und bildet ein 
vorzügliches Vergleichsobjekt für unsere heimische Plastik, 
zugleich aber auch ein glänzendes Beispiel der idealen Ge 
sinnung und heimatlichen Interessen der Geschenkgeber, 
die die Figur in Feindesland aus Privatbesitz in dem loth 
ringischen Dorfe Hageville käuflich erworben haben. Über 
den Ankauf ließen sie sich vom Bürgermeisteramt des Ortes 
eine Urkunde ausfertigen, die in einem Rahmen unter der 
Plastik angebracht wurde. 
(Ein Museum zur Erinnerung an die Russenzeit.) 
In der „Königsberger Hartungschen Zeitung“ wird der gewiß 
sehr dankenswerte Vorschlag gemacht, in Königsberg ein 
Museum zu begründen, in dem alles das gesammelt und aufge- 
stcllt werden soll, was an den Einbruch der Russen in Ost 
preußen erinnert. Als die Russenzeit im vorigen Jahr ihren 
Anfang nahm, regte bereits Geheimrat Bezzenberger eine 
solche Sammlung an, und das Königsberger Prussia-Museum 
übernahm es; die Vorarbeiten zu leiten. Jetzt, nachdem die 
Russen hoffentlich endgültig aus Ostpreußen vertrieben sind, 
ist die Zeit gekommen, an alle Städte und Gemeinden Ost 
preußens die Bitte zu richten, zu dieser Sammlung beizusteuern 
und sie in einem besonderen Museum aufzustellen. 
(Leipziger Museum der bildenden Künste.) Von 
den Neuerwerbungen ist besonders eine Plastik des Dresdners 
Peter Pöppelmann hervorzuheben, die dem Museum vom 
Ministerium des Innern in Dresden überwiesen wurde. Der 
zarte, liebevoll modellierte Jungmädchenakt paßt gut in den 
Kreis der Prellerschen Antike. Das Bewegungsmotiv des 
kauernden Körpers ist fesselnd erdacht und technisch trefflich 
gemeistert. Von Adam Elsheimer kam eine sehr schöne 
römische Landschaft ins Museum. Es ist ein Geschenk des 
Konsuls Erich Schulz in Leipzig. 
(Galerie der Selbstbildnisse in den Ufficien.) 
Der Galerie der Selbstbildnisse in den Uffizien von Florenz 
soll jetzt auch eine solche von plastischen Selbstbildnissen 
der Bildhauer angegliedert werden, Die berühmtesten Bild 
hauer Italiens^ und der anderen Länder sind aufgefordert 
worden, sich zu modellieren, und zwar in Form einer Bronze 
büste. Natürlich haben alle Aufgeforderten zugesagt. Einge- 
liefertTsind bisher erst zwei italienische Arbeiten. Die Galerie 
der gemalten Bildnisse erhielt jetzt die Selbstbildnisse von 
Leon Lhermitte, dem Pariser Maler, und von dem Italiener 
Gaetano Chierici. 
(Der Umzug der Londoner Parthenon-Skulp 
turen.) Die von dem Athener Parthenon nach London ent 
führten Wunderwerke der griechischen Plastik haben nicht 
100 Jahre ruhig an der Stelle stehen können, an die sie einst 
der Kunstraub des Lord Eigin gebracht hat. Seit 1816 waren 
diese Arbeiten aus der Blütezeit der attischen Kunst das 
Fntzücken aller Besucher des Britischen Museums und nur 
die Trauer mischte sich in die Bewunderung, daß die rück 
sichtslose Gewalttätigkeit eines Engländers diese Standbilder 
von ihrer ursprünglichen Stätte fortgerissen hatte. Jetz müßen, 
die Eigin Marbles wieder auf die Wanderschaft gehen, wenn 
auch ihr Weg freilich nicht so lang ist, als die Schiffsreise von 
Athen her, nach der der Lord seine Beute für 720.000 Mark 
der englischen Regierung verkaufte. Es handelt sich nur um 
einen. Umzug in das untere Geschoß des Britischen Museums: 
man will die „Götter Griechenlands“ vor den Angriffen der 
Deutschen schützen. Die Entfernung der Skulpturen von 
ihrem bisherigen Standort, an dem sie zum Teil fest in die 
Mauer eingebettet waren, ist mit größter Heimlichkeit betrieben 
worden. Man erfährt erst jetzt, daß die Überführung der 
Kunstwerke in die Galerie im Erdgeschoß vollendet ist und 
daß die Marbles sich nun in einem Gewölbe befinden, das 
sehr starke Bogen hat und gegen alle Bomben als gesichert 
gelten kann. Auch viele andere Kunstschätze des Museums 
sind in diese untere Galerie gebracht worden und gähnende 
Lücken klaffen nun in den sonst so überfüllten Räumen des 
Oberstockes. Bei dem Umzug der Parthenon-Skulpturen 
standen der Fortbringung große Schwierigkeiten entgegen 
und in der englischen Presse wird die Besorgnis geäußert, 
daß vielleicht Schädigungen der unersetzlichen Kunstwerke 
bei dem Herauslösen aus der Mauer vorgekommen seien. Der 
Saal, wo sie bisher aufgestellt waren, sowie das Gewölbe, in 
dem sie jetzt untergebracht sein sollen, sind beide fest ver 
schlossen und die Direktoren haben sich noch nicht darüber 
geäußert, wann und ob die Parthenon-Skulpturen der Öffent 
lichkeit wieder zugänglich sein werden. Die englischen Blätter 
dringen auf eine vollständige und befriedigende Erklärung 
über diese Angelegenheit, um die so viel Heimlichkeit ge 
breitet wird. 
Vom Kunstmarkt. 
(Kunstversteigerung bei Lepke.) Die Antiqui 
täten- und Bilder-Auktion aus dem Nachlaß des Kunsthändlers 
Hermann Hecht in Berlin bei Rudolph Lepke fand unter 
starker Beteiligung der Sammler und Händler Berlins statt. 
Unter den Möbeln ging ein großer norddeutscher Barock 
schrank aus Eichenholz mit reichen Intarsien für 660 Mark, 
ein Nußholz-Salonschrank mit Bronzebeschlägen für 450 Mark, 
eine große Dielenuhr in Mahagoni mit Säulen und Bronze 
zierarten, bezeichnet,, Jacobus Willems Mechlin“ für 390 Mark,
	        
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