Nr. 1
Internationale Sammler- Zeitung
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Papiere mit Wasserzeichen.
Eine sehr merkwürdige Sammlung ist vor kurzem in den
Besitz des Deutschen Museums übergegangen. Durch die
bayerische Sektion der Papiermachergenossenschaft und die
Berqühungen von Kommerzienrat Dr. Härlein (München-
Gauting) ist die insgesamt 1018 Blätter umfassende Sammlung
von Papieren mit Wasserzeichen von dem Sammler Professor
Kirchner in Chemnitz für das Museum erworben worden.
Diese Sammlung unbedruckter, unbeschriebener Papiere
besitzt für den Laien, der in leeren Blättern meist nichts sieht
als eben leeres, nichtssagendes Papier, vielleicht weniger
Reiz als für den Kenner, Schwärmer oder Dichter, dem es
ein Genuß ist, auf kostbarem Stoffe köstlichen Empfindungen
seiner Seele Ausdruck zu verleihen.
kannt, auch wurden noch im 14. und 15. Jahrhundert die
feineren Sorten sowohl als auch die Papiermacher selbst von
Italien her bezogen. Die älteste in Deutschland bekannte Papier
bandschrift datiert aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und
besteht aus italienischem Linnenpapier. Sie ist ein aus dem
bayerischen Kloster Aldersbach herrührendes Konzept
buch des Albert Behaim, das jetzt in München aufbewahrt
wird. 1312 soll es bereits in Kaufbeuren, 1319 in Nürnberg,
1320 in Augsburg, 1356 in Leesdorf in Österreich, 1380 in
Basel Papiererzeugungsstätten gegeben haben.Eine der ältesten
deutschen Papiermühlen ist die zu München-Au von 1347.
Die Kirchners che Sammlung, enthält Papiere von den
meisten der bekannten deutschen Fabriken und namentlich
Fig. 6.
Maximilian Lieben wein ,,,Schwarzquell“. Druck von Albert Berger,
Wien.
Der Erwerb der Kirchnerschen Sammlung, die erst in einer
noch zu errichtenden Abteilung im Neubau des Deutschen
Museums Aufstellung finden soll, bildet einen wertvollen
Grundstock für die systematische Erforschung der Geschichte
der Beschreibstoffe wie der Entwicklung der Papierindustrie
in Deutschland und Europa überhaupt. Bekanntlich ist das
Papier eine Erfindung des Reiches der Mitte. Dort stellte es
der Hofbeamte Isai-Loun etwa 100 Jahren, dir. als ein Ge
misch aus Lumpen, Baumrinde, Pflanzenfasern und Hanf
fäden her. 751 kam die Kunst durch zwei kriegsgefangene
Chinesen nach Samarkand und fand hauptsächlich von Bagdad
her Eingang in den Mittelmeerländern, wohin die Araber mit
dem neuen Stoff einen schwunghaften Handel betrieben.
In Deutschland finden sich die ersten Spuren der Papier
macherkunst gegen Ende des 12. Jahrhunderts, doch-war das
Papier hier schon früher als italienischer Ausfuhrartikel be-
auch solche von Mühlen fast sämtlicher europäischer Länder,
Das älteste Blatt der Sammlung ist aus dem Jahre 1333 er
halten und kommt aus Italien. Ein paar ziemlich alte Blätter
nämlich aus den Jahren 1525 und 1528, werden der Mühle Au
bei München als Ursprungsstätte zugeschrieben, außerdem
finden sich unter den alten Mühlen Nürnberg, Kaufbeuern,
Augsburg, Kempten, Schrobenhausen angegeben.
Hergestellt wurde das mittelalterliche Papier aus einem zu
Brei zerstampften Lumpen. Bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts,
wo die. Maschinenfabrikation aufkam, wurden die einzelnen
Blätter mit einem Drahtgestell aus Bütten oder Bottichen
,,geschöpft“ — daher der Ausdruck „Bütten“- oder „geschöpf
tes“ Papier — und mit Wasserzeichen (durchsichtige Stellen)
versehen. Diese Wasserzeichen, die eine Art Fabrikszeichen
sein sollten, wonach das Papier benannt wurde, sind für die
Bestimmung der Herkunft des Papiers von größter Wichtigkeit,