Nr. 9
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 129
Die deutsche
Auf der Hauptversammlung des Börsevereines der
deutschen Buchhändler zu Leipzig ist beschlossen
worden, die bisher von der Buchhandlung J. C. Hin-
richs in Leipzig herausgegebenen Bibliographien
für 300.000 Mark anzukaufen und im eigenen Ver
lage fortzuführen.
Es handelt sich dabei um eine ganze Reihe von
Unternehmungen, zum Teil von ehrwürdigem Alter,
die für jeden Buchhändler und Bibliothekar, wie für
alle, die irgendwie bibliographische Arbeiten auf dem
Gebiete der im deutschen Buchhandel erschienenen
Schriften aller Gattungen vorzunehmen haben, das
unentbehrliche Handwerkzeug bilden. Von Hinrichs’
Halbjahrskatalog liegt bereits die 233. Fortsetzung,
das zweite Halbjahr von 1914 umfassend, vor. Der
erste Band, mit den Schriften von 1797 einsetzend,
erschien 1798. Das Wöchentliche Verzeichnis, das auch
die vorbereiteten Neuigkeiten verzeichnet, erscheint
seit 1842, ein Vierteljahrskatalog seit 1846. Endlich
übernahm der Verlag noch den von Älbr. Kirchhoff
mit dem Jahre 1851 begonnenen Fünfjahrkatalog,
von dem zuletzt ein Dreijahrband (1910 bis 1912)
herauskam. Noch vor zwei Jahren erfuhren die dem
Halbjahrskatalog beigegebenen Schlagwortregister eine
durchgreifende Veränderung und Verbesserung da
durch, daß unter jedem Stichwort statt der bloßen
Hinweise auf den eigentlichen Katalog die zugehörigen
Büchertitel selbst mit Verleger und Preis angegeben
wurden. Hinrichs bearbeitete ferner für das „Börsen
blatt des deutschen Buchhandels“ die tägliche Über
sicht der Neuerscheinungen und Ankündigungen auf
Grund der von den Verlegern gelieferten Angaben.
Mit seinem Mehrjahrskatalog stand nun Hinrichs
weder als der erste noch als der einzige auf dem Plan.
Schon seit 1812 besaßen w T ir das Allgemeine Bücher-
Lexikon von Heinsius, das die Literatur von 1700
an verzeichnete und mit dem 19. Bande (1889 bis 1892)
einging. Daneben erschien seit 1834 bei Weigel, später
bei Tauchnitz in Leipzig Kaysers Vollständiges
Bücher-Lexikon, mit 1750 einsetzend, neuerdings vier
jährige Zeiträume umfassend, seit 1891 bis 1894 mit
Schlagwortregistern. Nur in Form des Schlagwort
katalogs ordneten Georg und Ost, mit dem Jahre 1883
beginnend, die Büchertitel, gaben aber ihr Unternehmen
mit dem 7. Bande, der bis Ende 1912 reicht, auf. So
bestanden jetzt von Mehrjahrskatalogen nur noch der
vierjährige Kayser und der zuletzt dreijährige
Hinrichs, der sich von jenem durch gekürzte Wieder
gabe der Titel unterschied, aber für sich den Anspruch
quellenmäßiger Arbeit erhob und sogar in der Klage be
hauptete von jenemwiderrechtlichausgebeutet zuwerden.
Bibliographie.
Den Anlaß, diesem unerfreulichen Verhältnis ein
Ende zu machen, gab die Begründung der Deutschen
Büchereiin Leipzig. Sie hat satzungsgemäß die gesamte
vom 1. Jänner 1913 an erscheinende deutsche und
fremdsprachige Literatur des Inlandes und die deutsche
Literatur des Auslandes zu sammeln und nach wissen
schaftlichen Grundsätzen zu verzeichnen. Da nun durch
das einmütige Zusammengehen der Verlagsbuchhändler
der vollständige Eingang des Bücherstoffes ziemlich
gesichert ist, so ist damit für eine ganz lückenlose
deutsche Bibliographie eine Grundlage gegeben, die
vomBörsenverein ausgenutztwerden soll. ImZusammen-
hange damit haben schon seit längerer Zeit Verhandlun
gen und, man darf wohl sagen, Kämpfe stattgefunden,
die auch nach außen hin zum Ausdruck kamen. So
zeigte kürzlich der Börsenverein an, daß in seinem
Verlage die Fortsetzung des Kayserschcn Lexikons,
bearbeitet von seiner Bibliographischen Abteilung,
im Laufe dieses Jahres erscheinen werde, während
gleichzeitig Hinrichs das künftige Forterscheinen seines
Mehrjahrslexikons ankündigte. Das letztere wird aber
unmehr nach dem eingangs erwähnten Beschlüsse
eingehen. Seine Vorzüge werden voraussichtlich in
dem neuen „Kayser“ erhalten bleiben. Er soll nach
Ankündigung des Börsen Vereines neben den täglichen
bibliographischen Mitteilungen des Börsenblattes die
Einrichtungen der Deutschen Bücherei verwerten,
wodurch eine erheblich größere Vollständigkeit erzielt
sein soll.
Die obenerwähnte Hinrichssche Reform des Schlag
wortregisters ist, wie das versandte Probeblatt des
neuen Lexikons zeigt, von gutem Einfluß gewesen.
Als Vorzug wird noch gerühmt, daß das Werk in Fraktur
und Antiqua gedruckt wird, entsprechend der Schrift
art der verzeichneten Bücher. Der Nutzen dieser urkund
lichen Genauigkeit, auf die unsere wissenschaftlichen
Bibliothekskataloge längst verzichtet haben, ist sehr
fragwürdig. Vermutlich soll Ausländern, die die Fraktur
schrift nicht lesen können, oder solchen Landsleuten,
die sich vor der Antiqua bekreuzigen, ein warnender
Wink gegeben werden. Das läßt sich aber, wenn es denn
sein muß, ebenso gut durch Hinzufügung eines Zeichens
erreichen, ohne die Einheitlichkeit des Satzbildes, zu
zerreißen und dabei noch den Satz zu verteuern. —
Zu begrüßen ist jedenfalls, daß fortan nicht mehr in
bedauerlicher Energie- und Geldvergeudung derselbe
Stoff in wesentlich derselben Weise an zw r ei Stellen
bearbeitet wird. Lind auch ohne den bisherigen unwirt
schaftlichen Wettbewerb wird die Deutsche Buchhänd
ler-Bibliographie ihren wohlverdienten Ruf behaupten,
die beste der Welt zu sein.
Die Briefmarkenausstellung in Zürich.
Man schreibt uns unter dem 12. Mai aus Zürich:
Die heute im Helmhause eröffnete Brielmarkenaus-
stellung hat, wie bei den dermaligen politischen Verhältnissen
nicht anders zu erwarten war, den spezifischen Charakter
einer internen Veranstaltung. Sie ist einzig und allein von
Mitgliedern des Schweizer Philatelisten Vereines Zürich be
schickt. Vorherrschend sind denn auch die Schweizer Marken,
doch sind das übrige Europa und das überseeische Ausland
reich vertreten.
Was an alten Schweizer Marken ausgestellt ist,
sind fast durchgehends Stücke der allerfeinsten und selten
sten Art. Die Mitte der vierziger Jahre des vorigen Jahr
hunderts zur Ausgabe gelangten Kantonalmarken sind alle
in großer Reichhaltigkeit vorhanden, so Zürich 4 in Einzel
stücken und auf Brief mit senkrechten und wagrechten Unter
drucklinien, Zürich 6, Basler Täubchen usw.; der Kanton
Genf ist mit den seltenen Doppelgenf — heutiger Preis über
1000 Franken das Stück — hervorragend vertreten. Dazu