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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
8. Jahrgang.
Wien, 1. Jänner 1916.
Nr. 1.
Österreichische Plakatkunst.
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Der Titel, den wir diesen Zeilen voranstellen, wird
manchen unserer Leser befremden. Österreichische
Plakatkunst? Gibt es wirklich so etwas? Dr. Ottokar
Mascha, der bekannte
Ropsforscher, bejaht diese
Frage auf das kräftigste.
Den Beweis erbringt er
in lückenloser Weise in
einem in jeder Hinsicht
prachtvollen Werke, das
er mitten im Kriege im
Kunstverlage J. Löwy
in Wien erscheinen ließ.
(„Österreichische Plakat
kunst“, 124 Seiten Text,
21 Farbentafeln und 176
Vollbilder und Textillu
strationen,)
Es ist natürlich kein
Zufall, daß dies Buch —
das erste Werk über
diesen Gegenstand —
von einem Sammler ge
schrieben wurde. Wer
anderer wäre dazu befähigt,
als ein Mann, der wie
Dr. Mascha seit vielen
Jahren mit wahrem
Ameisenfleiß Künstler-
plakatezusammengetragen
und eine Kollektion zu
stande gebracht hat, die
bereits über 4000 Stücke
enthält, darunter die
seltensten und wertvollsten
Inkunabeln und andere
Perlen der Plakatkunst
aller Länder und aller
Nationen ? (Zu einem,
allerdings sehr kleinen
Teile war diese Samm
lung in -der Wiener
Sezessions-Ausstellung des
Jahres 1912 zu sehen.) Ja, man kann nur dem Direktor
des Landesgewerbemuseums in Stuttgart, Professor
Dr. Gustav Pazaurek zustimmen, der in den
„Mitteilungen des Vereines deutscher Reklame
fachleute“ (Jahrg. 1915, Heft 8/9) von Doktor
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Fig. 1.
L. Mohn, Lithographie, „Große Realitäten- und Geldlotterie
Radetzkystiftung 1852.
Mascha bemerkt: „Dr. Mascha war die richtige,
ja geradezu einzige Persönlichkeit, die die keineswegs
leichte Aufgabe einer möglichst objektiven Schilderung
der österreichischen Pla
katkunst zu bewältigen
vermochte.“
Wahrend in Deutsch
land, Frankreich, Belgien,
England, Italien und
Nordamerika zahlreiche
Werke schon seit lange
bestehen, die diesen neue
sten Zweig der graphischen
Künste behandeln, war
über die österreichische
Plakatkunst bisher noch
kein einziges Werk vor
handen und Dr. Mascha
hatte naturgemäß mit
allen jenen Schwierigkeiten
zu kämpfen gehabt, die
sich jedem Erstlingswerke
entgegenstellen. Sponsels
„Das moderne Plakat“ hat
im Jahre 1897 das öster
reichische Plakat ebenso
stiefmütterlich behandelt
wie Meyer - Gräfe in
G. Boutets „Les Affiches
Etrangeres“. Auch in
Walter von ZurWestens
„Reklamekunst“ 1903
finden sich nur sehr spär
liche Angaben über diese
Kunstform in Österreich,
Der Hinweis darauf, daß
schon zur Zeit Gavarnis,
als es überall nur Schwarz
drucke unter den Plakaten
gegeben hatte; in Öster
reich Blasius Höfel als
Erster hier schon um 1835
herum Plakate in viel
farbigem Holzschnitt hergestellt hat, ist ein Verdienst
des vorliegenden Buches, dem die Spezialstudien
von J. Wünsch über diesen Künstler allerdings
vorangegangen waren. Dr. Maschas Buch ist ein
kunstgeschichtliches Werk, nicht etwa ein