Seite 132
Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 9
Künstlern entworfen. Die Vignette des 1 Kopekenwertes zeigt
eine kriegerische Gestalt im russischen Nationalkostüm, den
russischen Nationalheiligen Ilia von Mürom. Auf der 3 Kopeken-
Marke ist ein moderner Kosak dargestellt; die 7 Kopeken-
Marke zeigt eine Allegorie des heiligen Rußland, das die Kinder
der für das Vaterland kämpfenden Soldaten unter seinen
Schutz nimmt. Die letzte Klasse dieser neuen Marken, die
10 Kopeken-Marke, weist eine Darstellung des heiligen Georg
auf, der mit dem Drachen kämpft. Die Marken werden um
eine Kopeke höher, als ihr eigentlicher Wert ist, verkauft,
und die dadurch erzielte Summe wird zugunsten der
Witwen und Waisen der russischen gefallenen Krieger
verwendet. Die Marken sind bisher sehr selten und werden von
englischen Sammlern eifrig gesucht.
(Zur Eröffnung des Panamakanals.) Die
Panama-Republik hat einen Satz schöner Erinnerungs
marken aus Anlaß der Eröffnung des Panamakanals aus
gegeben, und auch das unter der Verwaltung der Vereinigten
Staaten befindliche Gebiet, die sogenannte Kanalzone, wird
diese Marken verwenden mit dem Aufdruck ,,Canal-Zone“
in blau. E>ie Marken mit Aufdruck stammen aus den New-Yorker
Werkstätten . der amerikanischen Banknoten-Gesellschaft und
zeigen vortefflich gelungene Vignetten. Die Zeichnungen sind
bei den vier verschiedenen Werten verschieden, beziehen sich
auf den Anlaß, aus dem die Marken ausgegeben werden, und
sind in schwarz gedruckt mit einer Schmuckumrahmung in
verschiedenen Farben. Die 1 Centesimo-Marke in grün und
schwarz zeigt eine Miniaturkarte des Kanals; auf der 2 Cente
simo-Marke, die in karminrot und schwarz ist, erblickt man
den Entdecker des Panamakanals, Balboa, wie er, knietief
im Meer stehend, im Namen des spanischen Königs vom Stillen
OzeanBesitz ergreift; die 3 Centesimo-Marke in blau und schwarz
zeigt die Kanalsperre von Gatun und die 10 Centesimo-Marke
in orange und schwarz bietet eine Ansicht des Culebra-Durch-
stiches dar. Die Marken werden nur in beschränkter Anzahl
ausgegeben; nach Anweisungen der amerikanischen Regierung
ist die Zahl für jeden Wert auf eine halbe Million angesetzt.
Der einzelne Käufer erhält nicht mehr als hundert Marken
von jeder Klasse, und es ist verboten, nicht entwertete Marken
mit der Post an Leute zu schicken, die nicht in der Kanalzone
oder in der Panama-Republik wohnhaft sind.
Uhren.
(Eine neue Kunstuhr.) Aus Glashütte wird uns
geschrieben: Eine Kunstuhr wird jetzt in der- Deutschen
Uhimacherschule gebaut. Das Werk soll die berühmte Uhr
des Straßburger Münsters bei weitem übertreffen. Ein großer
Teil der erforderlichen Zeichnungen und astronomischen
Berechnungen ist bereits fertig. Die Uhr enthält ein voll
ständiges Kalendarium, das auf mehrere Jahrhunderte genau
bearbeitet ist, eine Konstruktion, die besonders schwierig
ist, wenn man bedenkt, daß zur Festhaltung aller Mond
stellungen allein 19 Jahre Beobachtung notwendig waren.
(Uhrensammler und -liebhaber) dürfte es inter
essieren, daß der in Sammlcrkreiscn bestens bekannte Uhr
macher Alexander Grosz seine bisher Wien, 1., Färbergasse 10,
befindliche Werkstätte für stilgerechte Reparatur antiker
Uhren nach Wien, I., Wipplingerstraße 22, Hochparterre,
verlegt hat. Die reichhaltige Sammlung des Herrn Grosz
enthält unter vielen schönen Dekorationsuhren jeder Stilart
auch hervorragende Stücke der Renaissance, Taschenuhren,
^Sonnenuhren usw., auf die wir Sammler aufmerksam machen
und die Herr Grosz stets in liebenswürdiger Weise zu zeigen
und zu erklären bereit ist.
Verschiedenes.
(Dr. Alfred v. Wurzbach.) In Wien starb der Kunst
historiker Dr. Alfred Ritter v. Wurzbach-Tannenberg, der
sich besonders als ausgezeichneter Kenner der älteren nieder
ländischen Malerei eines bedeutenden Rufes erfreute. Sein
Lebenswerk, welches er in mehr als dreißig Jahren mit uner
müdlichem Fleiß zu Ende geführt hat, ist das „Niederländische
Künstlerlexikon“, erschienen in drei mächtigen Bänden,
1906 bis 1911. Es bewältigt einen ungeheuren Stoff zum ersten
mal in kritischer Weise und ist jedem, der sich auf diesem
Gebiete orientieren will, ein unentbehrliches Handbuch. Unter
seinen zahlreichen übrigen Werken sind besonders die „Ge
schichte der holländischen Malerei“, die „Rembrandtgaierie“,
die „Goldene Bibel“, die „Meister der niederländischen und
spanischen Schule" und die „Französischen Realer des 18. Jahr
hunderts“ in weite Kreise gedrungen. Dr. von Wurzbach
besaß auch eine wertvolle Kupferstichsammlung, die vom
5. bis 10. Februar 1912 bei Halm & Goldmann in Wien
versteigert wurde. Ein Artikel über die 1576 Nummern um
fassende Sammlung wurde in der Nummer der „Internatio
nalen Sammlerzeitung“ vom I. Februar 1912 (4. Jahrgang,
Nr. 3, S. 41) veröffentlicht.
(Leo Liepmannssohn.) Im Alter von 76 Jahren ist
kürzlich in Berlin der Antiquar Leo Liepmannssohn
gestorben. Er zählte zu den bekanntesten und gcachtetsten
Persönlichkeiten seines Standes und war als besonderer Kenner
der Musikliteratur auch in musikwissenschaftlichen Kreisen
außerordentlich geschätzt. Leo Liepmannssohn, der aus Lands
berg a. W. stammte, hatte sein Antiquariat im Jahre 1866 in
Paris begründet. Während des Krieges ließ er sich in Berlin
nieder, war zunächst Teilhaber von Ashcr und gründete dann
ein eigenes Antiquariat, das er bis 1903 geführt hat. Liepmanns
sohn war übrigens einer von den ersten, der den jungen Maler
Max Klinger gefördert hat. Klinger widmete ihm aus Dank
barkeit ein meisterliches Exlibris.
(Eine Pausinger-Aus Stellung.) Aus Salz
burg wird uns geschrieben: Der Salzburger Kunstverein
wird in der Zeit vom 22. Mai bis einschließlich den
13. Juni d. J. im Künstlerhause eine Gedächtnisausstellung
des überaus künstlerisch wertvollen und interessanten Nach
lasses des kürzlich in Salzburg, der Stätte seines Wirkens,
entschlafener; akademischen Tier- und Jagdmalers Franz
v. Pausinger veranstalten. Der Salzburger Kunstverein
stattet hiedurch an seinem langjährigen Präsiden tenstellVer
treter, der seit über 30 Jahren mit den Geschicken des Vereines
enge verwachsen war, eine Dankesschuld ab. Die Leitung des
Vereines pflog mit den Hinterbliebenen des verstorbenen
Künstlers die diesbezüglichen Verhandlungen, die dank dem
Entgegenkommen der Familie v. Pausinger zu einem günstigen
Resultate führten. Die Ausstellung wird in den beiden Ateliers,
welche der Verblichene im Künstlerhause innehatte, ins Werk
gesetzt werden, und es gibt sich schon jetzt großes Interesse
für dieselbe kund. Ein Teil der hinterlassenen Kunstwerke, als
Ölgemälde, Kohlenzeichnungcn usw., ist verkäuflich.
(Skandinavische Graphik in Berlin.) Man berichtet
der „Frkf. Ztg.‘ aus Berlin: In der modernen Abteilung des
Kupferstichkabinetts ist jetzt aus den Beständen der Sammlung
eine bedeutende Ausstellung skandinavischer Graphik
zu sehen. Eine Kunst, deren intimer Kenntnis wir uns von je
rühmen dürfen, die wir uns nicht weniger als die nordische
Literatur, als die Werke der Ibsen, Björnson, Strindberg,
Hamsun oder Jensen, zu eigen gemacht haben. Die Meister alle,
von denen Radierungen und Steindrucke hier wieder einmal
zusammen gezeigt werden, die Zorn, Kroyer, Munch,
Skovgard, Zoir, Larsson, haben seit langem in Deutschland
tieue Gemeinden. Es gab wohl keine bedeutendere Ausstellung
des deutschen Impressionismus, bei der das virtuose Tempera
ment eines Zorn oder die feine Charakterisierungsgabe eines
Kroyer nicht an erster Stelle vertreten gewesen wäre. Um