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Internationale Sammler-Zeitung
(Auffindung eines alten Stadtsiegels.) Das alte ;
Kolberger Stadt- und Geheimsiegel ist von dem dortigen
Stadtbaurat Dr. Goebel aufgefunden worden. Man vermutet,
daß es aus dem 14. Jahrhundert stammt.
(Keine Kunstausstellung in Venedig.) Aus Lugano
wird uns gemeldet: Die Stadtverordnetenversammlung von
Venedig hat beschlossen, die 12. internationale Kunstaus
stellung im Jahre 1916 nicht abzuhalten. Der Magistrat
hatte die Abhaltung mit der Begründung beantragt, cs solle
der Welt das unerschütterliche Vertrauen der Venezianer
auf den Sieg der italienischen Waffen gezeigt werden.
(Preisausschreiben für Spitzen- und Stickerei
entwürfe.) Zur Förderung des Heimgewerbes in Elsaß-Loth
ringen erläßt der Elsässisch-Lothringische Kunstgewerbe
verein einPreisausschreiben für Spitzen- und Stickerei-Entwürfe.
Es kommen zur Verteilung Preise im Gesamtwerte von M 700.
Es werden verlangt Entwürfe für Perlstickereien, Weißsticke
reien aller Art, handgenähte Spitzen und Netzarbeiten (Filets).
Alles dieses in der heutigen Geschmacksrichtung, auf Grund
alter elsässischer und lothringischer Motive.
(Archäologische Funde.) Tn Saint-Acheul ist, wie in
der letzten Sitzung der Academie des Inscriptions mitgeteilt
wurde, eine gallo-römische Brunnenanlage aufgedeckt worden,
die durch ihre ganz außerordentlichen Dimensionen beachtens
wert ist. Weist doch der Brunnen an seiner Öffnung einen
Durchmesser von 8-5 m auf und reicht 37 m tief in das Erdreich
hinab. — Bei Carthago hat der Pater Delattre Überreste
einer Basilika aus der christlichen Zeit und mehrere Hunderte
von christlichen Inschriften entdeckt. Daneben fand er auch
noch einige heidnische Inschriften, die zu einem Tempel der
„Securitas" gehörten. — Auf der Akropolis in Athen sind
kürzlich die Arbeiten der Archäologischen Gesellschaft, die
unter dem Patronat des Königs Konstantin steht, an dem
„Kekropion“ vollendet worden, dem Grabmal der ersten
sagenhaften Herrscher von Hellas.
Museen.
(Erwerbungen der Münchener Galerien.) Von dem
im Felde befindlichen Dachauer Maler Hans von Hayek hat die
Direktion der staatlichen Galerien in München von der dor
tigen Sezession ein größeres Werk erworben, das ein Bild aus
dem zerschossenen Ennetieres wiedergibt. Gleichzeitig wurde
auch ein Bildnis Hayeks von der Hand Leo Sambergers von
den Staatsgalerien angekauft. Ferner erwarb der Staat das
Bild seines Burschen Thomas von dem Münchner Maler Konrad
Ho m mel.
(Das Pelizaeus-Museum in Hildesheim.) Das größte
deutsche Museum für ägyptische Altertümer nächst dem
Berliner ist. das Hildesheimer Pelizaeus-Museum. Der
Direktor Dr. G. Boeder hat soeben einen illustrierten Führer
durch dieSammlungen herausgegeben. Mit seinem gegenwärtigen
Bestände ist das Museum eine der bedeutendsten deutschen
Sammlungen von Altertümern aus Ägypten; durch verschie
dene einzigartige Stücke gehört es zu den wichtigsten in Europa.
Es enthält nur Originale, abgesehen von den farbig getönten
Gipsabgüssen im Treppenhaus, die hervorragende Kunst
werke anderer Museen vorführen. Die Denkmäler des Museums
erstrecken sich über alle Epochen, von den primitiven Anfängen
in der Frühzeit über die Blüteperioden des Pharaonenreiches
hinweg bis zur die christliche Zeit hinein. Einerseits ist der
ägyptische Stil durch Werke aller Art reich vertreten, anderer
seits wird die rein griechische Kunst durch plastische und
kunstgewerbliche Arbeiten repräsentiert; daneben ist eine
Keihe von Denkmälern wertvoll für den griechisch-ägyptischen
Mischstil. *—' Im einzelnen enthalten die Sammlungen aus
dem alten Reich Statuen, Reliefs, Särge und Totenbeigaben;
aus der griechischen Zeit Büsten, Kleinkunst, Gläser, Terra
kotten. Ferner ägyptische Stolen, Stoffe, Totenpapyri, Bronze-
und Fayencefiguren. Der vorliegende Führer enthält neben
der Beschreibung der Gegenstände kurze kunst- und kultur
geschichtliche Erläuterungen.
Vom Kunstmarkt.
(Versteigerung großer Theater- und Musik
sammlungen.) . Aus Leipzig wird uns geschrieben: Nach
mehr als einjähriger Pause brachte das Versteigerungsinstitut
von Oswald Weigel als ei'stes in Leipzig wieder eine Bücher
versteigerung, die drei Tage dauerte und sehr günstige Er
gebnisse erzielte. Die Beteiligung der Käufer war ebenso groß
wie in Friedenszeiten. Neben den Privatkäufern waren auch
Maiseen und Bibliotheken vertreten. Sehr bemerkenswert ist
es, daß auch aus dem Felde viele Bestellungen eingelaufen
waren. Versteigert wurden reichhaltige Büchersammlungen
zur Geschichte des Theaters und der Schauspielkunst, illu
strierte Werke, Bücher zur Kostümkunde, Musik und Musik
geschichte, vornehmlich aus den Bibliotheken der verstor
benen Herren Musikdirektor Professor Wilhelm Langen
bach zu Essen und Max Plock, vormals Direktor des Konser
vatoriums der Musik zu Braunschweig. Sehr umworben wurden
die Handschriften von Schulschauspielern der Jesuiten aus
dem 17. Jahrhundert in deutscher und lateinischer Sprache,
die das Germanische Museum in Nürnberg für M 265 erstand.
Die handschriftliche Selbsjtbiographie des Bremer Theater
direktors Dr. Schütte wurde von der Bremer Stadtbibliothek
für M 200 erworben. Das Stammbuch des Augsburger Kom
ponisten und Musikschriftstellers Dr. Schletterer, das
Eintragungen von Max Bruch, Vieuxtemps, Hoffmann von
Fallersleben, Spobr, d’Albert, A. Malibran u. a. enthält, ging
für M 250 in Privatbesitz. Die Ode an Friedrich den Großen von
M. S. G. Langen ,,Die besiegten Heere“, aus dem Jahre 1758,
brachte M 43—. Der ,, Almanac Americain“ von 1802 brachte
wegen vier kolorierter Pariser Kostümbilder M 60-—•. Es
wurde festgestellt, daß von unseren Feldgrauen auf dieser
Versteigerung durchweg ernste, gediegene Literatur gekauft
wurde.
(Ölgemälde und Aquarelle unserer Zeit.) Bei der
am 16. November durch Rudolph Lepke in Berlin durch
geführten Auktion von Ölgemälden und Aquarellen
unserer Zeit wurden folgende Preise erzielt: Nr. 3, J. Arpa,
Partie aus der Umgebung von Sevilla, Holz, bez., M 21; Nr. 4,
Carl Hartmann, Bauernfamilie auf einer Wiese ruhend,
M 40; Nr. o, J. Brunelli, Landschaft mit großen Baum
gruppen, Leinwand, signiert, M 45; Nr. 6, J. Brunelli, Wald
partie mit Blick auf ein Haus, Leinwand, signiert, M; 43;
Nr. 7, A. Krausche, Bildnis Richard Wagners, Holz, signiert,
M 51; Nr. 8, Bruno Pinkow, Weibliches Brustbild mit Haube,
Malpappe, signiert, M 30; Nr. 9, E. Dittmann, Kuh, Schafe
und Ziege am Seeufer, Leinwand, monogrammiert, M 30;
Nr. 11, T. Otto, Winterlandschaft mit Bauerngehöft zwischen
Bäumen, Holz, monogrammiert, M 32; Nr. 12, Luise Jansen,
Schloß Runkel an der Lahn, Leinwand, signiert, M 100; Nr. 13,
J. Brunelli, Die Amper bei Dachau, Leinwand, M 125;
Nr. 14, F. Hess, Waldlandschaft mit Faun und Nymphe,
Leinwand, signiert, M 62; Nr. 15, A. Moeller, Drei Kühe
in einer Landschaft stehend, Leinwand, signiert, M 58; Nr. 16,
E. Pieters, Niederländische Bäuerin im Mantel an einem
Kamin sitzend, Holz, rechts unten signiert, M 55; Nr. 17,
F. Brissot, Fünf Schafe in einem Stalle bei der Futterraufe,
bez., M 120; Nr. 18, J. II. Moser, Regenstimmung in London,
links unten monogrammiert, M 92; Nr. 19, G. Eilers, Kreuz
gang aus dem Kloster Walkenried im Harz, Aquarell, signiert,
M 225; Nr. 20, H. von Bartels, Abend in einer holländischen
Bauernstube, Gouache auf Malpapjie, M 950; Nr. 21, R. Fuchs,
Karawane bei gestirntem Himmel auf dem Marsch, Holz,
signiert, M 50; Nr. 22, Wold. Friedrich, Inneres einer Krypta
mit Blick auf den Altar, monogrammiert, M 30; Nr. 23,
J. Exter, Junger Mann und junge Frau unbekleidet in einer
Landschaft stehend, Leinwand, signiert, M 400; Nr. 24,
J. Bernardi, Eichenwald mit weidender Rinderherde, Lein
wand, bez., M 410; Nr. 25, M. Rabes, Herbststurm, Leinwand,
signiert, M 265; Nr. 26, R. Edenliofers, Zur Blütezeit,
Pastell, signiert, M 100; Nr. 27, R. Edenhofer, Birken im