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Internationale Sammler -Zeitung
Nr. 8
Auktionen.
Anfangs Mai. Wien. Dorotheum. Spezial-Auktion von
besserem und Kunstmobiliar, schönen, modernen Arbeiten in
Bronze, Porzellan, Glas, orientalischen Teppichen, besseren
Bildern, Stickereien, Spitzen, Elfenbeinschnitzereien und Silber.
10.Mai. Frankfurt am Main. F.A. C. Prest'el, Buchgasse 11 a.
Gemälde erster deutscher Meister des 14. Jahrhunderts und
andere Werke von Achenbach, Böcklin, Louis Corinth, Haber
mann, Haider, Lenbach, Liebermann, Menzel, Oberländer,
Segantini, Stäbli, Thoma und Uhde.
München. 11. und 12. Mai. Galerie Helbing, Antiqui
täten, Keramik, Glas- und Metallarbeiten, Ausgrabungen,
ostasiätische Kunstgegenstände, Möbel, Bilder, Stiche,
Bücher usw. aus dem Besitze Bildhauer J. G. in M. u. a.
Mai, Aachen. Anton Creutzer vorm. M. Lempertz.
II. Teil einer Sammlung aus vornehmem Aachener Privatbesitz:
Gemälde, Aquarelle, Handzeichnungen, Stiche, Antiquitäten
aller Art, Möbel usw.
Literatur.
* Die Londoner Guildhall-Holzschnitte. Die Gra
phische Gesellschaft in Berlin, die von Max J. Friedländer,
Paul Kristeller und Max Bchrs geleitet wird, gibt als neueste
Veröffentlichung soeben die Holzschnitte heraus, die die
Guildhall in London besitzt. Es ist eine kleine Reihe von
Holzschnitten und Schrotblättern des 15. Jahrhunderts, die
aus W. H. Willshires Sammlung stammen. Der Leiter des
Kupferstichkabinetts des Britischen Museums, Campbell Dodg-
son, einer der besten Kenner des alten deutschen Holz
schnittes, hat die Veröffentlichung durch die deutsche Gesell
schaft vorgeschlagen. Es sind fast alles Blätter deutscher Her
kunft, Passionsdarstellungen und Heilige. Nun läßt es der Krieg
nicht möglich erscheinen, den Text von Dodgson zu erhalten
und in absehbarer Zeit zum Aubdruck zu bringen. Die Gesell
schaft gibt daher vorläufig nur die von Dodgson überwachten,
vorzüglich geratenen Lichtdrucke heraus.
* Aus dem Nachlaß von Karl Giehlow. Dr. Karl
Giehlow, der ausgezeichnete Kunstforscher, der vor zwei
Jahren in Paris verstarb, hat, zum Teil schon im Druck, einige
größereUntersuchungen über Dürer und mit ihm in Zusammen
hang stehende Fragen der Renaissancekultur hinterlassen, die
der Wiener. kunsthistorische Freundeskieis Giehlows in diesen
Tagen herauszugeben beginnt. Das eine Werk ist eine Arbeit über
Dürers „Melancholie“ und den Humanistenkreis, der sich um
Kaiser Maximilian scharte. Das andere Werk, das Arpad
Weixlgärtncr jetzt im Jahrbuch der Kunsthistorischen
Sammlungen des österreichischen Kaiserhauses herausgibt,
weist in überraschender Weise die Hieroglyphen künde des
Humanismus in der Allegorie der Renaissance nach, besonders
in der Ehrenpforte Maximilians I., diesem Riesenungetüm der
Stecherkunst, das Dürer mit einigen anderen Künstlern bear
beitet hat. Giehlow ist auf dem Wege dieser Untersuchungen zur
Entdeckung einer bisher unbekannten, von Dürer illustrierten
Handschrift gekommen. Es handelt sich um ein Manuskript der
Hieroglyphica des Horapollon, jener antiken Schrift über die
Hieroglyphen, die diese Zeichen als reine Bilderschrift erklärt
und damit die Enträtselung der ägyptischen Schriftzeichen bis
in die neuere Zeit auf eine falsche Fährte geleitet hat. In einem
Kodex, den die Wiener Hofbibliothek besitzt, übersetzt nun
Dürers Humanistenfreund Willibald Pirkheimer den Hora
pollon ins Lateinische, und eingefügt sind in die Handschrift
Hieroglyphenbilder von. deutlich Dürcrischem Charakter. Das
Wiener Manuskript ist nur eine Abschrift, und so sind die
Zeichnungen auch nur Kopien nach Originalen Dürers, bis auf
zwei, in denen die Hand des Meisters selbst ein paar Tierbilder
Umrissen hat: einen Basilisken und einen Phantasievogel. Auch
einzelne der eigenhändigen Vorlagen Dürers für diese Illustra
tionen hat Giehlow wiedergefunden: Tiere, Könige, ein Mann,
der ein Stundenglas verschlingt — als Sinnbild der rinnenden
Zeit. Und das Titelblatt der Wiener Handschrift kopiert
Dürers Entwurf zur Ehrenpforte Kaiser Maximilians in dem
Teil wo der Kaiser wie ein Bändiger zwischen den verschiedenen
Tieren und Zeichen sitzt und den gallischen Hahn mit Füßen
tritt: ein Mysterium der alten ägyptischen Buchstaben, her-
kommend von dem König Osiris, wie Maximilians Hofhistorio
graph sagte. Indem Giehlow zum ersten -Male' zum Verständnis
dieser bisher für astrologisch gehaltenen phantastischen ägypto-
logischen Bilder kommt, gewinnt er in seiner großen Unter
suchung neues Licht für einen bis jetzt unbeachteten Kultus
der Renaissance, eben den mit Ägyptens Hieroglyphen. Alle
die so üppig wuchernde emblematische Darstellungsweise in
Dichtung und Kunst der Renaissance hat in diesen Versuchen
einer hieroglyphischen Bilderschrift ihren Ursprung.
Neue Kataloge.
* Rudolph Lepkes, Kunstauktionshaus Berlin W. Auk
tions-Katalog 1720. Antiquitäten, darunter Fayencen, Samm
lung Dr. Herbst (Bremen), Nachlaß der Familie Nicolas
(Charlottenburg) und Beiträge aus verschiedenem Besitz.
(907 Nummern.)
* Richard Bertling, Dresden, Lagerkatalog Nr. 77. Aus
wahl wertvoller Bücher aus allen Gebieten der Literatur und
Kunst. (461 Nummern.)
An unsere geschätzten Abonnenten!
Wegen eingetretener Störungen hätte sich das
Erscheinen der zweiten April-Nummer derart ver
zögert, daß sie nur in einem ganz kleinen Abstand
von dieser Nummer erschienen wäre. Wir haben uns
infolgedessen entschließen müssen, die Nummer ganz
ausfallcn zu lassen. Wir bitten unsere geschätzten
Abonnenten, dies entschädigen zu wollen. Als Ersatz
werden wir demnächst eine reich ausgestattete
Doppelnummcr eil,schalten.
Die Verwaltung
der
„Internationalen Sammler-Zeitung“.
Briefkasten.
R. L. in K. Die weiße Marke ist älter.
Alfons J., Ragusa. Sammelberechtigt im eigentlichen
Sinne nicht, doch sammelt schließlich jeder, was er will.
Sal. K. Ungefähr 5 Kronen.
Philatelist, Graz. Die Marke notiert 4 Kronen.
Antiquar u. Kunsthändler FRANZ MALOTA
Wien, IV. Wiedener Hauptstraße 22. Telephon 11739
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(auch auswärts). Streng reelle Schätzung und entgegen
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Permanente Ausstellung im eigenen Kunstsalon.