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Nr. 5
Internationale Sammler-Zeitung
Leben zu fördern, haben, ohne Beeinträchtigung dieses
Zieles, ihre Ausgestaltung und Ordnung unter dem
Gesichtspunkte erfolgen lassen, daß sie ein hervor
ragendes, nie versagendes Kriegsinstrument sein und
bleiben müssen. Die in dem jetzt tobenden Weltkriege
vollbrachten glänzenden Waffentaten unserer Heere
haben sich auf dieser im Frieden geschaffenen festen
Grundlage des deutschen Eisenbahnwesens vollzogen,
eine Tatsache, die, von keiner Seite in Zweifel gestellt,
den Beweis dafür liefert, daß friedliche und kriegerische
Zwecke sich nicht ausschließen, im Gegenteil nach
beiden Seiten segensreich wirken.“
Mit Heinrich von Treitschke spricht der Rcichs-
bankpräsident Havenstein, der aufs Trefflichste für
die wirtschaftliche Rüstung gesorgt hatte: „Darin liegt
die Hoheit des Krieges, daß der kleine Mensch ganz
verschwindet vor dem großen Gedanken des Staates.
In solchen Zeiten scheidet sich die Spreu von dem
Weizen. Was ist das für eine Verkehrung der Sitt
lichkeit, wenn man aus der Menschheit streichen will
das Heldentum.“
Nicht weit von diesem Ausspruch sehen wir die
charakteristischen Schriftzüge des General-Feldmar
schalls Paul von Hindenburg, der die Bitte der Stadt
Hannover, daß einige von seinen Truppen eroberte
Geschütze auf dem dortigen Waterloo-Platze aufge
stellt werden mögen, befürwortet. Und nach Hinden
burg kommen Morgen, Mackensen, Woyrsch,
Kl.uck, Lietzmann, Ludendorff, Beseler und
Emmich, Namen an die sich unverwelklicher Lorbeer
heftet. Natürlich hat auch die Marine hier ihren Ehren
platz: An der Spitze Großadmiral von Tirpitz und
nicht weit von ihm Graf Spee, der hier mit einem
Brief von Tsingtau vom 15. Juni 1914 erscheint. „In
Treue fest“ schreibt am 4. November 1914 Kapitän
leutnant Otto Weddingen.
Neben diesen Autographen der Großen unserer
Tage ziehen die historischen Stücke der Sammlung
die Aufmerksamkeit auf sich. Da begegnen wir den
Helden des Festungsbauwesens: Daniel Speckle, von
dem die deutsche Festungsbaumauer stammt, Gustav
Adolf von Schweden, der 1630 zum ersten Male Eisen
zur Panzerung im Festungsbau verwandte. Von Vau-
ban sehen wir den sorgfältig durchgeführten Grund
riß einer Umwallung. Mit dem Festungswesen ent
wickelte sich auch das Geschütz- und Geschoßwesen.
Ludwig IX. von Frankreich führte 1471 die eiserne
Kugel ein, Moritz von Sachsen 1740 die durchaus
nicht vergnüglichen Amusetten. Daneben grüßt uns
die zierliche Handschrift Henri Shrapnels, der 1807
das Schrapnellgeschoß konstruierte. Die ganze Familie
Krupp mit Peter Friedrich Wilhelm Krupp, der von
1753 bis 1795 lebte, bis herab zu Krupp von Bohlen
und Halb ach ist hier durch charakteristische Briefe
vertreten. Da sehen wir die Schriftzüge Friedrich
Krupps, der 1811 den ersten Gußstahl goß, ferner
Alfred Krupp, der 1840 durch seinen Tiegelstahl die
technische Welt in Erstaunen setzte, und endlich Krupp
von Bohlen und Haibach, der 1914 unsere Feinde durch
das 42-Zentimcter-Geschoß überraschte. Aber auch
August Encke, der 1855 die erste Anregung gab,. Guß
stahl zu Geschützrohren zu verwenden, Freiherr von
Uchatius, der 1856 den Uchatius-Stahl erfand,
Gruson (Hartgußgranaten), Wheitworth (Wheit-
worth-Kanone), Armstrong (Armstrong - Kanone),
Galling (Revolverkanone) und Berchere du Reffy
(Mitrailleuse) fehlen nicht.
Noch weit vielgestaltiger ist die Sammlung der
Autogramme der Erfinder der Handfeuerwaffen. Sie
wird eröffnet durch ein Schreiben des Herzogs von
Alba, der 1567 die Muskete erfand. Fürst Leopold
von Anhalt-Dessau, der 1730 den eisernen Ladestock
einführte, ist durch einen zierlichen Neujahrswunsch
an den Herzog von Sachsen-Gotha vertreten. Neben
der zierlichen Schrift Antoine Chassepots (Chassepot-
Gewehr 1858), die kräftigen Züge Paul und Wilhelm
Mausers, daneben Briefe von Franz von Dreyse,
Ludwig Löwe, Ferdinand von Mannlicher. Neben
dem Italiener Sobrero, der 1847 das Nitroglyzerin
erfand, der Friedensfreund Alfred Nobel, der Erfinder
des Dynamits. PaulViei 11 e und Robert C.Schüpphaus
können beide darauf Anspruch machen, rauchloses
Pulver erfunden zu haben. Werner Siemens ist hier
eingereiht worden, weil er zuerst 1848 im Hafen von
Kiel eine Minenzündung erfolgreich versuchte.
Die Grundlage für den modernen Schiffbau bildet
die Schiffsschraube, die Daniel Bernoully 1752 kon
struierte und von der er in einem Brief hier erzählt.
Robert Fulton, den man vor allem als den Erfinder
des Dampfschiffes kennt, schreibt an den französischen
Minister über sein Unterseeboot „Nautilus". Aber erst
Wilhelm Bauer sollte ein wirklich brauchbares Unter
seeboot konstruieren.
Ein breiter Raum ist der Luftschiffahrt gewidmet.
Montgolfier leitet hier die Reihe der Erfinder ein.
Graf Zeppelin, schreibt die bezeichnenden Worte:
„Wer seine Überzeugung der Mitwelt nicht zum Ver
ständnis bringen konnte, hat das Leben eines Narren
gelebt." August von Parseval bekennt, daß „der
erste Aufstieg des Parseval-Ballons in der „Ila“ vom
7. August 1909 eine bedeutungsvolle Etappe in der
Entwicklung seines Systems gewesen ist.“ Die Erfinder
der Flugzeuge, der Automobile kommen hier zu ihrem
Recht. Telegraphie und Telephonie — neben Reis,
Siemens, Maxwell, Edison, Bell, Hughes, Heinrich
Herz, Braun, Graf Arco — sind ebenfalls vertreten,
auch der Scheinwerfer und Fernrohre ist gedacht.
Das Scherenfernrohr, um dessen Ausgestaltung
sich Ernst Abbe und Paul Goertz verdient gemacht
haben, bilden den Schluß der überaus anregenden Aus
stellung.
Buddhistische Plastik.
In der Februarsitzung der Berliner Kunstgeschic.ht- j
liehen Gesellschaft sprach Herr Glaser über die
buddhistische Plastik in Ostasien.
Der Vortragende beleuchtete in erster Linie die
Schwierigkeiten, die der Aufstellung einer entwicklungs
geschichtlichen Reihe entgegenstehen. Sie sind einmal
begründet in unserer geringen Kenntnis der frühen
Phasen buddhistischer Kunst, von wo die fertigen
Formen nach dem Osten übertragen wurden, dann in
dem Fehlen eines, ausreichenden Materials für eine
Geschichte der chinesischen Plastik, für die an vielen
Stellen die japanischen Ableitungen ergänzend ein
zutreten haben. Man tut gut, von einer Scheidung
spezifisch chinesischer und japanischer Kunst zunächst
überhaupt abzusehen und vorerst von der Kunst Ost
asiens als einer Einheit zu reden.